Gibt es neue Strömungen für eine Gemeinde Amrum? …(to)


Wie oft wurde wohl bereits über die Möglichkeit diskutiert, die drei Amrumer Gemeinden zu einer Gemeinde Amrum zusammen zu führen?

Sonnenuntergang über Amrum
Sonnenuntergang über Amrum

Sicher ist, dass dieses Thema emotionale Diskussionen lostreten kann und die Haltung der einzelnen Kommunalpolitiker nicht unterschiedlicher sein könnte.
Nun hat sich der SPD-Ortsverein Amrum im Dezember 2011 entschlossen, einen neuen Anlauf zu diesem Thema zu wagen. Die SPD-Fraktion in der Gemeindevertretung Wittdün stellte auf der öffentlichen Sitzung einen Antrag an den Bürgermeister und die Vorsitzenden der Gemeindevertretung Wittdün, sich ihres Grundsatzbeschlusses zu besinnen und eine neue Beleuchtung dieses Themas aufzugreifen.
Wie Bürgermeister Jürgen Jungclaus bestätigte, habe die Gemeindevertretung Wittdün bereits 2007 einstimmig beschlossen, die Gründung einer Gemeinde Amrum anzustreben und Initiativen dazu nachhaltig zu unterstützen. „Zu dieser Aussage stehen wir immer noch und unterstützen den Antrag der SPD-Fraktion“, erklärte Jungclaus. „Es wird immer schwieriger, Bürger zu finden, die ihre Freizeit mit den Aufgaben der Kommunalpolitik teilen wollen. Viele mussten im Laufe der Jahre feststellen, dass es nicht mit der Teilnahme an Sitzungen getan ist“. Die Flut an Änderungen im Kommunalrecht und neue Trends erfordern Aufmerksamkeit und eine stetige Anpassung einstiger Konzepte. Viel Arbeit für die 29 ehrenamtlichen Politiker auf Amrum.
Wie die SPD-Fraktion in ihrem Antrag darlegt, wurde in einem offenen Brief des früheren Amrumer Amtsvorstehers Peter Martinen die Bildung einer Gemeinde Amrum erneut angeregt. Dieser Vorschlag trifft auch in der Öffentlichkeit ebenso wie bei vielen Amrumer Bürgern auf deutliche Zustimmung, zeigen sich die Antragsteller überzeugt.

Jürgen Jungclaus weiß aus verschiedenen Gesprächen, dass es Befürworter unter Amrums Bürgern gibt. Diese sind überzeugt, dass bisherige Sichtweisen nicht auf Ewigkeit bestand haben können. Eine wertfreie Betrachtung sei unumgänglich, wolle man sich nicht in der Kleingliedrigkeit der einzelnen Gemeinden auf Amrum verlieren“, weiß Jungclaus die Meinungen wiederzugeben. „Dieses Thema dürfe nicht vor der ersten Diskussion schon an bestehenden Befindlichkeiten scheitern, wolle man ein Für- und Wieder über die 29 Kommunalpolitiker hinaus ergebnisorientiert betrachten“.

„Eine Gemeinde Amrum liegt im Interesse aller Amrumer. Die Zeit dafür ist reif.“, zeigt sich die Fraktion überzeugt. Die Finanznot im Land zwingt auch die Insel zum Kostensparen, zur Bündelung aller Mittel und Kräfte, denn dreigeteilt kriegt Amrum nichts auf die Reihe und das Investitionsprogramm von Projekt M lässt sich nur gemeinsam verwirklichen. Damit wir auf ganz Amrum auch künftig eine einheitliche Kurabgabe erheben können, ist die erforderliche Kalkulationsgrundlage nur auf der zusammengefassten Basis von Kosten und Erlösen der gesamten Insel darzustellen, am Besten im Rahmen einer Gemeinde Amrum. Sonst drohen künftig in Nebel und Norddorf deutliche Einnahmeverluste. Mögliche Auswirkungen einer Verwaltungsreform sowie die für 2013 anstehenden Kommunalwahlen verleihen diesem Thema im Bewusstsein der Bürger zunehmende Aktualität. Handeln wir, bevor uns jemand das Handeln abnimmt!“, so die Argumentation der SPD.

„Diesen Erkenntnissen kann sich die Gemeindevertretung Wittdün nicht länger verschließen und muss endlich den ersten Schritt tun“, machen die Antragsteller Druck.

Notwendig erscheint nach eigener Aussage der SPD, zunächst mit einer fundierten Beurteilung der Chancen und der Risiken die Machbarkeit prüfen zu lassen. Hierfür sollte das Amt Föhr-Amrum eingebunden werden, um so eine ergebnisoffene Beurteilung und Beratung zum Thema „Bildung einer Gemeinde Amrum“ zu erreichen. So bestehe zudem die Möglichkeit, in kommunalen Belangen versierte Berater hinzuzuziehen.

Die Gemeindevertretung Wittdün beschloss einstimmig, die Amtsdirektorin aufzufordern, die Bürger der Insel zu einer Informationsveranstaltung einzuladen. Hier soll den Bürgern und Bürgerinnen die Gelegenheit gegeben werden, sich zu der möglichen Bildung einer Gemeinde Amrum zu äußern. Die Informationen müssen neutral kommentiert sowohl die Risiken und die Kosten als auch die Vor- und Nachteile aufzeigen. Die Gemeindevertretungen in Nebel und Norddorf werden gebeten, sich diesem Beschluss anzuschließen.

Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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6 comments

  1. Die Fusionitis hat bislang keine keine meßbaren Vorteile für die Betroffenen gebracht, grundsätzlich entstehen nur höhere Kosten. Die immer wieder gern bemühten Synergieeffekte existieren regelmäßig nur in der Phantasie der Befürworter. Verschwiegen wird immer, dass größere Einheiten höhere Reibungsverluste haben, zur Unflexibilität neigen und sich vom Bürger entfernen. Der kurze Dienstweg wird abgeschafft, es lebe die Bürokratie. Welche Vorteile sollten die Bürger von Norddorf und Nebel von einer Fusion
    wirlich haben? Geht es tatsächlich nicht nur um das Bestreben, vorhandene Verluste zu ” vergesellschaften”? Es gilt dem Druck von oben entgegenzutreten und sich nicht mit einmaligen Leistungen einkaufen zu lassen. Von ” Hochzeitsgeschenken” soillten die Insulaner eigentlich genug haben. Ist die Großgemeinde erst da, können ihre Befürworter nach Belieben schalten und walten, der Fremdbestimmung werden damit Tür und Tor geöffnet. Für die Amtsverwaltung auf Föhr ist es selbstverständlich bequemer, nur mit einem Ansprechpartner zu verhandeln. Es bedarf keiner großen Phantasie sich auszumalen, wie die dortige Beurteilung und Beratung ausfallen wird. Hier eine objektive Instanz zu erwarten, ist schon naiv. Die Gemeindevertretungen in Norddorf und Nebel wären gut beraten, die Aufforderung zügig ad acta zu legen.

  2. Nach einem weiteren (verlorenen) Jahr steht dieses Thema wieder einmal auf der Agenda. Was schon seit Jahren zwingend notwendig wäre für die Weiterentwicklung Amrums, wird nun erneut angeregt. Ich frage mich, warum das alles immer im Sande verläuft. Eine solch kleine Insel “leistet” sich den Luxus dreier Gemeinden mit fast 30 Kommunalpolitikern. Unfassbar! “Gemeinsam ist man stark”, nach diesem Motto müsste Amrum handeln und sprechen. Dann wird auch die Insel insgesamt profitieren und auch in der Außendarstellung besser wahrgenommen. Aber dazu muss man den Mut haben zum (auch persönlichen politischen) Verzicht. Eine umfassende Änderung der Politstrukturen würde auch die Sichtweisen positiv beeinflussen. Den Initiatoren bleibt zu wünschen, diesmal nicht nachzulassen. Der Weg ist sehr steinig. Und einige sollten sich den Beitrag hier in diesem Forum von Herrn Martinen vor gut einem Jahr nochmals ins Gedächtnis rufen. Ein weiser Mahner…

  3. Bei einer Einwohnerzahl von 2300 Bewohnern leisten sich die Gemeinden 3 eigene kommunale Vertretungen und Haushalte. Statt aus einem Guss zu denken und zu handeln, unterhalten Sie getrennte Bauhöfe, Freiwillige Feuerwehren mit Nachwuchssorgen und Gerätebedarfen. Die Gemeinden pflegen oder leiden an eigenen Prestigeobjekten, sind es nun das ehemalige Schwimmbad, das neue Seemannsheim und die geplante Seebrücke in Norddorf oder aber das Thalasso-Zentrum in Wittdün.
    Positiv für Amrum wirken andere Bereiche: die Amrum-Touristik handelt gesamtwirtschaftlich denkend für Amrum. Daneben sind noch die Versorgungsbetriebe, Polizei, Post, medizinische Versorgung und all die anderen Dienstleistungsbetriebe zu nennen. Nur der politische Schulterschluss fehlt.
    29 Kommunalpolitiker fühlen sich nun verantwortlich alle Themenbereiche auf Amrum abzudecken, haben aber nur die Brille ihrer eigenen Gemeinde auf. Sie als Interessenvertreter Amrums wären grundsätzlich leistungsfähig für Amrum als Einheit zu wirken. Die Klein-Klein-Mentalität der Gemeinden müsste zugunsten sinnvoller Synergien aufgegeben werden; also arbeitsteilig Handeln für Amrum. Nur so lässt sich die kommunalpolitische Arbeit für Amrum schultern. Auch dann, wenn kommunalpolitisch Aktive nicht zusätzlich in Gremien außerhalb der Insel oder selbst wirtschaftlich aktiv vor Ort beansprucht sind. Bei denen ist das Vorhandensein eines zeitlich begrenzten Budgets für ihre kommunalpolitische Arbeit auf Amrum nur allzu verständlich. Und welche Kosteneinsparungen könnten bei Personal- und Sachkosten und bei Aufwandsentschädigungen und Sitzungsgeldern bei einer Einheitsgemeinde Amrum auch noch entstehen?
    Wünschenswert wäre auch eine Einbeziehung von Zweitwohnungsbesitzern in die Kommunalpolitik. Auch diese Zweitwohnungssteuerzahler sind direkt oder mittelbar mit der Leistungsfähigkeit, dem wirtschaftlichen Nutzen und einem attraktiven Angebot der allein auf Tourismus ausgerichteten Insel verknüpft. Diese Wertschöpfung drückt sich aber nicht auch in Rechten aus, wohl aber als Zahlende von Steuern und Abgaben. Vergleichbar mit dem kommunalen Wahlrecht für EU-Migranten sollten diese Zweitwohnungsbesitzer zumindest das aktive, wenn nicht auch das passive Wahlrecht erhalten. Der Blickwinkel sollte auch auf Sie und auf Teilhabe bei Öffentlichkeitsveranstaltungen gerichtet sein. Somit ließen sich bestimmt weitere Kräfte für die Kommunalpolitik gewinnen.
    Es ist Zeit aufzuwachen.

  4. Auch bei den Gebietsreformen in den einzelnen Bundesländern gab es in der Vergangenheit nicht nur Befürworter und viele der Betroffenen befürchteten eine umfassende Einvernahme durch die dann größere Verwaltungseinheit. Tatsächlich ist das dann aber (meist) nicht erfolgt und keiner möchte mehr das Rad der Zeit zurückdrehen. Wer Stadtstaaten wie Bremen, Hamburg und Berlin in einem vereinten Deutschland als überholt ansieht, der hat auch aus der Ferne wenig Verständnis dass es immer noch keine Gemeinde „Amrum“ gibt. Dies lässt sich meiner Meinung nach aber auch auf andere Inseln übertragen wo dies bis heute nicht geschehen ist.
    Letztlich sollten aber Bürgerinnen und Bürger vor Ort darüber entscheiden, ja auch die Jugendlichen ab 16 Jahren, weil sie ja die Zukunft nicht nur auf Amrum bilden. Im Mai 2012 sind die nächsten Wahlen in SH, da könnte man ohne großen Aufwand eine Abstimmung über diese Frage mit organisieren.

  5. Mich würde bei den Leserbriefen von den Herren Hackmann, Durlack und Deichsel interessieren, was das für selbst ernannte Amrumer sind, die meinen, sich so in die Amrumer Kommunalpolitik einmischen zu müssen. Die Einmischung – selbst gut gemeinte – sollte tunlichst von außen her vermieden werden. Die Amrumer – ob einheimisch oder zugezogen – haben bisher immer selbst erkannt was gut für ihre Insel ist, sonst wäre wohl auch gar nicht das Interesse vorhanden, für diese “gutgemeinten” Leserbriefe.

  6. Alle Jahre wieder, wenn die Komunalpolitiker sich vor wichtigen Aufgaben drücken, kommt die Fusion auf den Tisch.Defizite in der Gemeindepolitik haben wir selbst genug, eine Fusion bringt uns nichts. Möge weiterhin die Verschuldung die Gemeinde Wittdün schützen.
    Jens Petersen, Wittdüner und das ist auch gut so!

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