Die Amrumer Heide braucht Hilfe…


Ein großer Teil der Insel Amrum ist mit Heide bedeckt. Besonders zwischen Nebel und Norddorf erstrecken sich weite Flächen. Obwohl diese Flächen während der Heideblüte schön anzuschauen sind, zeigen sich bei näherer Betrachtung Probleme in der Heide. Die Heide ist überaltert und vergreist. Dies bedeutet, dass fast nur noch sehr alte Pflanzen, die auch nicht mehr besonders kräftig blühen, vorhanden sind. Zudem wachsen zwischen den alten Heidepflanzen, die viel Raum einnehmen, kaum noch andere Arten, z.B. Gräser oder andere Blütenpflanzen. In früherer Zeit wurde die Heide intensiv von den Amrumern genutzt, z.B. als Brennmaterial. Dadurch wurde die Heide regelmäßig verjüngt und in den Heideflächen entstand ein Mosaik von kaum, wenig und stärker genutzten Flächen, die eine hohe Artenvielfalt enthielten. Da dies der Vergangenheit angehört, und die Heide heutzutage nicht mehr genutzt wird, wurde das vorhandene artenreiche Mosaik von einer mehr oder weniger eintönigen Heidefläche ersetzt.

Deutlich zu erkennen ist der Unterschied zwischen stark blühender gepflegter Heide (links) und schwach blühender ungepflegter und verbuschter Heide
Deutlich zu erkennen ist der Unterschied zwischen stark blühender gepflegter Heide (links) und schwach blühender ungepflegter und verbuschter Heide

In den letzten Jahren wurden kleine Teile der Heide durch den Amrumer Reetdachdecker Christian Peters gemäht und das Mahdgut wurde zum Bau der traditionellen friesischen Reetdächer eingesetzt. Durch diese Maßnahme konnte sich auf den gemähten Flächen wieder eine junge und vitale Heide entwickeln, die, im Vergleich zu den alten ungemähten Flächen, eine höhere Artenvielfalt aufweist. Es finden sich wieder mehr Pflanzenarten, aber auch mehr Insekten wie z.B. verschiedene Bienen- und Käferarten. Dies zeigt, dass die Heidepflege einen positiven Effekt nicht nur auf die Heide selbst, sondern auch auf andere Arten hat.

Um die Heidepflege fortzusetzen, soll auf Amrum zeitweise eine Schafherde zur Heidepflege eingesetzt werden. Dieses Projekt wird vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume und der Unteren Naturschutzbehörde Nordfrieslands gefördert und vom Öömrang Ferian auf Amrum betreut. Hierbei handelt es sich um sogenannte Norwegerschafe (gammelnorsk spel), eine sehr robuste Rasse, die auch mit schlechtem Wetter und vielen Arten von Futter klarkommt. Sie sind besonders geeignet für die Heidepflege und haben dies bereits an anderen Orten (z.B. Geltinger Birk an der Ostsee) erfolgreich bewiesen. Diese Schafe verbeißen sogar die auf Amrum eingeschleppte Kartoffelrose, die sich u.a. in der Heide immer weiter ausbreitet. Die Schafe sollen als Wanderherde möglichst viele Flächen beweiden und der Heide somit wieder zu neuer Blüte verhelfen. Eine Schäferin wird die Tiere begleiten und betreuen.

Für dieses Beweidungsprojekt werden natürlich geeignete Flächen benötigt. Hierbei handelt es sich nicht nur um Heideflächen, sondern, da die Tiere zwischendurch auch mal etwas besseres Futter benötigen, auch um Wiesen- und Weideflächen (etwa im Verhältnis 10 ha Heide und 1 ha Wiese/Weide). Daher bittet der Öömrang Ferian alle Eigentümer solcher geeigneten Flächen um Mitarbeit. Bitte melden Sie sich im Naturzentrum Norddorf (Tel.: 04682 / 1635 oder 0157 / 79439256, email: info@naturzentrum-amrum.de)! Wenn genügend geeignete Flächen gefunden werden, können die Schafe im nächsten Jahr mit ihrer Arbeit beginnen, und die Heide wird wieder in ihrer vollen und vielfältigen Schönheit blühen.

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Über Thomas Chrobock

Dr. Thomas Chrobock hat Biologie an der Universität Potsdam studiert. Danach folgte die Promotion an der Universität Bern (Schweiz) im Fachgebiet Pflanzenökologie. Seit Sommer 2012 ist er der Leiter des Carl Zeiss Naturzentrums Amrum des Öömrang Ferian i.f. in Norddorf auf Amrum.

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