Seehundbestand ist weiter gestiegen…(to)


Die Sonne steht bereits tief und die Natur beugt sich deutlich dem nahenden Winter.

Sonnenbaden auf einer Sandbank
Sonnenbaden auf einer Sandbank

Die ersten Nachtfröste auf den Inseln zeugen von der fortgeschrittenen Zeit in diesem Jahr. Für die Seehunde, die in diesem Sommer im nordfriesischen Wattenmeer geboren wurden, steht nun eine entscheidende Prüfung ihrer körperlichen Fitness bevor. Die Tiere, die sich bis dato keine Fettschicht anfressen konnten oder gar gesundheitlich angeschlagen sind, werden es schwer haben unbeschadet das nächste Frühjahr  zu erleben. Tendenziell ist eine weiter ansteigende Population zu beobachten, die sich – trotz einem leichten Seehundsterben im Bereich Amrum und Sylt im Jahr 2008 –  weiter fortführt. Damals hatten Lungenwürmer vielen Tieren das Ende bereitet.

Werden die Seehunde noch bei angenehmen Temperaturen ab Ende Mai bis Anfang Juli geboren, erblicken die Babys, der ebenfalls in der Deutschen Bucht vertretenden der Kegelrobben, mitten im Herbst und Winter das Licht der Welt. Die Wurfsaison beginnt Mitte November und findet ihren Höhepunkt Mitte Dezember. Allerdings trifft man für gewöhnlich die Kegelrobben nur auf den Außensänden im Westen der Inseln an, wo hingegen die Seehunde weit ins flachere Wattenmeer einschwimmen.

Wie Seehundjäger Armin Jeß stellvertretend für seine beiden Seehundjägerkollegen auf Amrum berichtet, habe es in diesem Jahr eine Vielzahl von Spätgeburten bei den Seehunden gegeben. Diese kamen erst im August zur Welt und hatten nun ein entsprechend kleineres Zeitfenster, um sich auf den Winter vorzubereiten. Diese Beobachtungen decken sich mit den Zahlen in der Seehundaufzuchtstation in Friedrichskoog, wo noch verhältnismäßig spät Tiere, sogenannte Heuler, eingeliefert wurden.

Heuler gehörten wieder zum Verlauf der Saison...
Heuler gehörten wieder zum Verlauf der Saison...

Auf dem jährlichen Treffen der Seehundjäger fand wieder ein Erfahrungsaustausch statt, bei dem Wissenschaftler, Veterinäre und Tierschützer über die neuesten Erkenntnisse und Statistikzahlen des Jahres berichteten. Die Verbände und Organisationen verzeichneten so viele Seehunde im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, wie es letztmals vor rund 100 Jahren gab.

Das Zwischenergebnis im August stützte sich auf bis dahin vier durchgeführten Zählungen in 2011. Das entsprach einer Steigerung von knapp 13 Prozent zum Vorjahr teilte das Kieler Umweltministerium im August mit. Insgesamt wurden 10 941 Seehunde erfasst.

In diesem Jahr sind vielfach Tiere beobachtet worden, die sicher aufgrund ihrer Ausbreitung, an neu entdeckten Rastplätzen gesichtet wurden. „Völlig untypisch war zum Beispiel auch, dass eine Kegelrobbe über Tage an der Odde gerastet hat. Hier herrscht starker Publikumsverkehr, der die Tiere eher abschreckt. Diese  ziehen sich eher schnell zurück und können selten aus der Nähe betrachtet werden“, weiß der Naturschützer des Öömrang Ferians. „Außergewöhnlich war auch, dass wir im Frühjahr drei ausgewachsene Kegelrobben verendet aufgefunden haben. Mit einem Körpergewicht von 150 bis 180 kg waren diese deutlich ausgewachsen“, erklärt Jeß.

„Die Sände, wo die Tiere verweilen, werden regelmäßig abgeflogen und die Zählungen liefern verlässliche Zahlen“, erklärt Armin Jeß. „Wir selbst haben keine Möglichkeit mehr auf einem Schiff mitzufahren, um eigene Erkenntnisse rund um Amrum zu sammeln“, bedauert der Seehundsjäger. Jeß leitet das Carl-Zeiss-Naturzentrum des Öömrang Ferian in Norddorf und registriert während seiner Arbeit derzeit vermehrt schwache Seehunde auf dem Amrumer Kniepsand.

Bei den Kegelrobben läuft zwar der Rastplatz “Helgoland Düne” aufgrund des überflutungssicheren Niveaus dem „Jungnamensand“ den Rang ab, trotzdem sind auch für Amrum  steigende Geburtszahlen zu verzeichnen. „Mit rund 100 Geburten liegen wir nach rund 50 Geburten im Vorjahr deutlich höher“, weiß Armin Jeß.

Fellfarben verraten das Alter...
Fellfarben verraten das Alter...

Das Aussehen der Tiere, die zwischen 140 und 170 cm lang und zwischen 100 und 150 Kilogramm schwer werden, ist stark von dem Trocknungsgrad ihres Felles abhängig. Die natürliche Lebenserwartung liegt bei den männlichen Exemplaren bei 25 Jahren und bei den Weibchen bei 30 bis 35 Jahren. Die elfmonatige Tragezeit der trächtigen Weibchen endet mit dem Wurf im Juni und Juli. Die im Durchschnitt 85 cm großen und 10 kg schweren Zöglinge werden gut fünf Wochen gesäugt, bis sie für sich selber sorgen müssen. Nach dieser Zeit vollzieht sich dann auch der Fellwechsel bei den Jungtieren.

Im Westen beziehungsweise Südwesten von Amrum liegen mit dem Jungnamensand und dem Japsand zwei weitere bedeutsame Ruheplätze der Seehunde. Für die Touristen sind die in der Saison angebotenen Fahrten zu den Seehundsbänken immer ein Ausflug wert. Für die Fischer hingegen sind die Tiere in ihrer hohen Population eher ein Ärgernis. “In so ein Tier passt eine Menge Fisch”, weiß ein Fischer zu berichten.

Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

Print Friendly, PDF & Email

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

schon gelesen?

Naturbasierter Küstenschutz für Amrum – Vortragsempfehlung …

Der Klimawandel ist in aller Munde und zeigt auch an der nordfriesischen Küste seine Wirkung. …

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com