Das Amrum Badeland nahm nach sechseinhalbwöchiger Betriebspause seinen Badebetrieb wieder auf – neuerdings werkelt ein BHKW in der Heizungstechnik…


Wie wichtig einem persönlich lieb gewonnene Annehmlichkeiten sind, merkt man besonders, wenn man sie nicht mehr hat. So geht es sicher vielen der Freunde des Bade- und Saunavergnügens sowie der angebotenen Sportaktivitäten im Amrum Badeland, wenn die alljährliche sechseinhalbwöchige Betriebspause von Anfang November bis Weihnachten herrscht.

Nun ist diese dunkle Jahreszeit glücklicherweise beendet. „Wir haben uns in diesem Jahr zudem entschlossen, entgegen dem letzten Jahr, doch schon am zweiten Weihnachtstag die Türen zu öffnen“, erklärt Tourismuschef Frank Timpe. Vermehrte Nachfragen und Beschwerden im vergangenen Jahr hatten die Verantwortlichen bewogen, einen Tag früher zu öffnen.

Als ein besonderes Weihnachtsgeschenk für sich sieht Timpe in der Tatsache, dass das neu installierte Blockheizkraftwerk (BHKW) vor Weihnachten angefahren werden konnte. Die Überlegung, solch ein BHKW im Amrum Badeland zur Strom- und Wärmegewinnung installieren zu lassen ist nicht ganz neu gewesen. Nur die Umsetzung der Pläne zog sich so sehr, dass erst Ende Oktober die Aufträge für den Einbau des BHKW und einer Fernleitung zwischen dem Amrum Badeland und dem Kurmittelhaus vergeben werden konnten.

Ein LKW Motor treibt den Generator an.
Ein LKW Motor treibt den Generator an.

„Wir konnten für die Amrum Touristik Wittdün, die Betreiber des Bades und somit Auftraggeber für diese Maßnahme ist, Fördergelder einwerben, die diese Investition in sechsstelliger Höhe noch attraktiver darstellt und eine noch schnellere Amortisation verspricht“, erklärt Timpe im Gespräch. „Die Gemeinde Wittdün freut sich über die Förderung des Landes Schleswig-Holstein durch das Ministerium für Inneres und Bundesangelegenheiten auf Grundlage der Richtlinie über die Förderung von kommunalen Schwimmsportstätten in Schleswig-Holstein (Schwimmsportstättenförderrichtlinie), der Maßnahme in Höhe von 50 %“, erklärt der Tourismuschef stellvertretend für die Gemeinde.

Die auf Amrum ansässigen Fachfirmen mussten sich nach der Auftragsvergabe gleich mächtig ins Zeug werfen, um die erforderlichen Materialien von der Industrie abzufordern und rechtzeitig auf die Insel zu bekommen. Das Kernstück der Anlage, das in Dänemark produzierte Blockheizkraftwerk wurde gar erst gefertigt, als der Einkaufspreis per Vorkasse überwiesen war. „Solche Gerätegrößen sind nun mal nicht an der Tagesordnung, als dass sich die Hersteller so etwas auf Lager legen“, berichtet der Auftragnehmer.

Da sich die Schleswig-Holstein Netz AG im Zuge der Umstrukturierung ihres Hochspannungsnetzes mit ihrer Technik bereits im vergangenen Jahr aus einem der Maschinenräume zurückgezogen hatte, bot sich ein idealer Aufstellraum für die umfangreiche Technik an. Trotz der recht guten Zuwegung war es ganze Arbeit den 3000 Liter Pufferspeicher und das 1,8 to schwere BHKW in den Technikraum im Keller des Badelandes zu verbringen. Glücklicherweise sorgten die milden Temperaturen dafür, dass die Tiefbaumaßnahmen zur Einbringung der Fernleitung zum Amrum Spa/Kurmittelhaus nach Plan und ohne Behinderungen durchgeführt werden konnten.

50 KW elektrische Leistung leistet das BHKW
50 KW elektrische Leistung leistet das BHKW

Die enorme Abnahmeleistung der Schwimmbadtechnik, die auch die Nebenräume und Personalwohnungen des Komplexes versorgt, bieten ein ideales Arbeitsfeld für ein BHKW. Dieses lebt von langen Laufzeiten. So wird mit wenigen Starts der Verschleiß des Aggregats reduziert. Das Verbrennen des fossilen Brennstoff Erdgas wird sowohl zur Beheizung der vielfältigen Verbraucher des Bades als auch zur Erzeugung von elektrischem Strom genutzt. Die Gemeinde kann mit dieser Maßnahme zur Reduzierung der Betriebskosten des defizitären Bades beitragen und gleichzeitig den Defekt jeweils eines Heizkessels im Badeland als auch im Kurmittelhaus kompensieren. Der Blick auf die Steuerung des BHKW zeigt, dass beim Lauf des Generators satte 50 KW Strom im Netzparallelbetrieb anstehen. Zugleich werden 88 KW Heizleistung der Heizungsanlage zugeführt. Der überschüssige Strom, der speziell in den Nachtstunden, wenn der Stromverbrauch im Bad sinkt, anfällt, wird in das Netz des Stromversorgers eingespeist und von diesem vergütet.

Für das Personal bedeutete die Betriebspause erneut eine umtriebige Zeit. In diesem Zeitraum wurden alle jährlich anstehenden Wartungs-, Erhaltungs- und Reparaturarbeiten und speziell auch die Arbeiten, die nicht während des laufenden Betriebes abgearbeitet werden können, erledigt. Wie sich erneut und bereits in den vergangenen Jahren gezeigt hat, ist diese, für die treuen Nutzer gefühlt sehr lange Zeit der Betriebspause, knapp bemessen und bedeutet für die Erledigung der umfangreichen Arbeiten einen strammen Terminplan.

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Über Thomas Oelers

Thomas Oelers wurde 1966 in Wittdün auf Amrum geboren - ein echtes Inselkind. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit entschied er sich auf der Insel zu bleiben. Heute arbeitet der Vater von 2 Kindern in einem Wittdüner Betrieb als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister. Seit 2003 recherchiert und fotografiert er als freier Journalist akribisch im Amrum-News Team.

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