Ein Gespenst kommt selten allein …


Das gesamte Ensemble

Die Schülerinnen und Schüler der Öömrang Skuul feierten eine gelungene Premiere des Theaterstücks „Das Gespenst von Canterville”.

Wie verkauft man ein Schloss, das zwar wunderschön und preislich erschwinglich scheint, doch einen gespenstischen Bewohner hat, der sein Unwesen treibt? Entweder baut man auf Unwissenheit, Unerschrockenheit oder Neugierde. Schlossbesitzer und englischer Landadel Lord Canterville hat einen überzeugenden Makler gefunden, der einigen Interessierten seine attraktive Immobilie zeigt. Da wären eine adelige Engländerin mit ihrer flippig und schlagfertigen Tochter, ein Fotograf und ein anfangs zurückhaltender Amerikaner, Mr Otis.

Lord Canterville begeht einen Schlossrundgang. Hierbei erzählt er nicht nur über die Historie des Gebäudes, sondern auch über die Familiengeschichte der Canterville’s und deren Schlossgespenst Sir Simon. Lebendige Gemälde erzählen dabei eindrucksvoll von längst verstorbenen Persönlichkeiten. Und mit einmal fand sich das Publikum selbst in einem Rahmen, angestarrt von den interessierten Schlosskäufern. Die Zuschauer waren überrascht und begeistert. Mit der Überzeugung eines Amerikaners, der nicht an Geister glaubt, „da die USA diese ja sonst schon längst hätten”, gibt Mr Otis seinen Zuschlag und kauft das Schloss.

Mit einem riesigen Getöse rauscht die gesamte Familie Otis an. Eindrucksvoll mit der Flagge der USA, laut dröhnender „Born in the USA” Hymne und flippigen Jugendlichen wird das Schloss schnell eingenommen und umgestaltet. Mrs Otis, eine wahre Hollywood-Schönheit, scheint überwältigt von ihrem neuen Heim. Die Kinder, der schlaue Washington, die bezaubernde Viginia und die wilden Zwillinge Tom und Jerry, mischen das Schloss auf. Während die zwei Rotschöpfe es gar nicht erwarten können das Schlossgespenst zu treffen, glauben die andern aus der Familie noch nicht daran, trotz des gruseligen, jeden Tag wiederkehrenden Blutflecks. Dienstmädchen Mrs Umney beschwört ein Unheil würde kommen. Sir Simon hat es jedoch nicht so einfach. Trotz seines gruselig schaurigen Aussehens lassen sich die neuen Hausherren nicht so einfach erschrecken und damit aus seinem Schloss vertreiben. Im Gegenteil, er wird von ihnen begrüßt und sogar umsorgt.

Pflegeprodukte, unterhalt- und werbewirksam vorgetragen, sollen rasselnde Ketten und muffeligen Geruch entfernen. Das Publikum tobte und war hin und weg. Hingegen lässt Sir Simon so langsam den Kopf hängen und sucht Rat bei Seinesgleichen auf dem Friedhof. „Was kann ich nur tun? Die erschrecken sich einfach nicht und finden mich auch noch belustigend. Diese Zwillinge machen richtig Jagd auf mich”, schüttet er sein kaltes Herz aus. Mit Rat und Tat stehen ihm, in schauriger Kulisse, einzigartigen Kostümen und wirkungsvoller Maske, die anderen Gespenster bei. Leider kommen ihnen die „Ghostbusters” Tom und Jerry zuvor und haben einen riesen Spaß mit dem Gespenst. Jetzt ist gruselige Teamarbeit gefragt und so kommen alle Gespenster gemeinsam zu Besuch bei den Otis. Kurzzeitig spürt man eine Art Angst aufkommen, doch in Minutenschnelle reagieren die unerschrockenen Amerikaner und Mr Otis schüttelt eine diplomatisch kooperative Geschäftsidee aus dem Ärmel. Hierbei werden sich die “Lebendigen und fast Toten” einig. Fortan können sie gemeinsam und nebeneinander auf dem Schloss Canterville leben. Das wird natürlich echt amerikanisch laut und wild gefeiert.

Dies ist eine schnell erzählte Version des Schultheaters der Öömrang Skuul, dass das Publikum umgehauen hat, so toll war es. Gespickt mit vielen kleinen und einzigartigen Ideen, die Szenen um zu setzten und jeden Jugendlichen in einer Rolle wieder zu finden, die ihm auf dem Leib geschrieben schien. Eine unglaublich beeindruckende schauspielerische Leistung aller, unterstrichen von unglaublich tollen Kostümen, Masken, Bühnenbild und Technik. Es passte einfach alles und das zeigten die Zuschauer mit einem tosenden Applaus. Die Theatergruppe bedankte sich ihrerseits bei Rüdiger Seiffert(Bühnenbild), Eike Schau und ihrem Team (für die unfassbar tollen Kostüme und Maskenbildnerei), Wolfgang Fastenrath mit seinem Technikteam und vor allem bei Miriam Traulsen für ihr Engagement. Die Stimmung war einzigartig und laufend prasselten die Komplimente nur so auf jungen Schauspieler/innen ein „Wow, das war Oscar reif, Aenne Traulsen als Mr Otis war einfach umwerfend, so ein Schauspieltalent”. In dem ganzen Getümmel nutzte Amrum News noch schnell die Zeit ein paar Fragen zu stellen, während das Adrenalin noch in den Adern der Schauspieler pulsierte.

AN: Seit Januar wurde geprobt, am Ende sogar täglich und einige mussten der kursierenden Erkältungwelle die kalte Schulter zeigen. Ihr habt das unglaublich toll gemacht, jede und jeder war einzigartig, die Rollen schienen perfekt für jeden von euch zu sein.
Pia: Ja wir konnten uns die Rollen selbst aussuchen, das war natürlich super und jeder hat sich wohl gefühlt in seiner Rolle. 
AN: Die Stimmung war unfassbar gut und die Musik hat auch das Publikum mitgerissen.
Laura: Es war klasse, denn wir haben die Musik selbst ausgesucht und Frau Lindner hat mit uns die Choreografie einstudiert, wir hatten mächtig viel Spaß dabei. 
AN: So kann man also wirklich sagen, ihr habt eure eigene Version und Interpretation von „Das Gespenst von Canterville” für euch gefunden?
Miriam Traulsen: Der Leitfaden war natürlich das Original „Das Gespenst von Canterville”, des irischen Schriftstellers Oscar Wilde aus dem 19. Jahrhundert, aber zusammen haben wir eine eigene Amrum Version daraus gemacht. Die Schülerinnen und Schüler haben wirklich alles gegeben und haben es so toll gemacht, ich bin unglaublich stolz auf sie.
AN: Danke für das kurze Interview , wir freuen uns schon auf das nächste Theaterstück.

Zwillinge Tom und Jerry : Laura Ziegler und Pia Borrs
Virginia:  Nele Mai Junge
Washington : Eliane Schau
Mrs Otis : Liv Bendixen
Mr Otis : Aenne Traulsen
Mrs Umney : Aenne Lankers
Lord Canterville : Jerrit Koch
Sir Simon : Neil Hasenclever
Geister : Emma Randow, Mathilda Mossmann, Camille Quedens,  Hannes Drews, Michel Hoff, Victor Quedens, Tade Hansen, Jaap Oke Tadsen
Immobilienmakler, Werbung :  Ole Sturm;  Schlossbesucher, Werbung : Katharina Müller, Mia Hoff, Liv Wiedemann ( krank), Justus Decker ; Möbelpacker, Pagen und Werbung: Max Isemann, Jacob Traulsen

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Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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