Basis für weitere Maßnahmen…(to)


Der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH) veröffentlichte den Fachplan Küstenschutz Amrum. (Artikel vom 23.01.2009)

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In dieser Woche war es nun soweit, der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN-SH) stellte den Fachplan Küstenschutz Amrum der Öffentlichkeit vor. Und das bedeutete, dass der vollständige Inhalt des Fachplanes Küstenschutz Amrum gleichzeitig im Internet, immer aktuell unter weiterführende Links – Berichte und Fachpläne“, im Portal www.lkn.schleswig-holstein.de für jedermann einsehbar ist.

Für Wittdüns Bürgermeister und Leiter der Katastrophenabschnittsführungsstelle Jürgen Jungclaus stellt die Veröffentlichung einen großen Moment dar. Er kann sich noch zu gut an das Versprechen des damaligen Leiters des Amtes für ländliche Räume erinnern, der vor gut zwölf Jahren aufgrund des gewachsenen Drucks und der nachhaltigen Forderung der Insulaner nach einer Handlungssicherheit für einen organisierten Küstenschutz auf Amrum, sein Versprechen gab, solch einen Fachplan erstellen zu lassen. Allerdings würde der federführende Mitarbeiter dies quasi neben seinen täglichen Aufgaben mitmachen müssen. „Man hatte also das Gefühl, dass es in der Behörde nicht ganz so ernst genommen wurde, möglichst schnell einen solchen Fachplan für Küstenschutz zu erstellen“, sieht sich Jungclaus, der von 1994 bis 2006 amtierender Amtsvorsteher des dann aufgelösten Amtes Amrum war, sich heute bestätigt. Nichts des trotz ist das nun vorgestellte und mit einer hohen Transparenz und Dynamik versehenes Werk ein großer Wurf für die Zukunft, auf dessen Basis sich die weiteren Maßnahmen stützen werden.

Der Fachplan, dies wurde bei der Vorstellung deutlich, stellt den bisherigen Kenntnisstand zum Küstenschutz auf Amrum, bestehend aus der Küstensicherung (Erosionsschutz) und dem Küstenhochwasserschutz (Schutz vor Sturmfluten), zusammen. Der Fachplan ist die fachtechnische Grundlage der Küstenschutzverwaltung Schleswig-Holsteins für eine integrierte und abgestimmte Planung zukünftiger Küstenschutzmaßnahmen auf Amrum.

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Jürgen Jungclaus (Mitte) und Mitarbeiter des Landesbetriebes für Küstenschutz besichtigen die Kliffabbruchkante zwischen Steenodde und Nebel nach einer Sturmflut

Der Umfang der bisher durchgeführten Arbeiten zum Küstenschutz auf Amrum und die Wirksamkeit der Maßnahmen werden im Fachplan Küstenschutz Amrum ausführlich beschrieben. Um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Insel auf die künftigen Anforderungen – auch im Hinblick auf die Klimaänderungen – vorzubereiten, werden Küstenschutzmaßnahmen beschrieben und für die jeweiligen Küstenabschnitte bewertet und empfohlen. „Dieser Fachplan wurde in Abstimmung mit den Betroffenen Amrums und von den beteiligten Institutionen gemeinsam erarbeitet“, betonte der Direktor des LKN S-H. Dr. Johannes Oelerich, bei der Vorstellung in Husum.

Die für die Umsetzung der Küstenschutzmaßnahmen notwendigen Kosten werden abgeschätzt. Für konkrete Einzelmaßnahmen sind Bauentwürfe anzufertigen und die bestehenden gesetzlichen Anforderungen zu erfüllen. Die internetbasierte Darstellung des Fachplanes ermöglicht Interessierten den Ort- und zeitunabhängigen Zugriff auf Küstenschutzinformationen für die Insel Amrum und verbessert die Möglichkeiten von Aktualisierungen und Anpassungen. Die unterstrich auch Dietmar Wienholdt, Ministerialdirigent aus dem Kieler Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume. Der Plan biete eine Transparenz und erkennbare Dynamik. Der bisherigen Praxis, dass man an der Küste bisher damit leben musste, dass nur Einzelne wüssten, wie sich die genauen Gegebenheiten vor Ort darstellen, sei nun Vergangenheit. Mit dem Fachplan werde jetzt die Basis für einen Dialog gelegt. Negative Entwicklungen könnten so rechtzeitig festgestellt werden. Der Fachplan sei der Beweis, dass der Landesbetrieb nicht nur ein Bauunternehmen sei, unterstrich Wienholdt die Bedeutung des Fachplanes.

Ein Ausdruck des rund 210 Seiten umfassenden Werkes, das sich an unzähligen Beispielen mit erklärenden Bildern festmacht, gelte nur als Momentaufnahme, erklärte Arfst Hinrichsen vom Landesbetrieb, dessen Handschrift ein Großteil der Ausarbeitung trägt. Der Plan, der als Erster diese Möglichkeit bietet, könne jeden Tag auf den neuesten Stand gebracht werden und dabei kann ein jeder durch den Besuch des Internetportals aktuell teilhaben und sich auch mit Beobachtungen und Anregungen an der Dynamik beteiligen. In einer Bewertungsmatrix werden mögliche Küstenschutz-Aktivitäten in Bezug auf ihre Dringlichkeit und die Höhe möglicher Kosten aufgelistet. Damit zeigt sich, dass die Zeit vor der Veröffentlichung, in der sich Hinrichsen immer wieder mit neuen Gegebenheiten vor Ort befassen musste und diese in den Plan einarbeitete, sich auch zukünftig stetig fortführen werde.

Bei aller Euphorie für den Fachplan steht die klare Strukturierung der gesetzlichen Vorgaben bezüglich der Zuständigkeit bei der Erbringung des Küstenschutzes gegenüber. Hier sind die Kommunen doch ganz erheblich in der finanziellen Pflicht. So beklagt der Bürgermeister der Gemeinde Nebel Bernd Dell-Missier, dass bereits seit Jahren um den Erhalt der Steilküste zwischen Nebel und Steenodde gekämpft wird. Jeder Sturm mit hohen Wasserständen reiße große Substanzbestände fort. Der touristisch stark frequentierte Wanderweg zwischen den Ortsteilen könne kaum noch gehalten werden. Da hier nicht direkt Leib und Leben sowie baulicher Eigentum gefährdet ist, besteht die Verantwortung nicht im Landesküstenschutz, sondern muss von der Kommune erbracht werden. Es sei denn, man nimmt es hin, dass die Substanz dauerhaft verloren geht. Die Kosten, die wiederkehrend aufzubringen wären, seien durch die ohnehin strapazierten Haushalte nicht zu leisten. Die Gemeinde würde für andere Aufgaben keinen finanziellen Spielraum haben.

Seinen Unmut über die nach Deichschauen gesammelten Protokolle, die sich im Prinzip im Bereich der Brennpunkte jedes Mal exakt gleichen, äußerte Jürgen Jungclaus. So ein Beispiel wie der Deich zwischen Steenodde und dem Seezeichenhafen, der in seiner Beschaffenheit nicht den heutigen Anforderungen des modernen Deichbaus entspricht, ziehe sich schon seit vielen Jahren hin. Da die Rückseite des Deiches enorm steil ist, würde ein Durchbruch bei entsprechenden Wasserständen möglich sein. Dann würde das Wasser so weit in den Ort eindringen, dass die Verkehrsanbindung von Wittdün an den Rest der Insel unterbrochen wäre. Hier müssen endlich Maßnahmen ergriffen werden, um auf solch ein bestehendes Gefährdungspotential zu reagieren.

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Amrum Jürgen Jungclaus das „tolle Werk“. „Mit dem Fachplan ist ein denkwürdiger Abschnitt in Sachen Küstenschutz erreicht worden“, schloss sich Helge Jansen, Vorsitzender der Insel- und Halligkonferenz, an. LKN-Baubetriebsleiter Alfred Mordhorst berichtete über Baumaßnahmen auf der Insel: unter anderem über den Fortgang der Arbeiten beim Umbau der Ufermauer Wittdünnord zu einem Deckwerk oder den Lahnungsbau vor Norddorf. „In diesem und im nächsten Jahr steht uns wesentlich mehr Geld für Neubaumaßnahmen zur Verfügung“, kündigte Dietmar Wienholdt abschließend an. Eine genaue Summe wollte er aber nicht angeben.

Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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