Flenerk- und Büten Jongen zum ersten Mal im Museum Kunst der Westküste…


Ach, wie wunderbar ist es, ein so gutes Kunstmuseum vor der Tür zu haben wie das Museum Kunst der Westküste in Alkersum auf Föhr! Und wie aufregend ist doch so ein Ausflug durch’s Wattenmeer bei tüchtig Ostwind: hin mit der Fähre, zurück mit dem Adler – und dann noch diese kurze, exklusive Busfahrt mit Panoramablick über das flache Land der Nachbarinsel, grüne Wiesen mit Löwenzahn, Storch inklusive. Das durften am Dienstag Vormittag elf der „Gänseblümchen“-Vorschulkinder und ihre Betreuer vom Amrumer Kindergarten erleben, die sich als erste von vier Gruppen auf den Weg nach Föhr gemacht hatten.

Studie zu Overbecks „Morgen am Strande“

Die erste Maiwoche stand für alle Flenerk und Büten Jongen ab vier Jahren ganz im Zeichen der Kunst-Erfahrung. Unter Anleitung der Museumspädagoginnen des Museums Kunst der Westküste konnten die Amrumer Kinder in kleinen Gruppen die Werke von Fritz Overbeck und Hermine Overbeck-Rothe für sich entdecken, die bis September in Alkersum zu sehen sind. Welche Regeln dafür in einem Museum gelten und warum, wussten die Amrumer Kinder zum Erstaunen aller Erwachsenen spontan selbst zu beantworten: nicht kreischen, nicht rennen, nicht anfassen und – das war neu: sieben Dielen-Bretter Abstand von den Bildern halten, um möglichst viel darauf zu erkennen.

Von der Skizze zum Bild

Etwa 100 Exponate umfasst die Ausstellung der zwischen 1903 und 1912 auf Sylt und Föhr entstandenen Werke des Worpsweder Künstlerpaares, das sich krankheitsbedingt nur getrennt auf den Inseln aufhielt. Die Darstellung von Meer, Dünen und sich in diese Landschaft fügenden Häusern gehört zu den Höhepunkten ihres jeweiligen Werkes und leitete eine künstlerische Wende in ihrem Schaffen ein.

Voll bei der Sache

Im Mittelpunkt des Kinder-Workshops standen Fritz Overbecks „Morgen am Strande“ (bei Kampen) von 1907 und die 1910/11 entstandenen „Liegehallen auf Föhr“ (des Nordsee Sanatoriums Dr. Gmelin) von Hermine Overbeck-Rothe. Auf diesen Bildern konnten die Kinder den Unterschied zwischen der im Freien auf Karton gemalten Skizze und dem im Atelier vervollkommneten Leinwandgemälde gleich erkennen und mögliche, verschiedene Perspektiven eines Motivs gut verstehen. Anhand ihrer eigenen Zeichnungen konnten sie den dahinter steckenden künstlerischen Prozess im anschließenden Workshop selbst nachvollziehen:

engagierte Bildbesprechung

Phantasie, kreativer Umgang mit Material und Farben, Bildaufbau und Komposition führen zu künstlerischen Abweichungen zwischen Plan und Ausführung. Wirklich spannend, wie unterschiedlich die Kinder ihre Skizzen umsetzen und sich gegenseitig austauschen. Die einen versuchen ihre Skizze so genau wie möglich von einem Format ins andere zu übertragen, andere gehen großzügiger mit der Umsetzung ihrer Pläne um, und einzelne lassen ihrer Phantasie völlig freien Lauf. Da springt dann zum Beispiel ein farbenprächtiger Roboter-Irrwisch aus dem Haus heraus oder die Landschaft verwandelt sich in ein rosarotes Dünenmeer. Manch einer ist schnell fertig, anderen wird die Zeit knapp. Auch dafür ist die pädagogische Abteilung des Museums Kunst der Westküste gerüstet: mit einem Spielangebot im „BLAU-Raum“, konzipiert für alle Sinne – still sein, fühlen, lauschen, lesen, dichten, bauen, Boot fahren und herumtollen. Ach, wie wunderbar ist es, sich Kunst so aneignen zu können!

Nach dem Workshop: Spiele im Blau-Raum

Allen Kindern hat der Ausflug ins Museum Kunst der Westküste riesig Spaß gemacht, ganz besonders das Malen in der Werkstatt. Die drei Jungen unter den Dienstags-„Gänseblümchen“ mussten aber erst mal kurz ausdiskutieren, was ihnen am besten gefallen hat: das Malen und Mixen der Farben, die Rückfahrt auf der erhöhten Bank direkt hinter dem Busfahrer oder vielleicht doch die Musik im BLAU-Raum. Sie einigten sich darauf, dass alles drei super war.

Doch das Allerbeste ist, dass es schon bald wieder nach Föhr geht: Im Juni steht „In Skagens Licht“ auf dem Programm der Flenerk und Büten Jongen. Das ist die andere große Ausstellung dieses Sommers im Museum Kunst der Westküste. Und im Herbst, wenn die nächste große Ausstellung nach Alkersum kommt, geht der Amrumer Kindergarten wieder on tour, Kunst „erfahren“ auf Föhr.

Das Museum Kunst der Westküste bietet auch für Familien, Kinder, Jugendliche und Erwachsene Workshops zur Kunstvermittlung an. Termine und Angebote finden Sie hier: www.mkdw.de/index.php?id=26

 

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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