Vergiss die Reeperbahn nachts um halb eins! Hör Scorbüt!


Skorbut ist eine teuflische Krankheit. Wer sie hat, ist arm dran. Ganz anders mit Scorbüt. Wer die hat, will sie gar nicht wieder los sein. Zum Abschluss ihrer kleinen Amrum-Föhr-Sylt-Tournee spielte die Berliner Gruppe um Sängerin Caroline du Bled im Norddorfer Gemeindehaus, den Anfang gaben sie anlässlich des Weinfestes vom „Weinfriesen“ bei Vera und Jens Friesendorff in Nebel. Zwei Abende lang.

klarkimming
Hafenlieder und Chansons: Scorbüt

Das Weinlokal war voll wie eine Hafenspelunke. Zu erwarten: Hafenlieder mit französischem Einschlag – unplugged. Die drei spielten auf dem einzig freien Platz zwischen den Tischen, Bänken, Fässern und Weinkisten. Zum Anfassen. Als ein Baby brüllte, sang Caroline ihm „Ein Schiff wird kommen“. Das wirkte sofort. Der Lütte segelte friedlich weiter. So nonchalant war der ganze Abend. Caroline, die Stimme, auf High Heels im schwarzen Charleston-Kleid, Heiko Michels mit Flamenco-Charme an der Gitarre und Andreas Albrecht an der Cajon(-Trommel). Sie erzählten von Serge Gainsbourg, sangen Lieder über Surabaya Johnny und tranken Wein von Stefan Breuer, der auch gerade ein (Winzer-)Gastspiel gab. Von Jacques Brel über die Nordsee ging die Reise, hoch die Gläser und her mit der trio-eigenen Amrum-Geschichte: es war vor zwei Jahren, als sie einen Geburtstag auf der Insel feiern wollten und Wein kauften für ihre kleine Runde um den Apartment-Küchentisch. Dann das Angebot vom „Weinfriesen“ dort am großen Tisch zu feiern. Der Deal: guter Wein gegen gute Stimmen. War damals schon voll wie in einer Hafenspelunke.

Weinfriese in Nebel: schöne Spelunken-Atmosphäre
Weinfriese in Nebel: schöne Spelunken-Atmosphäre

Amrum 2015 war jetzt so etwas wie die Vorvorvorpremiere für ein neues Programm. Neue Lieder, neue Geschichten soll es geben, spätestens ab Januar 2016 geht Scorbüt damit auf Tour. Geübt haben die drei unten am Wattenmeer. Festtage für die Möven!

Caroline du Bleds „Übers Meer“ von Rio Reiser klingt wie das einzig wahre Ozeanlied. „So viele Stürme … wie viele Himmel …?“ Dann kam Zarah Leander, „La Paloma“ im Sprechgesang, Edith Piaf, Jacques Brels „La Valse a mille temps“, und die fünfeinhalbjährige Tochter der Sängerin bahnte sich ihren Weg zur Mutter, um sich das Lied lang auf dem einzig freien Flecken tanzend um sich selbst zu drehen.

Eine allerletzte Zugabe: Licht aus, nachtschwer. Ein Seemannslied klingt leise durch die Dunkelheit. Totenstille. Dann donnernder Applaus. Scorbüt, chapeau!

Webseite der Band: www.scorbuet.com

 

 

 

 

 

 

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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