Bis auf’s letzte Stühlchen besetzt… Zweckverband „Sicherheit & Soziales“ tagte zu Inselkindergarten


 

Die Stühlchen für’s Publikum waren bis auf den letzten Platz belegt, als der Zweckverband „Sicherheit & Soziales“ am 1. September zu seiner Sitzung im Amrumer Kindergarten zusammenkam, um direkt vor Ort über das Thema zu beraten. Bernd Dell-Missier als amtierender Verbandsvorsteher staunte nicht schlecht, wie viele Eltern, Mitarbeiterinnen und interessierte Amrumer diesmal als Gäste zur Versammlung erschienen waren.

Bis auf den letzten Platz...
Bis auf den letzten Platz…

Das Thema hält die Insel in Atem, denn die dramatische Personalfluktuation der letzten Monate machte offenkundig, dass im Inselkindergarten seit längerem etwas im Argen liegt. Die finanzielle Grundausstattung des Kindergartens ist nicht ausreichend, um den dauerhaften Betrieb zu sichern. Das Budget für Personal und Sachmittel ist zu gering, die Elternbeiträge sind prozentual zu hoch und die Beiträge der Amrumer Gemeinden im Unterschied zu den Kreis- und Landeszuschüssen zu niedrig.

Der Vorstand des Vereins „Kindergarten Amrum e.V. – flenerk und bütjen jongen“ als Träger des Inselkindergartens holte sich nun den erfahrenen Sozialmanager Lothar Herberger zu Hilfe und betraute ihn mit der Leitung der Einrichtung. Herberger erarbeitete eine Strukturanalyse und legte dem Zweckverband auf dieser Basis ein Diskussionspapier vor. Die Anwesenheit von Amtsdirektorin Renate Gehrmann auf der Versammlung des Zweckverbands unterstrich den Ernst der Lage.

Qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher zu beschäftigen, die von ihrem Gehalt hier auf Amrum auch wohnen und leben können, und ausreichende Sachmittel seien die Voraussetzung, um die Probleme, die sich im Inselkindergarten aufgebaut haben, zu lösen, meint Herberger, der dafür bekannt ist, Klartext zu reden. Man setze auf die Einsicht der Gemeinden.

In Schleswig-Holstein sind die Gemeinden gemäß Kindertagesstättengesetz zur Sicherstellung der Kindertagesbetreuung für alle Kinder bis zu 14 Jahren verpflichtet, doch die Amrumer Gemeindevertretungen, die im letzten Jahr den Zweckverband „Sicherheit & Soziales“ zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben gegründet haben, unterlagen offenbar dem Glauben, Kinderbetreuung sei in erster Linie Elternsache und die Gemeinden stünden nicht in der Pflicht. Laut Gesetz handelt es sich jedoch um eine Pflichtaufgabe, die der Zweckverband selbst erfüllen müsste, wenn es keinen freien Träger gäbe. Laut einer Querschnittsuntersuchung des Landesrechnungshofs käme diese Variante den Gemeinden aber deutlich teurer als die dringend notwendige und eigentlich seit langem fällige Anhebung der Gemeindezuschüsse auf das Durchschnittsniveau des Landes.

Letztlich geht es um die Zukunft der Insel, denn das sind die jungen Leute mit Kindern und die sind heute fast alle berufstätig und haben das ganze Jahr ein Recht auf eine qualifizierte und verlässliche Ganztagskinderbetreuung.

Schade nur, dass der Zweckverband wieder einmal die wesentlichen Fragen in den nicht-öffentlichen Teil der Versammlung verbannte und die interessierte Öffentlichkeit außen vor blieb.

So ist der öffentliche Teil des Tagesordnungspunktes „Kindergarten Amrum“ hier schnell erzählt:

Tobias Lankers, der lange den Vorsitz des Elternvereins innehatte, stellte die fünf verschiedenen Gruppen des Anfang 2015 vereinigten Inselkindergartens kurz vor, berichtete von Personalproblemen in der Einrichtung, die sich schon 2014 angedeutet hätten und von der rückläufigen Finanzentwicklung seit 2011.

Bernd Dell-Missier bedankte sich im Namen des Zweckverbands beim aktuellen und allen bisherigen Vorständen für die ehrenamtlich geleistete Arbeit.

Lothar Herberger beantwortete Nachfragen zum aktuellen Stellenplan und wies auf die finanzielle Schieflage des Inselkindergartens gegenüber vergleichbaren Einrichtungen hin, die es sehr erschwere, qualifiziertes Personal vom Festland zu gewinnen und Stellen neu zu besetzen, zumal es auf den Inseln viele Mitbewerber gebe, die zumindest Tarifgehälter zahlten.

Obwohl Bernd Dell-Missier als Versammlungsleiter im öffentlichen Teil noch ein paar allgemeine Fragen zum Tagesordnungspunkt Kindergarten zugelassen hatte, kamen sich die in Sitzungstaktik und formalen Fragen ungeübten Zuhörer irgendwie überfahren vor – angesichts des rasanten Ablaufs der Versammlung. Doch die von einigen im Vorfeld vermuteten Tumulte blieben aus.

Vor der Tür war man sich einig: Dies war sicher nicht die letzte Zweckverbandssitzung zum Thema Kindergarten. „Toll, dass so viele da waren und ihr Interesse gezeigt haben!“

P.S. „In nichtöffentlicher Sitzung gefasste Beschlüsse sind spätestens in der nächsten öffentlichen Sitzung bekannt zu geben, wenn nicht überwiegende Belange des öffentlichen Wohls oder berechtigte Interessen Einzelner entgegenstehen.“ Gemeindeordnung für Schleswig-Holstein §35 (3)

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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