Tatort-Dreh auf Amrum: „Borowski und das Land zwischen den Meeren“


Letzte Woche war’s soweit. Der Kieler NDR-Tatort kam – mit gefühlt 30 großen und kleinen Fahrzeugen – nach Amrum und die Insel war gut vorbereitet; Seenebel, Regenschauer und ein bisschen Wind inklusive. „Die jeweilige Wetterlage ist schließlich immer auch Teil des Schauplatzes“, weiß man bei der Filmproduktion. Gedreht wurde von Dienstag bis Donnerstag, unter anderem am Nebler Strand, auf dem Bohlenweg in Norddorf, am Deich und am Ortsausgang von Wittdün, wo die Inselstraße am Dienstagnachmittag wie angekündigt zwischen den Bushaltestellen „Leuchtturm“ und „Campingplatz“ für den fließenden Verkehr gesperrt wurde.

Dreh zwischen Leuchtturm und Zeltplatz…

„Die Leute auf Amrum sind sehr nett und lassen uns ganz in Ruhe unsere Arbeit machen“, sagte der junge Mann an der Straßensperre, nachdem gerade ein Fahrzeug durchgelassen worden war. Er hatte mich schon von weitem erspäht und war just in dem Moment auf mich zugekommen, als meine Kamera in vorauseilendem Gehorsam ihren Geist aufgab. „Sie können da jetzt durchgehen, aber „psst“, es wird gedreht und bitte keine Fotos!“

War auch nicht nötig, denn die Nordfilm Kiel stellte AmrumNews am Ende der Woche natürlich ein Foto von den Dreharbeiten zur Verfügung, auf dem neben Axel Milberg als Tatort-Kommissar Borowski die Emmy-Preisträgerin Christiane Paul (sie spielt in dieser Episode als Framke Oejen eine Hauptrolle) und der für den Grimme-Preis nominierte Regisseur Sven Bohse (für ihn ist es der erste Tatort) gut gelaunt in die Kamera schauen.

Ob der spröde Borowski mit den eigenwilligen Friesen denn „kann“ und wie er mit der Insellage klarkommt, wo ja alles sehr gemächlich zugeht, versuche ich mir auszumalen. „Borowski ist ein norddeutscher Kommissar – das passt somit sehr gut“, heißt es.

Sibel Kekilli, die als computer-fitte Kommissarin Sarah Brandt ihrem Kollegen sieben Jahre lang zur Seite stand, ist nach zwölf gelösten Fällen (der letzte lief jetzt am Wochenende im Ersten) nicht mehr dabei und erhofft sich dadurch mehr Freiraum für andere Rollenangebote und Projekte. Sie wurde in der Zeit der Dreharbeiten am Weltfrauentag für ihr persönliches Engagement als Botschafterin von „Terre des Femmes“ mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und war darüber sichtlich gerührt. „Wir sind sehr stolz auf sie“, sagte die Pressesprecherin der Studio Hamburg Produktion Guppe. Ob einzelne Team-Mitglieder mit ihr am Mittwochabend direkt in Kontakt standen, könne man natürlich nicht sagen.

Wie die Darsteller die Einsamkeit der Insel um diese Jahreszeit empfunden hätten, wollte ich wissen und erfuhr, dass gerade bei langen Dreharbeiten eine gewisse Zurückgezogenheit durchaus beruhigend und entschleunigend wirke.

Drehstart: Kommissar Borowski (Axel Milberg) mit der Geliebten des Opfers (Christiane Paul) und dem neuen Tatort-Regisseur Sven Bohse („Ku’damm 56) am Nebler Strand – von rechts nach links. Foto: NDR/Christine Schroeder

Das gesamte Filmteam hätte sich auf Amrum sehr wohl gefühlt, teilte uns Studio Hamburg auf Nachfrage mit. Sie wären in verschiedenen Hotels und Ferienwohnungen auf der ganzen Insel untergekommen, und Amrum sei tatsächlich die Lieblingsinsel von Axel Milberg, der bereits zum zweiten Mal für Dreharbeiten vor Ort war.

Nur dass die „Blaue Maus“ gerade für drei Wochen geschlossen ist (Deutschlands beste Whiskey Bar 2015 braucht Nachschub aus Schottland!), hat beim Filmteam für Bedauern gesorgt. „Dort hätte man die Dreharbeiten auf Amrum sicherlich gut ausklingen lassen können.“

Ob es etwas gebe, das das Tatort-Team der Insel mit auf den Weg geben möchte, fragte ich ganz am Schluss und erhielt eine wirklich nette norddeutsche Antwort: „Kurz und knapp: Bleibt so, wie ihr seid!“ Na dann – „adjis an bit bal“, nach dem Film ist vor dem Film…

Die weiteren Dreharbeiten für diesen 31. Kieler Tatort werden das Fernsehteam nach Husum, Nordstrand, Pellworm, Fehmarn und Heiligenhafen führen, den NDR Tatort-Kommissar Klaus Borowski jedoch auf eine kleine, frei erfundene nordfriesische Insel namens Suunholt. Am 5. April soll der Krimi in Nordfriesland und an der Ostsee abgedreht sein. 2018 wird die Folge als „Borowski und das Land zwischen den Meeren“ in der ARD ausgestrahlt.

Und hier nun die Story:

Borowskis letzter Alleingang („Borowski und das Fest des Nordens“ von Jan Bonny nach einer Vorlage von Henning Mankell läuft am 21. Mai 2017 in der ARD) hat zu einer internen Ermittlung geführt – und zum Versetzungsgesuch seiner Kollegin Sarah Brandt. Um dem Ärger im Kommissariat zu entfliehen, stürzt sich Borowski allein in einen Fall, der ihn in die weite Landschaft des nordfriesischen Wattenmeeres führt.

Auf der kleinen, verschlafenen Nordseeinsel Suunholt nahe der Grenze zu Dänemark, wird ein Mann tot aufgefunden, der im Kieler Landeskriminalamt kein Unbekannter ist: Oliver Teuber war vor Jahren die Schlüsselfigur in einem Korruptionsskandal der Kieler Baubehörde. Offenbar hat er fernab der Landeshauptstadt ein neues Leben und eine neue Liebe gefunden: Famke Oejen (gespielt von Christiane Paul), die auch Borowski in ihren Bann ziehen wird.

Auf Suunholt steht Borowski der völlig aufgelösten Famke Oejen gegenüber, die ihren Geliebten leblos in ihrem gemeinsamen Badezimmer gefunden hat. Die mit geradezu selbstzerstörerischer Leidenschaft trauernde Frau bedrängt Borowski, den Mörder nicht auf dem Festland, sondern auf der Insel selbst zu suchen – und appelliert erfolgreich an die Schutzimpulse des Kommissars …

Neben Axel Milberg und Christiane Paul in den Hauptrollen spielen u. a. Thomas Kügel (Kriminalrat Roland Schladitz),  Anja Antonowicz (Dr. Kroll), Anna Schimrigk (Maren Schütz), Jörn Hentschel (Gunnar Peters) und Yorck Dippe (Torbrink). Die Produzentin ist Kerstin Ramcke von der Nordfilm Kiel GmbH, ausführender Produzent: Johannes Pollmann. Kamera: Michael Schreitel, Redaktion: Sabine Holtgreve (NDR).

2018 werden alle Tatort-Fans wissen, wie der Fall ausgeht.

 

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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