Stefan Gwildis gastierte mit Theoder Storms „Der Schimmelreiter“ zu einer musikalischen Lesung auf Amrum…


Stefan Gwildis mit Hagen Kuhr (Cello) und Tobias Neumann (Flügel)

Der deutsche Soulstar Stefan Gwildis befindet sich aktuell grade mit Theodor Storms Romanklassiker „Der Schimmelreiter“ auf großer Lese-Tour durch Norddeutschland. Dabei machte er auch auf der Nordseeinsel Amrum Station. Es war nach den Gastspielen mit den Söhnen Hamburgs (2014) und seinem Solokonzert (2016) bereits der dritte Auftritt im Norddorfer Gemeindehaus. Wer sich dabei noch vage an die Schullektüre von „Der Schimmelreiter“ zurückerinnerte wurde sicherlich von Steafn Gwildis 80-minütiger Interpretation dieser weltberühmten Novelle überrascht. Als musikalische Unterstützung hatte Stefan Gwildis diesmal die beiden Musiker Hagen Kuhr (Cello) und Tobias Neumann (Flügel) mit dabei.

…ganz neuen Zugang zu diesem Romanklassiker

Rund 165 Zuschauer waren gekommen, um bei dieser musikalischen Lesung mit dabei zu sein. Und sie erlebten dabei nicht nur einen tollen Abend sondern evtl. auch einen ganz neuen Zugang zu diesem Romanklassiker. Nach dem Auftritt hatte ich die Gelegenheit mit Stefan Gwildis zu sprechen.

Andreas Buzalla: Stefan Gwildis, der Aufritt ist jetzt grade mal eine halbe Stunde vorbei. Die Zuschauer sind sehr euphorisch und glücklich nach Hause gegangen und haben einen wunderschönen Abend erlebt. Wie fällt Dein persönliches Fazit aus?

Stefan Gwildis: Es war ein fantastischer Abend! Die Leute waren extrem konzentriert und haben sich total auf das Werk eingelassen. Es war eine Stille die dieses Werk auch braucht, denn Storm arbeitet ja mit einer unfassbar bildreichen Sprache. Man merkt dass man hier an einem Ort ist, an dem das Meer nur wenige Meter entfernt ist. Und das ist ja genau das was Storm damals auch schon so fasziniert hat. So an der Quelle zu sitzen ist nochmal was anderes als bei den Lesungen, die auf dem flachen Land oder im Binnenland stattfinden.

Andreas Buzalla: Es war ja hier im Gemeindehaus eine bunte Mischung aus Einheimischen aber eben auch vielen Urlaubern. Was sind die Gründe, dass diese Lesung grade hier so gut angekommen ist?

Steafn Gwildis: Es sind Leute, die das Meer kennen und wissen wie faszinierend und unberechenbar es ist. Es ist ja quasi direkt am Ort des Geschehens und der „Hauke Hain Koog“ ist ja auch nicht weit weg von hier.

Andreas Buzalla: Du hast den Abend ja mit deinem Lied „Mein Meer“ begonnen und gesagt des es sich dabei um eine ganz persönliche Liebeserklärung handelt. Was macht grade diesen Song so besonders?

Stefan Gwildis: Ich bin ja seit Kindesbeinen an der Nordsee. Wir waren auf Pellworm, Amrum, Föhr, der Hallig Langeness und sind in den 60er Jahren irgendwann auf Sylt hängengeblieben. Lustiger Weise sogar in einer kleinen Pension der Theodor Storm Straße. Ich habe diese Insel kennen und lieben gelernt und fahre auch heute noch gerne dort hin. Mich hat die Liebe zu den Inseln immer schon sehr fasziniert. Auch was das Leben auf einer Insel ausmacht. Was das Meer in all seinen verschiedenen Facetten ausmacht. Man sitzt irgendwo am Meer und weiß wahrscheinlich intuitiv, dass es das Element ist, aus dem wir vermutlich alle mal gekommen sind. Das ist es, was es so geheimnisvoll und bedeutend macht.

Andreas Buzalla: Wie gefällt es dir denn hier auf Amrum, der kleinen Schwester von Sylt?

Stefan Gwildis: Nach meinem Auftritt im letzten Jahr hatte ich ja glücklicher Weise zwei Tage Zeit um zusammen mit meiner Enkelin „Lotti“ die Insel zu genießen. Da bin ich z.B. mit dem Fahrrad über die Insel gefahren und mich total Zuhause gefühlt und dabei viele schöne Momente erlebt. Ich mag den direkten Zugang zum Meer und habe es sehr genossen. Ich weiß von vielen, die mit dem Schiff hier rüberfahren, ist jeder Meter den man weiter auf diese Insel zufährt eine Steigerung dieses Gefühls. Man fährt auf eine Insel, und die Sorgen und Probleme bleiben auf dem Festland zurück. Das ist das schöne wenn Urlaub und Freizeit hier verbringen kann. Ich komme sehr gerne wieder! Auch zum Urlaub.

Andreas Buzalla: Nach dem Auftritt mit den Söhnen Hamburgs und Deinem Soloprogramm war es ja bereits Dein drittes Gastspiel auf Amrum. Diesmal als musikalische Lesung, wie ist es dazu gekommen? Und wie bist Du grade auf den Schimmelreiter gekommen?

Stefan Gwildis: Die Figur und den Charakter Hauke Haien fand ich immer schon unheimlich stark. Schon zu Schulzeiten hat mich die Stärke dieses Menschen, der so bei sich ist und sich von seinen eigenen Intuitionen leiten lässt fasziniert. Als ich das Werk mit sechzehn Jahren las, war es so die Zeit wo man sich im Leben positioniert und das intuitive Handeln hab ich mir bei ihm abgeschaut. Witziger weise fast vierzig Jahre später ist mir bei einer Begegnung mit der Dramaturgin Sonja Valentin mit der ich einen Leseabend gemacht habe. Dabei ist auch diese Ideen entstanden, den Schimmelreiter der mich mein ganzes Leben schon so fasziniert hat, sozusagen in einer ToGo- bzw. Mitnahmeversion machen.  Also ohne die ganze Zwiebelgeschichte drum herum, sondern auf das wesentliche reduziert. Das ist das was ich daran so spannend finde. Dabei haben wir an der Sprache nichts verändert sondern nur viel gekürzt und eingedampft.

Andreas Buzalla: Das Ergebnis lässt sich sowohl sehen als auch hören. Dem Amrumer Publikum hat es ja ganz offensichtlich sehr gefallen?!

Stefan Gwildis: Das Publikum war großartig, viele saßen mit offenem Mund da oder haben die eine oder andere Träne verdrückt. Die kräftigen „Stormschen Bilder“ haben sie wohl genauso bewegt wie mich. Es war ein wunderschöner Abend!

Andreas Buzalla: Eine abschließende Frage. Viele, darunter übrigens auch unser Chefredakteur, fragen sich ob und wann es ein Wiedersehen mit den Söhnen Hamburg auf Amrum gibt?

Stefan Gwildis mit unserem Redakteur Andreas Buzalla

Stefan Gwildis: Die Söhne Hamburgs gibt es ja nach wie vor. Wir beschränken unsere Zusammenarbeit allerdings meistens auf die Weihnachtszeit und einige wenige Sachen übers Jahr verteilt, wie z.B. grade einem gemeinsamen Konzert in der Hamburger Elbphilharmonie. Ansonsten hat ja jeder so seine Solokariere da bleibt leider nicht so viel Zeit. Aber ich erinnere mich noch sehr gut an unseren Auftritt hier im Gemeindehaus. Es war ein toller Abend (lacht), Wiederholung natürlich nicht ausgeschlossen!

Andreas Buzalla: Wir würden uns freuen, bis zum nächsten Mal und vielen Dank für das Gespräch!

 

Über Andreas Buzalla

Andreas Buzalla ist ein waschechter Berliner. 1978 dort geboren, hat er unzählige Urlaube mit seinen Eltern auf der Insel verbracht. 2004 erfüllte er sich seinen großen Traum auf der Insel zu leben. Dazu absolvierte er eine Lehre zum Reiseverkehrskaufmann bei der AmrumTouristik. Heute arbeitet er als Assistent der Veranstaltungsleitung der AmrumTouristik. Seit 2004schreibt er als freier Journalist im Amrum-News Team.

schon gelesen?

Tango – mehr als nur ein Tanz …

Einmal die Woche heißt Klaus-Peter Grezschke seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer herzlich willkommen zu einem Anfänger-Schnupperkurs im …

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com