Mit hoch technologisierten Hilfsmitteln an der Seite…(to)


Zwanzig Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren Nebel, Wittdün und Süddorf/Steenodde absolvierten jüngst einen Lehrgang zur technischen Hilfeleistung, dessen primäres Lernziel, die schnelle, effektive und patientengerechte Rettung von Verkehrsunfallopfern war.

Windschutzscheibe entfernen...
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Bei diesem Lehrgang, der auf Kreisebene durchgeführt wird, spielte die große persönliche Erfahrung der Kreisausbilder Roland Strauss und Dieter Dorow eine wichtige Rolle. Bereits im theoretischen Teil des Lehrganges wurde deutlich, wie komplex die Beurteilung einer Unfallsituation zu erfolgen hat. Die Fahrzeugindustrie erfährt mit immer ausgefeilteren Sicherheitsausstattungen nach wie vor innovative Entwicklungen zum Schutz der Insassen. Der insassenschonende Abbau der kinetischen Energie bei einem Aufprall beziehungsweise einem Zusammenstoß trägt die Fahrzeugkonstruktion mit entsprechenden Knautschzonen Rechnung. „Die enorme Deformierung suggeriert beim Eintreffen an Unfallstelle erst einmal ein erschreckendes Szenario“, weiß Roland Strauss aus seinen unzähligen Einsätzen an der B 5 im Bereich Eiderstedt zu berichten.

Stabilisierung mit Systemstützen...
Stabilisierung mit Systemstützen...

Als Basis für diesen Lehrgang steht die Ausbildung nach dem sogenannten „Hamburger Modell“. Dieses stellt ein bewährtes Handlungsgerüst zur Rettung von Personen in Zwangslagen dar, ermöglich es, dass Rettungsdienst und Feuerwehr auf einer Gemeinsamen Basis handeln können und die Mannschaft erhält durch standardisiertes Vorgehen Sicherheit, wodurch wiederum Stress reduziert werden kann.

„Keine der heute verwendeten Sicherheitseinrichtungen geben Grund zu unnötiger Vorsicht oder gar Panik! Die Versorgung von verletzten Unfallopfern hat nach wie vor oberste Priorität und kann umgehend erfolgen!“, lautet somit auch ein Leitsatz der Ausbildung. Was aber nicht bedeutet, dass die Umsicht und die persönliche Sicherheit auf der Strecke bleiben.

Patientengerechte Rettung vom Fahrersitz mit Löffeltrage...
Patientengerechte Rettung vom Fahrersitz mit Schaufeltrage...
In zwei Gruppen aufgeteilt konnten die Lehrgangsteilnehmer an zwei Altfahrzeugen Erkenntnisse sammeln und Praktiken üben, die beim Realeinsatz lebensnotwendige Zeit zum Überleben sichert. Dabei legten Roland Strauss und Dieter Dorow großen Wert darauf, den Kameraden Lösungswege aufzuzeigen, die sowohl die auf dem Löschfahrzeug mitgeführten Bordmittel, wie Holzkeile, Steckleiterteile und Löschschläuche einbanden, als auch solche, bei denen in kürzester Zeit ein auf der Seite, beziehungsweise auf dem Dach liegendes Auto stabilisiert werden kann. Das Hamburger Modell sieht drei Phasen bei der Rettung vor, die sich in die Schaffung eines Erstzuganges, einer Versorgungsöffnung und einer Befreiungsöffnung gliedern. Dabei stand den Lehrgangsteilnehmer eine große Bandbreite an Arbeitsmitteln zur Verfügung, die sich von einem einfachen „Gurtschneider” bis hin zu hydraulisch betriebenen Rettungsscheren und Spreizern darstellte.
Beeindruckend war mit anzuschauen, welche Gewalt ein Airbag bei seiner Entfaltung erfährt. Mit einer großen Kraft (ca. 1 Tonne), einer sehr hohen Geschwindigkeit (400 km/h), einem hohen Schalldruck (170-180 dBa) und heißen Verbrennungsgasen (200 Grad) schnellt der Airbag durch die Treibsätze beziehungsweise die Treibgaszylinder (250 – 680bar) getrieben aus seinem sicheren „Versteck“.

Der Vorderwagen wird mit einem Hydrauligstempel nach vorne geklappt.
Der Vorderwagen wird mit einem Hydrauligstempel nach vorne geklappt.
Alle Teilnehmer zeigten sich hoch motiviert und gestalteten mit ihrem gezeigten Interesse und Engagement diesen Lehrgang unter der Leitung von Roland Strauss und Dieter Dorow sehr interessant. Für die Durchführung des zweiten Lehrgangsmoduls sagten die Ausbilder schon ihren Besuch auf der Insel für das nächste Jahr zu. Mit der Auslieferung des neuen Löschfahrzeuges an die Gemeindefeuerwehr Wittdün, wird es nach dem Fahrzeug in Nebel eine zweite Ausrüstung zur technischen Hilfeleistung auf Amrum geben.
Verantwortlich für den Artikel: Thomas Oelers
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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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One comment

  1. Klaus-Peter Ottens

    Herzlichen Dank an alle Teilnehmer, Organisatoren und natürlich an unsere beiden Kreisausbilder Roland Strauss und Klaus-Dieter Dorow.
    Klaus-Peter Ottens, Feuerwehr Amrum

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