Bauernmarkt auf Amrum… Ein kleiner Schritt für die Föhrer, und ein großer Schritt für den Amrumer Regionalkolorit


Immer dienstags wird es frischer auf Amrum: Die Föhrer Bauern kommen und bringen ihre Leckereien mit: Gemüse, zartes Lammfleisch, Ziegenkäse, Marmeladen, Früchte und Liköre. Alles selbstgemacht oder zumindest vom eigenen Hof, denn auf Amrums Nachbarinsel gibt es noch viel Landwirtschaft. Nun ist Föhr auch viermal so groß, also genug Platz für rund 50 Betriebe, 40 davon fürs Milchvieh plus zwei Handvoll Hühner-, Schweine- und Gemüsebauern.

Bereichern das Amrumer Angebot: (von links) die Föhrer Jürgen Arfsten, Magdalena Choreeva, Christian Carstensen, Jörn Petersen, Dorra Nielsen und Gerret Arfsten
Bereichern das Amrumer Angebot: (von links) die Föhrer Jürgen Arfsten, Magdalena Choreeva, Christian Carstensen, Jörn Petersen, Dorra Nielsen und Gerret Arfsten

Im Moment sind sie zu viert auf der Wiese gegenüber der Mühle in Nebel: Christian Carstensen aus Oevenum verkauft Lammspezialitäten, Aalrauchmettwurst, weiche Schaffelle und die Marmeladen von Tochter Sabine. Seinen Deich hat er vor Jahren an Jörn Petersen in Wrixum verkauft, der seinen Stand direkt neben Carstensen aufgebaut hat. 600 Schafe hat Petersen derzeit, von denen kommt der leckere Käse, den gibts in Natur, Pfeffer und Bockshornklee. Auch Fleisch vom Salzwiesenlamm ist im Angebot. Gegenüber verschwinden Dorra Nielsen und ihre Mitarbeiterin Magdalena Choreeva hinter Körben voller Erdbeeren. Zuhause in Borgsum gibt es Erdbeeren auch zum Selberpflücken und 200 Schweine und Hühner. Die beiden Ladies haben groß aufgefahren und alles selbst gemacht: Sirup, Säfte, Marmeladen von Föhrer Hagebutten, Eierlikör, Holunderblütensirup und Erdbeeren, Erdbeeren, Erdbeeren. Der Kreis schließt sich mit dem langen Stand von Gemüsebauer Jann Arfsten aus dem kleinen Süderende. Heute wird er von seinem Vater Jürgen vertreten, der fünfzehn Jahre Küster in Süderendes St. Lautentii-Kirche war und schöne Geschichten über die „sprechende Grabsteine “ erzählen kann, die es dort genauso gibt wie auf Amrums St. Clements-Friedhof. An diesem Dienstag hilft noch Enkel Gerret mit, der gerne vom Hofgeschehen berichtet, von den zwei neuen Gewächshäusern und den leckeren Tomaten, die jetzt reif werden und die es ab nächster Woche zu kaufen gibt. Vormerken!

Die Idee zu diesem Bauernmarkt hatte Jürgen Arfsten schon vor zehn Jahren. Machen wir einen Markt mit den Amrumern zusammen, dachte er. Aber die Amrumer hatten kein Interesse. Vor fünf Jahren war es dann sein jüngster Sohn, der als Sanitärmeister in Wittdün beschäftigt war, und dem auffiel, dass auf Amrum etwas fehlt. Dann hat er auf Föhr mal in die Runde gefragt und schnell fand sich ein Beschickerteam. Bis heute ist es nahezu unverändert zusammengeblieben.

Appetitlich verpackt: Gläschen, Fläschchen, Pröbchen
Appetitlich verpackt: Gläschen, Fläschchen, Pröbchen

Das Ehepaar aus Kassel, dass immer wegen der Erdbeeren kommt, kennt noch den alten Markt-Standort in Süddorf am Fahrradverleih, mag es hier in Nebel aber lieber. Und tatsächlich: Wenn die Sonne scheint ist das rasenbedeckte Fleckchen richtig idyllisch, eingerahmt von zwei besonderen Sehenswürdigkeiten Amrums: der Nebeler Mühle und dem Heimatlosenfriedhof. Aus Süddorf musste man weichen, weil die Parkplatzsituation schwierig wurde. Aber die Gemeinde Nebel und das Ordnungsamt hatten schnell diese schöne Alternative gefunden.

„Es ist toll, dass es hier sowas gibt“ sagt ein Gast aus Bonn. Der Mann um die Vierzig, dessen Tochter auf dem Spielplatz herumtollt, der zum Gelände gehört, erinnert sich noch an den kleinen Laden von Peter Schau in Nebel, wo die Föhrer Butter in einem großen Klumpen auf der Ladentheke lag. Essen zum Anfassen und Nachfragen.

Zwei junge Paare mit Kindern wundern sich beim ersten Betreten, dass hier „nur so wenig Stände“ sind. Klar, in Hamburg oder Hofheim sehen Bauernmärkte voller aus. Aber es gibt hier ja auch noch jede Menge Potenzial; und vielleicht ergreifen die Amrumer ja doch noch mal die Chance, ihre schönen Sachen zu zeigen, selbstgemachtes, handgearbeitetes oder oder oder. „Wenn ich nur an das tolle Rosengelee denke, was es bei uns gibt“, sagt ein Insulaner, der zum Erdbeerkaufen kommt. Das wäre auch was für hier.“

So ein Markt ist eindeutig eine Bereicherung für Gäste und Einheimische – und durchaus unterstützenswert auch von Seiten des Tourismusmarketings. Regionale Produkte sind beliebt, Märkte ohnehin. Der Kontakt zu den Machern, das Wissen um die Herkunft des Essens, das gibt uns ein gutes Gefühl.

Bis voraussichtlich Ende September findet der Bauernmarkt jeden Dienstag von 10 bis 14 Uhr auf der Grünfläche gegenüber der Nebeler Mühle statt. Es gibt auch Parkplätze.

 

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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