Bei einer befreundeten Restauratorin, Anke Metz, entdeckte sie ein faszinierendes Stück Stoff, welches sie durch die Einfachheit und den Charakter beeindruckte. Dieses Stück Leinenstoff war ehemals Träger eines darauf kaschierten Sitzplanes der St.Clemens Kirche von circa 1803. Aus restauratorischen Gründen wurden diese beiden zusammenhängenden Teile getrennt und der historisch bedeutsame Sitzplan wurde restauriert und wird im Kirchenarchiv in Kiel verwahrt. Ein Faksimile, Nachdruck, wird die St.Clemens Gemeinde bekommen. Der nun nicht mehr von Bedeutung wichtige Trägerstoff hatte keine Verwendung mehr und Guntrud Witt nahm sich seiner an. Inspiriert von der Struktur ließ sie ihrer künstlerischen Kreativität freien Raum. Sie erläuterte die Rahmenbedingungen um den Entstehungsprozess, in dem sie einen Kunstauftrag eines Optikers in Hamburg-Othmarschen bekam, der sich auf das neue Logo der Firma bezog. Inspiriert durch die vorgegebene Grafik einer Brille, übertrug die Künstlerin die geometrischen Formen einer Schrägansicht auf den jahrhundertalten Leinenstoff. „Für mich war es nicht nur eine Brille, es war eine darin liegende Acht, die für mich das Symbol der Unendlichkeit beinhaltete“, so Guntrud Witt. Da sie mit Farbe nicht vom Charakter des Stoffes ablenken wollte, ließ sie diesen „in Natura“ und fügte die Unendlichkeit, in Form der Acht, hinzu.
Künstlerin Guntrud Witt überreicht ihr Kunstwerk der St.Clemens Kirchen Gemeinde…
„Die Unendlichkeit des Raumes ….“ mit diesen einleitenden Worten begrüßte die Hamburger Künstlerin Guntrud Witt einen kleinen Kreis Interessierter in der St.Clemens Kirche in Nebel auf Amrum. Die Reise auf die kleine Nordseeinsel hatte sie auf sich genommen, um ihr Kunstwerk persönlich an Pastor Georg Hildebrandt und der Kirchengemeinde zu überreichen. Bevor Guntrud Witt jedoch ihr Werk enthüllte, ging sie mit den Besuchern auf die Entwicklungsreise ihres Kunstwerkes.
Voraussichtlich wird das Kunstwerk im St.Clemens Gemeindehaus ausgestellt werden. Die in München geborene Künstlerin hat Malerei in Hamburg studiert und war Schülerin des berühmten Friedensreich Hundertwasser.Viele Jahre hat Guntrud Witt am Gymnasium Kunst und auch Leistungskurse in Kunst unterrichtet. Etliche Ausstellungen, Installationen und internationale Kunstprojekte bereichern ihre Vita. Als Malerin, Kunsthandwerkerin, Textilkünstlerin und Landart-Projekte mit Seide ist sie vielfältig orientiert. Guntrud Witt ist eine Künstlerin, durch deren Adern Kreativität und Inspiration fließt. Mit Begeisterung erzählte sie auch auf Amrum von Kunstprojekten mit ihrem Lieblingsstoff Seide. Eine kleine Reise mit kurzem Aufenthalt, doch sehr bedeutungsvoll für die Insulaner, die durch ein für sie doppelt wertvolles Kunstwerk bereichert wurden, dessen Trägerstoff aus der S.Clemens Kirche von 1803 stammt. Mit einem herzlichen Dankeschön an die Künstlerin Guntrud Witt bedankte sich Pastor Georg Hildebrand für dieses Stück „Unendlichkeit im Raum“.