CDU-Besuch anlässlich der Landtagswahl im Mai


Zu Besuch waren Ingbert Liebing, 53, Bundespolitiker und ehemaliger Landesvorsitzende der CDU Schleswig-Holstein, und Astrid Damerow aus Karlum, 58, Landtagsabgeordnete für den Kreis Nordfriesland. Bald sind Landtagswahlen, und in Schleswig-Holstein würde die CDU nach fünf Jahren Opposition gern an die Regierungsspitze zurück. So hatte der hohe Partei-Besuch Anfang der Woche auf Amrum seine Prioritätenliste mitgebracht, was sich alles ändern könnte, sollte, müsste, wenn der Wähler am 7. Mai im CDU-Sinne richtig entscheidet: Zwei neue Schnellfähren fürs Wattenmeer, zwei Bürgermeister für Süddorf und Steenodde, Inselzulagen für alle und kostenloses WLAN …

Volles Seeheim: großes Interesse

Scherz beiseite – aber um den Infrastrukturausbau ging’s natürlich schon. “Eine Insel, die vom Tourismus lebt, muss für Touristen auch gut erreichbar sein”, sagte Liebing und hatte dabei die unbefriedigende Situation auf der Marschbahnstrecke und den Ausbau der Bundesstraße 5 im Auge, die oft – in Verbindung mit der A23 – als Lebensader der Westküste bezeichnet wird. Man solle alle Zugangswege fördern, sagte Liebing auch mit Blick auf die Zukunft des defizitären Flughafens der Nachbarinsel Sylt. Liebing, der auf Sylt lebt, war bis zu seinem Eintritt in die Bundespolitik 2005 Bürgermeister von Sylt-Ost und Chef des Zweckverbandes Flugplatz Sylt. Er hatte vor sechs Monaten zu Gunsten von Daniel Günther auf den Pateivorsitz und den Job als CDU-Spitzenkandidat bei der kommenden Landtagswahl verzichtet.

Die Delegation, begleitet von den drei Amrumer Bürgermeistern, dem CDU-Ortsverband und dem Tourismuschef zog von Süd nach Nord über die Insel und machte für Projekte und Gespräche Station: Feuerwehr, Polizei, Jugendherberge und die Küste hinter Ban Horn waren Schwerpunkte. Im Rahmen des Westküsten-Förderprogramms ITI hatte es Amrum ja gleich mit mehreren Projekten in die Endrunde geschafft: die energetische Optimierung des Schwimmbades und der Jugendherberge, neue Strandübergänge in Nebel und Süddorf sowie die Neugestaltung des Areals neben der neuen Wal-Ausstellung im Norddorfer Naturzentrum. Hier sind die Gemeindevertreter nun gehalten, die entsprechenden Zusagen auch einzufordern.

Sehr wichtig war auch die Themen Küstenschutz und Polizei. Dem ersten galt der Ban Horn-Besuch, wo dem Schullandheim hinter einer sturmflutgebeutelten Düne bald Meerblick droht. In Polizeidingen sei für die Beamten auf den Inseln mittlerweile nach hartem Ringen zwar eine Inselzulage erreicht worden, aber die Situation bei den Wasserschützern sei nicht gut, sagte Liebing. 2016 wurden die Boote auf Sylt und Föhr abgezogen. “Von Brunsbüttel bis zur dänischen Grenze gibt es nur noch die Station in Husum, sonst keine mehr”, sagten Damerow und Liebing. Das sei zu wenig.

Küstenschutz-Thema II: Innerhalb der Nationalpark-Zonen solle es keine weiteren Einschränkungen geben was Nutzungsrechte im Wattenmeer anbelangt, sagte Liebing. Weiter forderte er die Abschaffung der Ausgleichspflicht für Küstenschutz-Maßnahmen. “Küstenschutz ist auch Menschenschutz”, sagte Liebing. Was bedeutet, dass es beispielsweise möglich sein muss, Deiche zu verstärken, ohne der Natur diese durch den Deich verschwundene Fläche an anderer Stelle zurückzugeben. “Da müssen wir dringend zu anderen Regelungen kommen”, forderte Liebing. Bei der anschließenden Fragerunde kam die Vermutung auf, dass schneller (und mehr) Geld in Sylter Küstenschutzprojekte fließe als in hiesige. Die Erkenntnis, dass Naturraum frühzeitig zu schützen ist, sei gewachsen, sagte Liebing, der die Amrumer und Hörnumer Odde als durchaus für vergleichbar hält. Er sähe positive Signale beim Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN) in Husum.

Sowohl Liebing als auch Damerow sprachen sich gegen die Kommunal-Reformpläne des SSW aus, die zum Ziel haben, in die Kleinteiligkeit der schleswig-holsteinischen Gemeindelandschaft etwas Luft zu bringen und Großgemeinden mit mindestens 8000, besser noch doppelt so vielen Einwohnern zu schaffen. Amrums Dreieinigkeit in Gefahr? Gar eine Gemeindefusion mit Föhr? Zu dem Thema gab es ein deutliches Nein von beiden und ein Pro für Selbstbestimmung und Wertschätzung der bisher geleisteten Gemeindearbeit.

CDU unter sich: Astrid Damerow und Ingbert Liebing eingerahmt von Heiko Müller (Wittdün), Cornelius Bendixen (Nebel) und Gunnar Hesse (Norddorf)

In der sich anschließenden Publikumsrunde gab es neben ein paar rausgehauenen Wortmeldungen, die leider die Chance auf konstruktives Miteinander vergaben auch groß gedachte Fragen zur touristischen Entwicklung. Haben wir keine Vision? Soll das hier die nächsten zwanzig Jahre so bleiben? “Öffentliche Investitionen ziehen private nach sich”, sagte Liebing und führte St. Peter-Ording als Beispiel an. Er könne die Inselgemeinden nur ermuntern. “Dabei ist eins entscheidend: Selbstbewusst und geschlossen nach außen auftreten.” In Büsum sei früher jede Gemeindeentscheidung ein Kampf gewesen. Daraus habe man gelernt. Heute gäbe es statt Zwietracht ein positiv, geschlossenes Auftreten. Was das für Amrum bedeutet, kam aus dem Publikum: “Wir müssen die Insel ‘verkaufen’, nicht die einzelnen Orte.”

Auch ein Thema: Die Attraktivität der Nebensaison steigern. Es habe einfach zu viel zu, hieß es aus Zuhörerkreisen. Es fehle an Angebot; Beispiel Fischbrötchen und frischer Fisch, beides gäbe es nicht im Winter – und das auf einer Nordseeinsel. Wie Cornelius Bendixen berichtete, wurden Betriebe durchaus auch schon ermahnt, sich an die angegebenen Öffnungszeiten zu halten.

Stichwort Qualität: Wer in sein Haus, sein Geschäft und sein Angebot investiere, dem gehe es hier gut, war eine Meinung. Wer seine Wohnung so belässt wie zu Helmut Schmidts Kanzlerzeiten, der dürfe sich nicht über Leerstand wundern. “Wer fünf Jahre nichts macht, der fällt zurück im Wettbewerb”, sagte Ingbert Liebing.

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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