Am Sonntag war Vernissage in der Windmühle. Die zweite Sommerausstellung des Jahres zeigt Bilder von Susanne Klena, die schon zum dritten Mal auf Amrum ausstellt, diesmal wieder in der Nebler Mühle: 36 Bilder, vorwiegend norddeutsche und maritime Motive in Aquarell-Mischtechnik und Acryl auf Leinwand, Papier und Holz, die „darauf warten von hier in ein Schlaf- oder Wohnzimmer umzuziehen“, wie der Vorsitzende des Amrumer Mühlenvereins Volker Langfeld scherzhaft in seiner Begrüßung formulierte, ohne zu ahnen, dass nicht einmal 50 Minuten später tatsächlich schon sechs Bilder verkauft sein würden.
Zur Eröffnung erklangen irische Volksweisen, gespielt auf der Querflöte von Susanne Klenas Schwester Ann-Katrin Lienau, die auch die Einführungsrede hielt. Beide fühlen sich Amrum seit ihren Kindertagen verbunden durch ihren Großvater Joachim Stampa, der in den 1950er Jahren Kunst- und Musiklehrer an der alten Schule in Nebel war.
Susanne Klena wurde 1967 in Heide geboren, studierte in Hamburg Grafikdesign, war mehrere Jahre in der Werbung tätig und später als Illustratorin und Textildesignerin in einem Textilunternehmen, bevor sie sich vor zehn Jahren in die freie Kunst wagte.
„Jetzt oder nie“, sagte sie sich, wohl wissend, dass es ein langer Weg werden würde und nicht einfach. „Man kann nicht hauptberuflich etwas anderes arbeiten, Familie haben und „nebenbei“ Kunst machen, dann kommt man einfach nicht über Volkshochschul-Niveau hinaus. Man muss sich darauf konzentrieren, mit Mut und ganzem Herzblut dabei sein. Vor meiner ersten jurierten Ausstellung im letzten Jahr (des Berufsverbands der Bildender Künstlerinnen und Künstler in Kiel) haben mir richtig die Knie gezittert“, erzählt Susanne Klena. Von Kollegen anerkannt zu werden, sei besonders schwer.
Ihr komme es nicht so sehr auf ein möglichst realistisches Abbild an, sondern eher auf das Einfangen einer gesehenen und gefühlten Stimmung, sagte ihre Schwester in der Eröffnungsrede und da hat Susanne Klena beim Mühlenpublikum auf Amrum in diesem Sommer offenbar ins Schwarze getroffen.
Dass sie aus der Grafik kommt, ist unverkennbar. Sie bevorzugt kräftige Farben, klare Konturen, arbeitet gern mit Mischtechniken. „Mir werden reine Acrylbilder schnell zu langweilig, und ich geh’ auch gern nochmal in die Bilder rein und verändere etwas“, sagt die Künstlerin freimütig, zeigt und erklärt, wie sie einerseits mit Monotypie, anderseits mit Weiß und Grafit ihr Landschaftsaquarell vom Segelboot im Watt akzentuiert hat.
Für ihre abstrakten Bilder und Objekte oder die Märchen-Serie war in der Mühle leider kein Platz, und eines ihrer neuen Bilder (Weg mit Kopfweiden), auf dem die Holzmaserung des Untergrunds besonders zur Geltung kommt, war dann doch zu groß und passte an keine Mühlenwand. Das ist schade, denn auch die ausgestellten „Wege“ I und II, – ein Triptychon und ein Diptychon – , auf denen der alltägliche Waldweg, den die Künstlerin zurücklegt, in Mischtechnik auf Holz als eine Art Nebellandschaft erscheint, wurden gut aufgenommen und zeigen eine ganz andere Landschaftsinterpretation als die vielleicht ein bisschen von der Werbeästhetik der Mode beeinflussten Strandimpressionen.
Für die beiden spielenden „Jungen“, das Bild, das auch mir besonders gut gefiel, fanden sich gleich mehrere Interessenten, Es trug als erstes den roten „Verkauft“-Punkt. Hier und da rümpften reine Aquarellisten verständlicherweise die Nasen, doch das kleine Deichschaf, das einfach frech aus seinem Rahmen läuft, entlockte auch den Puristen ein freundliches Schmunzeln. An Gesprächsstoff über die ausgestellten Werke mangelte es nicht. „Sie haben aber eine Entwicklung gemacht!“, sagte die Schwester eines bekannten Amrumer Künstlers anerkennend zu Susanne Klena, die schon 2011 deren erste Ausstellung bei Quedens in Wittdün besucht hatte. Könnte es ein schöneres Kompliment geben?!