Kurzes Gastspiel…(to)


Verwunderung, als Verschönerung gedacht, gelungen und doch eher falsch verstanden.

Wer dieses Grafitti noch "bewundern" will, muss sich beeilen...
Wer dieses Grafitti noch "bewundern" will, muss sich beeilen...

Die Meinungen und Empfindungen über eine mit Graffiti verzierte Wand liefen innerhalb der vergangenen Woche doch sehr auseinander. Nun wird ein Eimer Farbe in Schneeweiß der künstlerischen Darbietung an der alten Kurverwaltung in Wittdün ein jähes Ende bereiten.

Wie Wittdüns stellvertretender Bürgermeister Heiko Müller auf Anfrage erklärte, sei das Graffiti keine wilde Schmiererei, sondern ein Werk der Bandmitglieder von der Berliner Gruppe „Ratatöska“. Diese habe sich nach ihrem musikalischen Auftritt in Wittdün inspiriert gefühlt, auch ihrer künstlerischen Ader des Sprayens einen Akzent zu setzen. „Mir erschien die verwitterte Wand an der ehemaligen Kurverwaltung als durchaus geeignet und meine Hoffnung bestand in einer originellen Aufwertung des dem Abbruch geweihten Gebäudes“, so Heiko Müller. Diese Freigabe habe er mit Bürgermeister Jürgen Jungclaus abgesprochen. Zumal ein Graffiti nicht zwingend als Schmiererei gewertet werden müsse.

Wie die Mitarbeiterinnen der Schutzstation Wattenmeer, die in der hinter der alten Kurverwaltung gelegenen Nordseehalle untergebracht sind, erklärten, seien die Gäste von dem Graffiti sehr irritiert. Durchweg war die Meinung, dass solche visuellen Darbietungen nicht zum Flair der Insel passen. Auch wenn es in keinster Weise anrüchig oder provozierend sei. „Wir sehen uns allerdings regelmäßig mit dem Graffiti in Verbindung gebracht und das Bild spiegelt in keinster Weise unsere Arbeit im Naturschutz wieder“, erklärte eine Mitarbeiterin der Station.

Nach einem Ortstermin mit Heiko Müller entschied man sich nun, das Graffiti wieder überzustreichen. „Ich spendiere die Farbe“, so Heiko Müller.

Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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9 comments

  1. Schade, chance vertan. Die Idee von Heiko Müller war aus meiner Sicht richtig und für Amrum zielführend, schade dass sich die eher konservativen Kräfte durchgesetzt haben. Amrum bietet aus meiner Sicht genug “altbackenen” und “stehengebliebenen” Charme, da wäre auch um eine neue Zielgruppe an die Insel heranzuführen, ein Farbklecks genau das richtige. Man würde dadurch sicher nicht moderner als Föhr oder Sylt werden. Aber leider beugt man sich den Rückwärtsgewandten, die vermutlich auch heute noch bei Saturn nach einem Telefon mit Wählscheibe fragen. Und hätte man in der Vergangenheit nicht auf das moderne Internet gesetzt und es als “Teufelswerk” gegeisselt, würden die Mitarbeiter der Schutzstation auch heute wesentlich eingeschränkter ihren Dienst verrichten können. Schade, dass dort keine kommunikative Möglichkeit gefunden wird, sich von dem Werk abzugrenzen – sofern man meint dies zu müssen – ohne das es direkt eliminiert werden muss. Durch solche kleine Aktionen wie jetzt verliert Amrum aus meiner Sicht den Anschluss. Denn wenn sich schon Kunst – und über nichts anderes reden wir hier – nicht ihren Platz finden kann, die eh nie alle zufrieden stellt, dann werden auch andere Projekte immer an den konservativen Stimmen scheitern.

  2. Wenn ich Mitarbeiter der Schutzstation Wattenmeer wäre, wäre mir eine mit Graffite verzierte Wand tausendmal lieber als ein total verwitterter Schandfleck, der ja vielleicht besser zum Flair der Insel passt.
    Viele Grüße von einem auf der Insel Amrum geborener Lüneburger

  3. Donna Schilling

    Auf alle Fälle eine originelle Aufwertung und durchaus zum Flair der wunderschönen Insel passend. Aber wenn man gleich durch jede kleine Änderung irritiert ist … Schade

  4. Über Kunst kann ja bekanntlich gestritten werden.
    Für mich sind ein paar an die Wand gesprühte Buchstaben keine Kunst! Dabei gibt es durchaus Graffitis die Kunst sind.

    Kommunikation ist sicherlich nicht nur notwendig um sich von dem Werk abzugrenzen, sondern auch im Vorfeld zwischen den beteiligten und betroffenen Personen. Ich möchte das Haus in dem ich wohne ja auch nicht überraschend künstlerisch aufgewertet vorfinden!

    Um vom “altbackenen” Flair Wittdüns zu etwas neuem zu gelangen, dürfte eine vernünftige und zeitnahe Neugestaltung des Geländes der alten Nordseehalle viel mehr beitragen, als dieses Graffiti.

  5. mal wieder sehr engstirnig gedacht, schade um die ” gespendete weiße Farbe ” wenn sowieso abgerissen wird, und diejenigen denen das nicht gefällt müssen bestimmt nicht jeden Tag darauf gugen …so schlimm sieht es doch nicht aus… jedenfalls besser als auf abgeblätterte Farbe zu schauen

  6. jens behringer

    Es ist zwar nicht gerade das schönste und tollste Graffiti , doch sollte man sich dem Zusammenhang stellen und es wenigstens bis zum Abriss oder der Gesamtrenovierung erhalten. Übermalen ist unfair den Künstlern gegenüber, dann hätte man keine Genehmigung erteilen dürfen.

  7. möchte mich dem kommentar v, herrn michael krüger anschließen!

    hätte es ein renommierter künstler gestaltet, wäre es wohl o.k.!

    finde das graffiti mit krone, wellen, segel ect. sehr maritim und schön!

  8. Hi!
    Um die offenbar tief verwurzelten Vorurteile mal etwas aufzulockern, sei darauf aufmerksam gemacht, dass Graffiti eine Jahrtausende alte Kunstform sind, die bereits bei den alten Ägyptern, Griechen und Römern ebenso verbreitet war wie bei den Maya oder Wikingern. Wer seine Allgemeinbildung erweitern möchte, kann ja z. B. Mal hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Graffiti. Das Graffiti der Band Ratatöska lässt sich auch als kreatives Gastgeschenk interpretieren. Eigentlich ist es doch eine Hommage an die Insel Amrum. Schade, dass so viele Menschen dieses Kunstwerk so abfällig beurteilen. Also ich fände es schön, wenn es bliebe, und wenn ich demnächst komme, werde ich nachschauen, ob es noch da ist. 🙂
    Schöne Grüße vom Festland
    Heike

  9. „Wir sehen uns allerdings regelmäßig mit dem Graffiti in Verbindung gebracht und das Bild spiegelt in keinster Weise unsere Arbeit im Naturschutz wieder“, erklärte eine Mitarbeiterin der Station”….Na das sagt ja schon was aus wenn die Arbeit der Station durch eine dreckige leere Wand besser repräsentiert wird als durch ein farbiges nettes Graffiti. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt :D.

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