Warum nicht auch etwas fordern…(to)


Die Weisungsbeschlüsse aller drei Amrumer Gemeinden, ihre Mitglieder des Verwaltungsrats der Amrumer Versorgungsbetriebe A.d.ö.R. mit der Weisung auszustatten, für den Bau eines Fußgängerportals auf dem Wittdüner Fähranleger (wir berichteten ausführlich) zu stimmen, sind gefasst. entscheidungHeute nun wird der Verwaltungsrat um 16.00 Uhr im Amtsgebäude in Nebel seinerseits zusammenkommen, um unter anderem den entsprechenden Beschluss, zu fassen. Hiermit sind jetzt schon die Weichen gestellt, dass auch Amrum, gemeinsam mit den Häfen Wyk und Dagebüll, das Projekt zum Bau jeweils eines Seiten Ein- und Ausstiegs in angriff nehmen wird. Damit werden an Land die Infrastrukturen geschaffen, die erforderlich sind, um zukünftig die Verkehrsströme von Fußgängern und Kraftfahrzeugen auf drei der WDR Fähren zu trennen. Mit der Indienststellung des Fährneubaus der Wyker Dampfschiffs-Reederei im Frühjahr kommenden Jahres, dessen Konzeption darauf ausgelegt ist, dass die Passagiere auf Höhe des Salondecks das Schiff mit ihrem Gepäck betreten, müssen dann auch die Bauwerke an Land fertiggestellt sein. Bei dieser Doppelend-Fähre wird auf einen Kofferabstellbereich in Höhe des Autodecks zugunsten einer fünften Fahrspur verzichtet.

Nachdem die Gemeindevertretung Wittdün bereits ihren pro Seiteneinstiegs-Weisungsbeschluss gefasst hatte und somit mit dem Norddorfer Beschluss bereits die erforderliche einfache Mehrheit bei der heutigen Abstimmung sichert, konnte sich die GV-Nebel am vergangenen Donnerstag auf ihrer Sitzung ganz „entspannt“ mit dem Thema befassen. Bürgermeister Bernd Dell-Missier stellte fest, das bezüglich dieses Projektes lange nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen herrschen würde. Die Pläne zur Umsetzung der Infrastruktur an Land, die jeweils von den Hafenbetreibern aufgebracht werden müssen, sei unter einem extremen Zugzwang realisiert worden, da das neue Fährschiff bereits seinen Dienst im nächsten Jahr aufnehmen soll. Er vertrete dabei ganz klar die Auffassung, dass mann nicht nur ja sagen sollte. Eine Befürwortung müsse, bei solch einer Investition, die allein auf Amrum rund 2 Millionen Euro nur für das Portal verschlingen werde und der Reederei einen effektiveren und wirtschaftlicheren Betriebsablauf ermögliche, mit gewissen Forderungen seitens der Insel Amrum verbunden sein dürfen. Dell-Missier wünschte sich gar einen Weisungsbeschluss, der nur unter dem Vorbehalt der Einhaltung von Forderungen an die WDR, gellten solle. Auch wenn man an diesem Abend die Welt bezüglich der Entscheidung nicht mehr verändern könne, müsse man doch Akzente setzen, zeigten sich auch andere Gemeindevertreter überzeugt.

Einer Beschlussfassung unter Vorbehalt stand Gemeindevertreter Cornelius Bendixen skeptisch gegenüber. „Was ist das denn für eine Beschlussfassung“, brachte er sein Unverständnis zum Ausdruck. Man solle wohl eher von zusätzlichen Forderungen sprechen, die dann im Verwaltungsrat beschlossen werden müssten, schlug Hans-Peter Traulsen vor.

Dell-Missier sah vielmehr die Chance, der WDR die Zusage abzuverlangen, dass die Fahrpreise nicht aufgrund der zu erhöhenden Kaigebühren angehoben werden dürfen. Die Erhöhung sei unweigerlich erforderlich, da die Versorgungsbetriebe hierdurch die erforderlichen Investitionen erwirtschaften müssen. Die Kaigebühren sind ein Bestandteil des Fahrpreises. Ferner sollten durch die schnelleren Abläufe bei den Be- und Entladevorgängen und Ab- und Anlegemanövern, die durch die Reederei prognostiziert werden und somit Einsparungspotenziale versprächen, mehr Verbindung von und nach Amrum realisiert werden können, so der Bürgermeister.

Hätte das Gemeindeoberhaupt nicht das Angebot von WDR-Geschäftsführer Axel Meynköhn, der Sitzung beizuwohnen, als nicht erforderlich erachtet, hätte er hierauf sicherlich bereits vor Ort eine Stellungnahme erhalten.

Gemeindevertreter Martin Drews sah solch eine Forderung, in Anbetracht der Verpflichtung des Geschäftsführers das privatwirtschaftliche Unternehmen gewinnoptimiert zu führen, als aussichtslos an. Die Forderung solle vielmehr den Kritikpunkt in den Vordergrund stellen, dass trotz einer Investition von jeweils rund 2.000.000 €, die Fahrgäste ein Nadelöhr von 1,8 Meter Breite zu durchqueren haben. Hier sollten die Baupläne im Bereich der Klappbrücke, die den Übergang zwischen Portal und Fähre darstellt unbedingt überarbeitet werden.

Mario Bruns sah es als inakzeptabel an, dass man trotz einer so hohen Investition keinerlei Verbesserung zu einem Zustand erreiche, der schon 20 Jahre und länger das Maß der Dinge vorgebe. Auch wenn die Deckstüren der Fähren heute auch nur solch eine Durchgangsbreite freigeben, dürfe man sich doch nicht bei den Neuplanungen damit zufriedengeben. Hier müsse unbedingt nachgebessert werden.

Bei der Sitzung der Gemeindevertretung Wittdün brachte Christian Klüßendorf einen seiner Meinung nach wichtigen Zugewinn an Sicherheit und Service durch den Seitenausstieg zum Ausdruck. Als regelmäßiger Begleiter von Patienten An- und Abreisen habe er schon mehrfach erleben müssen, dass in den dicht gedrängten Menschenmassen kurz vor Ankunft des Schiffes, in den Treppenhäusern sich Fahrgäste Blessuren zugezogen haben. Wenn es hier nur einmal nicht bei einem leichten Sturz bleiben würde, sondern hieraus ein schwerer Unfall auf den steilen Treppen resultieren würde, sei die nun geführte Diskussion über die Notwendigkeit der Seiteneinstiege mehr als nebensächlich.

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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4 comments

  1. Bernd Wüstenberg

    Es lohnt nicht mehr! mfg Bernd Wüstenberg

  2. Ilse und Klaus Rose

    Nun ist es also beschlossene Sache….
    Wittdün bekommt ein neues Wahrzeichen. Es bleibt aber die Frage, ob dieses technische „Hochhaus“ wirklich eine Freude für Touristen und Amrumer wird.

    Warum muss eine Technik eingesetzt werden, bei der eine Höhe von ca. 16 m über dem Kai-Niveau zzgl. Maschinenhaus erforderlich ist?

    Das entspricht ungefähr der Höhe eines 7-Etagen-Wohnhauses. In den vergangen Jahren haben sich alle Vertreter der Gemeinden für eine „inseltypische“ Bebauung ausgesprochen. Die Konformität dieses Bauwerkes muss durch die Planer erst noch bewiesen werden.
    Die auf den ersten Blick für die WDR und die Touristen so bestechend scheinende Wirtschaftlichkeit rechtfertigt unserer Meinung nach nicht, alle Baugrundsätze außer Acht zu lassen.

    Zum Beispiel könnte mit einer Hubtechnik mit Spindelantrieben die Bauhöhe der Portale auf weniger als 10 m reduziert werden. Eine größere Zuverlässigkeit ist dabei ebenfalls zu erwarten.
    Schon allein durch eine andere Anordnung der Hydraulik-Hebe-Zylinder könnte gegenüber der derzeitigen Planung eine Höhe von 2 bis 3 Etagen eingespart werden.

    Des Weiteren ist der Vergleich der Be- und Entladung mit der bei Schiffen der Frisia-Reederei sehr zweifelhaft. Man muss nicht nach Norddeich oder Norderney fahren, um zu erkennen, dass bei den Frisia Schiffen die Salons unterhalb der Fahrzeugebenen liegen.
    Damit wird es möglich, mit deutlich kürzeren Rampen mit deutlich weniger Hubhöhe die gewünschte Teilung der Be- und Entlade-Ströme barrierefrei zu erreichen.
    Durch diese bauliche Anordnung der Decks benötigt man einen nur ca. 5 m hohen Zugang.

    Würde der WDR-Neubau in gleicher Weise gebaut werden, könnten in drei Häfen die Passagier-Zugangsbrücken auch mit nur ca. 1/3 der jetzigen Bauhöhe errichtet werden.

    Ein größeres Gefahrenpotential besteht weiterhin beim Begehen der Gitterrost-Laufstege ob mit oder ohne Gepäck.

    Schon bei den jetzigen Verhältnissen gibt es erhebliche Drängeleien und Personen werden teilweise einfach überlaufen.
    Der künftig zu erwartende Stau am Ausgang des Schiffes mit nur 1,8 m Breite sowie am Treppenportal durch nachfolgende schiebende 800-1000 Personen lassen Unfallgeschehen mit deutlich größeren Auswirkungen erwarten.

    Der Gepäcktransport auf einer Gitterrost-Ebene – noch dazu wenn aus Kostengründen auf die Überdachung und Verglasung verzichtet wird – gestaltet sich auch nicht komfortabel. Für Personen mit Sehhilfen oder Höhenangst ist so ein Zugang kein Vorteil, sondern verursacht eher Unsicherheit.

    Und ob die erwarteten Einsparungen bei der Verladung von 5-10 min den Aufwand rechtfertigen, ist fraglich.

    Fazit:
    Amrum schließt sich zwar mit gewaltiger Technik des Fußgänger-Portals auf dem Wittdüner Fähranleger an die moderne Welt an, jedoch bleiben Umfang, Sicherheit und der Kosten-Nutzen-Effekt fraglich.

    Ob diese Maßnahme auch von den Touristen als moderner bzw. neuzeitlicher betrachtet wird, ist eher zweifelhaft. Bisher sind Touristen wegen der Landschaft und der Ruhe nach Amrum gekommen.

  3. Wenn die Gemeinden eine Re-Finanzierung der Investitionskosten über die Kai-Gebühren plant wird sich eine Erhöhung der Fahrpreise nur dann vermeiden lassen, wenn diese zusätzlichen Kosten für die WDR durch die Vorteile des neuen Anlegers neutralisiert werden.Mehr Verbindungen zur Insel halte ich nicht unbedingt für nötig, denn mehr Fähren, die dann nicht voll belegt sind, werden garantiert zu Fahrpreiserhöhungen führen.Bei entsprechendem Bedarf reagiert die Reederei meines Wissens mit zusätzlichen Fähren oder Direktverbindungen.
    Eine Verbreiterung des Ausstiegs müsste wahrscheinlich auch mit einer Verbreiterung der Kai-Anlage verbunden sein und das bedeutet wiederum höhere Kosten. Bei den derzeitigen Plänen wird der Füßgängerstrom bereits auf dem Schiff für den Terminal kanalisiert um einen reibungslosen Ausstieg zu ermöglichen.
    Eine “Forderung”, die die Gemeinden der WDR stellen könnten ist eine spätere Abfahrtszeit der letzten Fähre während der Winterfahrplans .Damit wäre auch in den Wintermonaten die Insel für Tagesausflüge attraktiv.

    Mit freundlichen Grüßen
    Marlies Mülder

  4. Rosemarie Romrig

    Sehr geehrte Herren,
    der Artikel war interessant zu lesen, vor allem was auch noch dabei so beschlossen wird. Dennoch bin ich der Meinung, jedes kleineste Detail wird zum Problem gemacht. Rollen Sie den “Roten Teppich” aus und jeder Fahrgast weiss, wo er lang gehen muß. Viele Probleme werden herbeigeredet. Wenn sich die Urlauber schon 1/2 Stunde vor Anlegen der Fähre in den Treppenaufgängen stellen, weil sie Angst haben nicht rechtzeitig auf die Insel oder an Land zu kommen, kommt mir ein Schmunzeln über die Lippen. Jeder ist doch für sich selbst verantwortlich, und wenn sich Blessuren zugezogen werden, dann doch wohl auf Eigenverschulden. Die steilen Treppen gibt es auf den Fähren schon solange wir nach Amrum fahren und jetzt auf einmal stellen sie eine Gefahr dar. Sind Sie sich da sicher, wenn Seiteneinstiege geschaffen werden, ist das Problem gelöst, daß glauben Sie ja wohl selbst nicht. Ungezügelte und rücksichtslose Menschen wird es immer wieder geben. Schade, daß auch Amrum bei diesem ganzen Debakel mit spielt, es geht immer mehr Flair, um auf die Insel zu kommen, verloren. Haben Sie mal die Bürger gefragt, ob diese auch damit einverstanden sind. Kommen Fährkostenerhöhungen überlegt sich jede junge Familie mit Kindern, können wir uns das überhaupt noch leisten. Bei der heutigen finzanziellen Situation. Auch der Urlaub muß rechnen. Solche Situationen sollten auch einmal bei dem ganzen Vorhaben bedacht werden. Das ganze Vorhaben wird zu einem künstlichen Unruheherd gemacht. Die Erholung, die bisher einen sehr großen Wert auf dieser Insel darstellt, bleibt dabei wohl auf der Strecke.

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