Durchbruch zu befürchten…(to)


Der Gemeindevertretung der Gemeinde Norddorf wurden jüngst die besorgniserregende Entwicklung im Bereich der Küstenlinie im Bereich Norddorfs vorgebracht.

Gut aus der Luft zu erkennen...
Gut aus der Luft zu erkennen...

Aus langjähriger Nachbarschaft zu der bei Sturm tosenden Nordsee beobachtet Ulrike Bock vom Schullandheim Ban Horn die Natur besonders intensiv. Sicherlich unübersehbar sind dabei in den vergangenen Jahren die massiven Sandverluste im Bereich der Amrumer Nordspitze zutage getreten. Alte schon längst vergessen geglaubte Relikte werden von der Macht der Natur, durch den massiven Sandverlust im Bereich des Norddorfer Badestrandes bis hin zur Nordspitze freigespült. Dementsprechend intensiv werden die angrenzenden Dünen angefressen und in ihrem Bestand bedroht. In verschiedenen Kontakten mit Fachleuten auf diesem Gebiet wurde ihre Sorge bestätigt und bestärkte sie nun mit weiteren besorgten Mitbürgern an die Gemeinde heranzutreten und Bürgermeister Peter Koßmann aufzufordern eine Beurteilung des Sachstandes durch entsprechende Küstenschutzfachleute vor Ort herbei zu führen.

Ulrike Bock und Dieter Kalisch an der Abbruchkante
Ulrike Bock und Dieter Kalisch an der Abbruchkante
„Ich will keine Panik schüren und Szenarien ausmalen, doch sollte die starke Erosion, die sich speziell im Bereich des Schullandheimes aufzeichne ernst genommen werden. Schon einmal ist die Nordsee nördlich des Heimes durchgebrochen und trennte die Nordspitze von der Insel ab. Zwar werden jedes Jahr im Rahmen des biotechnischen Küstenschutzes Maßnahmen, bei dem Buschwerk zum Sandfang gepflanzt wird durchgeführt, doch werden diese Sandfangmaßnahmen nicht nachgesetzt, wenn die Frühjahrsstürme die Arbeit beschädigt oder gar zu Nichte gemacht haben. Auf den vorhandenen Bildern kann man den Abbau der Dünenreihe gut erkennen. Wenn nur noch wenige gewaltige Stürme gegen die Küste rollen, besteht die Befürchtung, dass sich die Nordsee durch die tiefen Einschnitte frisst und der Weg dann frei ist, um ungehindert durch die flache Marsch den Dorfrand zu erreichen und die dort gelegenen Häuser zu bedrohen“, bangt Ulrike Bock. „Niemand kann sagen, ob es vielleicht doch noch eine rechtzeitige Regenerierung der Sandvorkommen aus Richtung Süden geben wird und so die Bedrohung genommen wird“.

Hier zeigt die Nordsee ihre Macht...
Hier zeigt die Nordsee ihre Macht...
Neben verschiedenen Fachleuten, die diese Beobachtungen bestätigen, teilt auch Dieter Kalisch vom Verein Jordsand Ulrike Bocks Sorgen. „Über Jahrzehnte beobachten wir schon das Auf- und Ab der Natur und halten auf der Vogelwärterstation Amrumer Odde die Veränderungen fest. Durch die Veränderungen im Strömungsverhalten kommt es bei den sogenannten Kantenfluten, die nicht einmal besonders bedrohliche Wasserstände mit sich bringen, durch die regelrechte Fräswirkung der Wellen, zu enormen Sandverlusten. Speziell die urzeitlichen Dünen an der Ostseite der Odde erleiden durch die Kolkwirkung stetig Substanzverluste. Jedes Jahr wandert der Flutsaum ein Stück landeinwärts, sodass die Dünenkette an der ohnehin schon schmalsten Stelle immer schmaler wird. Im vergangenen Jahr hat nur ein Sturm rund 4 Meter vom Dünenfuß weggerissen. Ich bin fest überzeugt, dass es einen Zusammenhang mit den riesigen Sandentnahmen für Vorspülungen an Sylts Südspitze Mitte der 1980er Jahre am „Jungnamensand“ vor der Norddorfer Küste gibt. Durch die Abflachung dieser bedeutsamen Sandbank veränderten sich die Strömungen bis zum heutigen Tag nachhaltig. Zudem wird der Sandtransport zum Regenieren der Sandverluste durch die Bildung und Begrünung von Sanddünen auf dem Kniepsand südlich von Norddorf stark gehemmt“.
„Für uns besteht die Sensibilisierung darin, dass sich Küstenschutzfachleute dieser Situation kurzfristig annehmen, eine Beurteilung vornehmen und entsprechende Schutzmaßnahmen definieren und auf den Weg bringen. „Von Sandvorspülungen, wie sie vor Sylt regelmäßig durchgeführt werden träumen wir hier auf Amrum nur“, merkte ein Besucher der Gemeindesitzung realistisch denkend an.
„Wir können doch nicht sehenden Auges zuschauen, wie die Situation sich verschärft. Es muss im Interesse uns Aller sein, diese einmalige Natur für unsere Kinder und Enkel zu erhalten. Von der Bedrohung für die Föhrer Küste im bisher nicht da gewesenen Ausmaß, sollte die Nordspitze verloren gehen, mal ganz abgesehen“, appelliert Dieter Kalisch.
Mit dieser Eingabe im Hinterkopf fuhr tags darauf Bürgermeister Peter Koßmann zur Insel- und Halligkonferenz nach Kiel. In einem Gespräch mit dem dort referierenden Ministerialdirigenten Dietmar Wienholdt, MLUR konnte Koßmann von der Situation berichten. Als Kenner der Küstenverhältnisse sagte er unbürokratisch zu, dass dieser vermeintlich gefährdete Bereich bei der am 01.Juni stattfindenden Deichschau auf Amrum besondere Aufmerksamkeit erhält und in Augenschein genommen wird.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers
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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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