Der am Freitag an der Nordspitze Amrums gestrandete Streifendelfin konnte dank vereinter Hilfe von Amrums Seehundjägern und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor dem sicheren Verenden gerettet werden.
Caroline Schumacher, zu Gast auf Amrum, hatte das Tier am Freitagvormittag auf der Wattseite der Amrumer Odde entdeckt und durch ihr beherztes Eingreifen die Lebenserwartung des bereits gestrandeten Delfins deutlich erhöht. Ohne zu zögern, entledigte sie sich ihrer Hose und zog den Meeressäuger in tieferes Wasser. Per Handy alarmierte sie Hilfe. „Sozusagen durch eine Telefonkette lief der Hilferuf direkt bei uns auf“, erklärte Seehundjäger Kai-Michael Prellwitz-Paulsen.
Der seltene Besuch hatte offenbar die Orientierung verloren und schwamm bei auflaufendem Wasser immer wieder auf den Strand zu. „Wir haben versucht, das Tier wieder Richtung Priel zu geleiten, aber nach rund zwanzig Metern hat es immer wieder umgedreht und den Strand angesteuert“, erklärt Seehundjäger Holger Lewerentz. In ständiger Rücksprache mit den zuständigen Behörden suchten sie nach einer guten Lösung. „Wir kommen hier nur weiter, wenn wir ihn auf die Westseite der Insel in offenes Gewässer bringen können. Was schon mal mit einem Schweinswal funktioniert hat, könnte vielleicht auch mit dem Delfin funktionieren“, schlug Lewerentz vor.
Ein Anruf auf dem im Seezeichenhafen Wittdün stationierten Seenotrettungskreuzer „Ernst Meier-Hedde“ brachte die Seenotretter der DGzRS auf den Plan. Sofort wurde das Tochterboot „Lotte“ aus der Heckwanne zu Wasser gelassen und Kurs auf die Nordspitze genommen. Eile war geboten, zumal das Wasser bereits in Kürze wieder ablaufen sollte und das Seegebiet ohnehin sehr flach ist.
Mit einer speziellen Trage konnte der ruhig atmende Delfin aufgenommen werden und durch das seichte Wasser bis hin zum Tochterboot transportiert werden. Dank der bis zur Wasserlinie reichenden Bergungspforte konnte das 195 cm messende Tier an Bord gebracht werden. Dort kümmerten sich Seehundjäger und Rettungsmänner um den möglichst schonenden Transport und das Feuchthalten des Passagiers. Nach dem erreichen des tiefen Wassers zwischen Amrum und Sylt wurde der Streifendelfin wieder in sein Element entlassen. „Wir dachten zuerst, dass er wieder ins flache Wattgebiet zurückschwimmt, aber nach einer Orientierungsrunde schwamm er mit einigen Sprüngen schnell in Richtung offene Nordsee“, erzählt Seehundsjäger Prellwitz-Paulsen begeistert. „Leider haben wir es auch oft mit Totfunden oder verletzten Seehunden und Kegelrobben an den Stränden Amrums zu tun. In diesem besonderen Fall vergisst man alle Strapazen und freut sich, so einem seltenen Besucher geholfen zu haben“, beschreibt Lewerentz seine Emotionen.
Anhand von Fotos hat Ursula Siebert von der Tierärztlichen Hochschule Hannover den Meeressäuger als Streifendelfin bestimmt. Sie werden bis zu 2,50 Meter lang und seit 1940 war es erst der Zweite Strandung der deutschen Bucht. „Streifendelfine kommen in der Nordsee eigentlich nicht vor“, erklärte Siebert, die das Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung mit Standorten in Hannover und Büsum leitet.