Mit dem auf Kiel legen wurde der Baubeginn für einen völlig neu konzipierten 28-Meter langen Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot gefeiert. Die ausschließlich durch Spendengelder finanzierten Seenotretter lassen bei der Fr. Fassmer Werft in Berne an der Unterweser das Typschiff einer völlig neu entwickelten Klasse bauen.
Der völlig neu konstruierte Seenotkreuzer ist als leistungsfähiger Nachfolgetyp für die seit 1985 im Rettungseinsatz bewährte 27,5-Meter-Klasse vorgesehen. Den Auftrag zum Bau der ersten drei Einheiten hat die DGzRS an die Fassmer-Werft vergeben. Das Typschiff der 28-Meter-Klasse soll nach derzeitigen Planungen auf der Station Amrum stationiert werden und den dort stationierten 23,3 Meter langen Seenotrettungskreuzer „VORMANN LEISS“ ersetzen. Dieser stellt mit seinen 29 Jahren den dienstältesten Seenotkreuzer an der schleswig-holsteinischen Westküste. Gemeinsam mit den in den vergangenen Jahren in Dienst gestellten Seenotkreuzern der Nachbarstationen wird der Neubau diesen Teil der viel befahrenen Deutschen Bucht absichern.
Die Eckdaten der neuen Klasse:
Länge über Alles: 27,90 Meter • Breite über Alles: 6,2 Meter • Tiefgang: 2,00 Meter
Geschwindigkeit: 24 Knoten (ca. 45 km/h) • Besatzung: 9/4 Pers. (Stamm/Einsatz)
Antrieb: zwei Propeller, je 1.440 kW/1.958 PS = 2.880 kW/3.916 PS • Verdrängung: 120 Tonnen
Der Seenotkreuzer, der derweil noch als SK 35 betitelt wird, soll gemeinsam mit einem Seenotrettungsboot der bewährten 9,5-/10,1-Meter-Klasse zum 150-jährigen Bestehen der DGzRS am 30. Mai 2015 in Bremerhaven getauft und in Dienst gestellt werden. Einer alten Tradition folgend werden die Baukosten erst zur Schiffstaufe bekannt gegeben.
Die optimale Rumpfform des neuen Schiffstyps wurde durch Schlepp- und Seegangsversuche am Modell in der Hamburgischen Schiffbau-Versuchsanstalt ermittelt. Zudem fließen die Erfahrungen der Seenotretter aus dem Einsatz unter extremen Bedingungen ein. Vormann Sven Witzke von der Station Amrum traf sich mit den anderen Vormännern der Stationen, auf denen ein Folgeschiff der 28-Meter-Klasse stationiert wird, um bei der Anordnung der Instrumente noch ein Wörtchen mitreden zu können. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden Seenotkreuzer und Tochterboot im bewährten Netzspantensystem vollständig aus Aluminium gebaut und als Selbstaufrichter konstruiert. Bei der neuzeitlichen Bauweise „kieloben“ fällt die Arbeit für die Aluminiumschweißer durch weniger Überkopfnähte erheblich einfacher aus.
Einer Tradition folgend, legte Schiffbauingenieurin Jessica Bröring eine Jubiläumsmedaille der DGzRS in eine Vertiefung im Hauptdeck des Neubaus ein. Dessen Ruhestätte wurde anschließend fachmännisch verschweißt. Die Medaille soll den Schiffbauern, vor allem aber auch Schiffsführung und Besatzung Sicherheit, Glück und Gesundheit verheißen.
Auf einer besonderen Internetseite können die Freunde und Förderer der Seenotretter,in einem Werft-Tagebuch auf der Internetseite www.150-jahre-seenotretter.de, verfolgen, wie der Neubau entsteht. Die DGzRS setzt derzeit von 54 Stationen in Nord- und Ostsee 60 Seenotkreuzer und Seenotrettungsboote ein. Die SEENOTLEITUNG BREMEN der DGzRS (MRCC = Maritime Rescue Co-ordination Centre) koordiniert zentral alle Such- und Rettungsmaßnahmen. Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt des Rettungswerkes steht nach wie vor der Mensch. Ohne die freiwillige Bereitschaft der Seenotretter zu ihren nicht selten gefahrvollen Einsätzen wäre die Arbeit der DGzRS nicht denkbar. Jahr für Jahr fahren die die Einheiten der Rettungsflotte mehr als 2.000 Einsätze auf Nord- und Ostsee.
Thomas Oelers, DGzRS Pressestelle
Bilder Thomas Oelers
Versuchstank: YPScollection, Peter Neumann
andere: DGzRS/Die Seenotretter