Polizeistation Nebel wurde aufgelöst und zur Zweigstelle degradiert…(to)


Im Zuge der Restrukturierung der Polizeidienststellenstruktur im Bereich Nordfriesland wurden zum ersten April verschiedene Veränderungen wirksam.

Ralf Klein, Ingo Reyher, Gerrit Uhlmann
Ralf Klein, Ingo Reyher, Gerrit Uhlmann

Diese organisatorischen Maßnahmen, die unter anderem die Auflösung von Polizeizentralstationen und die Einrichtung der Polizeireviere Husum und Niebüll mit entsprechend nachgeschalteten Polizeistationen mit sich brachte, verlief für die Bevölkerung eher unbemerkt ab. Für die Insel Amrum bedeutet diese Neuorganisation allerdings eine bedeutsame Veränderung. Die Eigenverantwortung für die von ihm bisher geleiteten Polizisten auf Amrum, ist der Dienststellenleiter der Station Nebel, Polizeioberkommissar Ingo Reyher, zum ersten April wohl los. Fortan handelt es sich nicht mehr um eine Polizeistation Amrum, sondern um die Polizeistation Wyk auf Föhr, Zweigstelle Nebel. Die Leitung der drei Polizisten und der zwei Polizisten der Sommerverstärkung wird dann durch den Leiter der Station in Wyk, Polizeihauptkommissar Udo Höfer, übernommen.

„Wir sind von dieser Neureglung völlig überrascht worden und als Kommune zu keiner Zeit informiert worden“, verdeutlichte Wittdüns Bürgermeister Jürgen Jungclaus auf der jüngsten Gemeindevertretersitzung sein Unverständnis über die Veränderungen. „Auf dem Festland sind Kommunen in den seit dem 01 April 2011 laufenden Findungsprozess der Landespolizeiprojektgruppe befragt und eingebunden worden und wir müssen aus der Presse erfahren, dass die Polizeistation Nebel aufgelöst wird“, so Jungclaus. „Ich empfinde diesen Verlauf als empörend und drücke auch als Vorsitzender des Amrum Ausschuss stellvertretend die Empörung aller Amrumer Kommunen aus“.

Der erfolgte Erlass hält den Entscheidungsträgern jegliche Veränderungen im Personalmanagement noch offen, da über diese Struktur in späteren und gesonderten Erlassen beschieden wird. Dieser Passus im Erlass kann, auch wenn die Personalstärke derzeit unberührt bleibt, zu einem späteren Zeitpunkt eine erneute Veränderung bedeuten.

Hoher Besuch und kein Ton zu der Auflösung der Polizeistation...
Hoher Besuch und kein Ton zu der Auflösung der Polizeistation...

„Ich finde es ungeheuerlich, wie hier mit Menschen umgegangen wird“, klagt Judith Kardel die Situation an. Sie ist auf die Insel gezogen, um ihre Fernbeziehung zu Ingo Reyher, der seit Juli 2011 die Dienststelle leitet, zu beenden und mit dem Dienststellenleiter auf Amrum zu leben. Vor dem Hintergrund, dass Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner, der Direktionsleiter und der Leiter der Polizeizentralstation Wyk erst Ende Januar Amrum und der Polizeistation Nebel einen Besuch abgestatteten und keinen Ton zu der Auflösung der Polizeistation den Beamten gegenüber verlauten ließen, ist inakzeptabel“. „Zu diesem Zeitpunkt waren diese Veränderungen doch schon längst beschlossene Sache und erst mit dem Erlass vom 20.03.2013 wurden die Veränderungen offiziell den Betroffenen mitgeteilt. Von einem Dienstherrn ist, vor dem Hintergrund eines Vertrauensverhältnis, solch ein Umgang mit seinen Bediensteten eine glatte Fehlleistung“, urteilt Judith Kardel die Informationspolitik ab.

Für die Inselbevölkerung und auch deren Kommunalpolitiker wirft sich hier die Frage auf, ob solch eine Unterstellung der Verantwortung aufgrund der räumlichen Trennung durch die Nordsee Sinn machen kann. Oder ist nicht sogar damit zu rechnen, dass zukünftig die originären Aufgaben der Polizei auf der Insel Amrum mit diesem Erlass ein Stück auf der Strecke bleiben könnten. Auf eine offizielle Stellungnahme vom Innenminister als auch von der Pressestelle der Polizeidirektion wartete die Redaktion seit einer Woche leider vergebens. POK Ingo Reyher verweist auf seine Verschwiegenheitspflicht und gab leider keine Stellungnahme.

„Auf einem Außenposten auf einer nicht zu jeder Tageszeit erreichbaren Insel erwarten der Bürger als auch die Politik einen eigenverantwortlichen und der Verantwortung mit entsprechenden Dienstgrad gestellten Beamten als Stationsleiter“, verdeutlicht Jungclaus und sieht in der Polizei eine Institution, die einen hohen präventiven Aufgabenbereich hat.  Es kann sich ja bei solch einer Neustrukturierung kaum um Einsparmaßnahmen handeln, sagt doch die Pressemitteilung der Polizeidirektion aus, dass die Polizeipräsenz im Nordbereich um weitere neun Beamte verstärkt werden soll.

Polizei in einem der zahlreichen Einsätze auf der Insel...
Polizei in einem der zahlreichen Einsätze auf der Insel...

Es ist generell schwierig Fachpersonal und junge Familien auf Amrum zu halten. Grund hierfür sind häufig fehlender Wohnraum beziehungsweise mangelnde persönliche Perspektiven. Dies trifft auch für Polizisten zu. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, ist es nicht Selbstverständlichkeit, dass sich auf Amrum Ordnungshüter in die Dorfgemeinschaft einreihen und eine Heimat finden. Hier stellt sich die Frage, ob bei der landespolitischen Planung für die Umstrukturierung überhaupt auf solchen Sonderstatus wie eine Insellage geachtet wurde. Bürger und Bürgerinnen können derzeit nur spekulieren, dass sich die Bürgernähe zur Polizei deutlich verschlechtern könnte. Zumal die jetzt tätigen Beamten bereits in der Vergangenheit starke Einschränkungen bei ihrem Dienst auf der Straße hinnehmen mussten. Durch die enormen Bereitschaftsstunden bauen sich kontinuierlich Überstunden auf, die nur schwer abzubauen sind.

Thomas Oelers

 

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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8 comments

  1. Wieviel müssen wir denn noch hinnehmen bevor es endlich knallt ???

  2. Ist das ein verspäteter Aprilscherz???

  3. Toll——und das ganze läuft in Kiel sicher unter dem Titel
    “Vereinfachung der Abläufe verbunden mit grösserer Bürgernähe”.
    1. Wird das dann kostengünstiger oder teurer.?
    2. Was ist Sinn und Zweck dieser Posse.
    3. Einbrecher können kanalisiert nach Abfahrt mit der Fähre
    beim Zwischenhalt auf Föhr vom grösseren Polizeiaufgebot
    dingfest gemacht werden.
    4. Amrum sollte vielleicht die Unterabteilungen des BKA auf Hooge
    und Jungnamensand übernehmen..
    Was auch immer in den behördlichenGehirngängen (so vorhanden) mancher am grünen Tisch erdachter Lösungsvorschläge ausgebrütet wird,
    ist für den Bürger nicht mehr verständlich und nachvollziehbar.
    Das ganze dann per “ordre de Mufti ” durchzuziehen und nur
    en passent mitteilen zu lassen ist ungezogen und nur noch dreist.

  4. Als Dienststellenleiter der Station Nebel wird Polizeioberkommissar Ingo Reyher wohl einen kleinen Zuschlag auf seine Bezüge erhalten haben. Dieser Zuschlag fällt nun sicherlich weg. Das wird, so denke ich, der eigentliche Grund für diese sogenannte Restrukturierung sein. Der Umgang der Landesregierung als Diensther mit den Betroffenen ist schlichtweg ungeheuerlich. Und dann wird man bei nächsten Gelegenheit mit Krokodilstränen die wachsende Politikverdrosssenheit der Bürger beklagen.

  5. wenn das kein Aprilscherz ist, zeigt es doch, dass die Betiebswirtschaftler (Controler etc.) in fast allen Bereichen inzwischen “das Sagen” haben. Siehe auch Gesundheitswesen etc. Jetzt warte ich nur noch auf die “Anweisung” an Einbrecher, Brandstifter und Vandalisten: bitte melden Sie Ihre Tat 48 Stunden vorher an….. cu bis denne Ralf Jürgen

  6. Wolfgang Handke

    ….in den seit dem 01 April 2011 laufenden Findungsprozess –
    HaHa, in der befindet sich unsere Regierung seit Jahren. Trotz der augenblicklichlichen Situation hoffe ich, das Ingo, Ralf und Gerrit uns noch lange erhalten bleiben – als “Amrumer Polizisten” und “Amrumer Bürger”

  7. Unverantwortlich wie hier mit den Menschen umgegangen wird und dem Normalbürger ist das nicht mehr zu verkaufen. Liebe Politiker, hinter Euren Zahlenspielen stehen Menschen. Wird mit den Banken ebenso verfahren? Nein, da ist plötzlich eine Unsumme an Geldern verfügbar, was an an vielen Stellen schon eingespart wurde: Schulen, medizinische Versorgung, Infrastruktur wie Straßen ( wofür es eine gesonderte Steuer gibt), Bundeswasserstraße nicht zu vergessen deren Pflege und Instandhaltung hoheitliche Pflicht ist – omg ich weiß bald nicht mehr warum wir so viel arbeiten und so viele Steuern bezahlen.ä

    WIR werden SO NIEMALS mit unseren Angestellten verfahren, und wenn die finanzielle Situation noch so angespannt ist.

    Ich muss mich fremdschämen Herr Breitner

  8. Ein großer Rückschritt für alle Blaulichtfraktionen auf Amrum.
    Entscheidungsträger gehören vor Ort.
    Klaus-Peter Ottens, Feuerwehren der Insel Amrum

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