Nichtrauchen ist cool …


Das fanden die Kinder der 5. und 6. Klasse der Öömrang Skuul auch, nach dem Besuch einer Präventionsveranstaltung der Nikotinsucht im Universitätskrankenhaus Hamburg-Eppendorf.

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Die Jungen und Mädchen hatten sich in der letzten Woche wirklich früh auf den Weg gemacht, als sie um 5.00 Uhr per Sonderschiff Richtung Festland starteten. Ihr Ziel war es an einer, der jeden Donnerstag stattfindenden Aufklärungsveranstaltungen für Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 7 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) teilzunehmen. Der Verein „Nichtrauchen ist cool“, Prävention der Nikotinsucht bei Kindern und Jugendlichen in Hamburg und Umgebung e.V. hat sich der großen Sucht- und Gesundheitsgefahr beim Zigarettenkonsum angenommen und diese Veranstaltung vor vier Jahren ins Leben gerufen. Seit dem besuchten über 35.000 Schüler- und Schülerinnen eine der 170 Veranstaltungen im Hörsaal. Der Vorsitzende des Vereins Prof. Dr. Eckart Laack sieht vor dem Hintergrund der bestätigten Zahlen von weltweit 5.000.000 Verstorbenen pro Jahr, die an den Folgen des Zigarettenkonsums starben, die Aufklärung bereits in der frühen Altersstufe als überaus wichtig an. Zumal die Prognosen darauf hinauslaufen, dass sich diese Zahl innerhalb der nächsten 10 Jahre noch verdoppelt. Für Deutschland heißt das derzeit, dass jedes Jahr über 140.000 Menschen die Folgen des Tabakrauchkonsums nicht überleben. Das sind rund 400 Tote am Tag, so viele Bewohner, wie eine Stadt wie Heidelberg fasst.

Zu dieser Veranstaltung hatten die Mitglieder des Rotary Club Amrum, der seit Ende Juni eine anerkannte eigenständige Organisationsstruktur hat, die beiden Schulklassen eingeladen.

Vertreter der Amrumer Rotarier
Vertreter der Amrumer Rotarier

Die mitgereisten Rotarier und Lehrkräfte waren sich einig, wer diese Veranstaltung im UKE einmal miterlebt hat, der weiß, wie wichtig und wie richtig es ist, die Kinder mit den Gefahren der Nikotinabhängigkeit zu konfrontieren. Wie Präsident Michael Langenhahn berichtet, werden sich in diesem Jahr noch weitere Projekte mit charitativen Hintergrund aus der Mitte des RC Amrum anschließen. Vor zwei Jahren sponserten die Rotarier, die bis dato mit den Rotariern von Föhr zusammengeschlossen waren, schon einmal solch eine Fahrt und mit dem Hintergrund, dass laut einer Hamburger Statistik diese Altersgruppe nunmehr das Alter erreicht hat, in dem sie die ersten Erfahrungen mit dem Rauchen machen. Der Vorsitzende und gleichzeitig Referendar Prof. Dr. Laack führte informativ, sehr deutlich und interaktiv durch diese Präventionsveranstaltung. Mit der Überzeugung eines Mediziners, der bei seiner täglichen Arbeit im UKE mit den Folgen und den Krankheitserscheinungen durch den Konsum von Tabakrauch konfrontiert wird, soll es gelingen, einen Bewusstseinswandel zu schaffen.

Unter dem Motto “Nichtrauchen ist cool” möchte der Verein die Kinder und Jugendlichen bestärken, sich von den Zwängen ihres Umfeldes nicht beeindrucken zu lassen. Leider führt nur all zu häufig die Gruppendynamik dazu, dass die Heranwachsenden ihre erste Erfahrung mit dem blauen Dunst machen.
In Hamburg zum Beispiel machen Kinder und Jugendliche ihre ersten Erfahrungen mit dem Tabakrauchen immer früher. Sie sind zurzeit durchschnittlich 12,8 Jahre alt, wenn sie ihre erste Zigarette rauchen. Tendenz eher noch jünger. Jedes 10. Kind hat bereits vor dem Erreichen des 12. Lebensjahres geraucht. Mädchen rauchen heutzutage genauso häufig wie Jungen. Zudem hat der Zigarettenkonsum von Jugendlichen in den vergangenen 15 Jahren in Hamburg stark zugenommen. 46,8 % der 15–17-Jährigen gaben in einer Umfrage bereits 2004 an, im letzten Monat geraucht zu haben. Das Fatale daran ist, dass in diesem Stadium des sich noch entwickelnden Körpers, der Organismus außerordentlich empfänglich für solch ein Suchtmittel, wie Nikotin, ist. Eine Abhängigkeit und ein frühes Aufschaukeln des täglichen Konsums auf eine immer höhere Dosis ist das Resultat.

„Wenn wir nicht alle jetzt etwas dafür tun, dass Kinder und Jugendliche nicht rauchen, dann werden in den nächsten Jahrzehnten noch mehr junge Erwachsene an Lungenkrebs versterben!“ zeigte sich der Professor überzeugt. Wer nicht an Lungenkrebs stirbt, hat aber gute Chancen, eine der 60 möglichen Erkrankungen, die in Verbindung mit dem Konsum von Tabakrauch auftreten können, abzufassen. Hierzu gehören unter anderem die chronische Bronchitis, der Schlaganfall, der Lungenkrebs und das Raucherbein. Wer würde beim Kauf eines Produktes hinnehmen, dass nur ein einziger krebserregender Stoff darin erhalten ist? Beim Abbrand von Tabak entstehen allein 70 solcher Substanzen. Herzlichen Glückwunsch.

Die im zweiten Teil der Veranstaltung gezeigte Bronchoskopie bei einem krebskranken Raucher, dem Gewebeproben aus den Bronchien entnommen wurden, zeigte bei den Schülerinnen und Schülern der Öömrang Skuul nachhaltig Wirkung. Bei der späteren Befragung durch den Rotarier Freddy Flor, wie ihnen die Präventionsveranstaltung gefallen hat und ob sie schon mal geraucht haben, zeigten sie sich sehr zufrieden. Rauchen käme für sie nicht in Frage erklärten die 32 Kinder. Nur eine konnte sich vorstellen mal das Rauchen später auszuprobieren. Fünf hatten schon mal einen Zug genommen, aber keinen Geschmack daran gefunden. Was für ein Glück. Einige rauchende Eltern hatten zu Hause erst einmal kritische Fragen zu beantworten.

Prof. Dr. Laack im Gespräch mit einer betroffenen Patientin
Prof. Dr. Laack im Gespräch mit einer betroffenen Patientin

Viel Anerkennung und Beifall erhielt eine an Lungenkrebs erkrankte neunundsechzig jährige Patientin, die von ihrem Leidensweg vor den versammelten Schülern und Schülerinnen berichtete.

Der Verein “Nichtrauchen ist cool.” Prävention der Nikotinsucht bei Kindern und Jugendlichen in Hamburg und Umgebung e.V. würde sich freuen, wenn das Projekt, das auf den drei Säulen Vorbeugung, Entwöhnung und Forschung steht, durch Spendengelder Unterstützung findet. Weitere Infos auf www.nichtrauchen-ist-cool.de .

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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