Der “Neue”…(to)


Die „Eiswette“, Seenotkreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, wurde abgelöst. (Artikel vom 22.12.2008)

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Der "Neue" ...die "Vormann Leiss"

Nach unzähligen Einsätzen im Seegebiet um die Insel Amrum, wurde in diesem Herbst der seit über 28 Jahren auf der Station Amrum im Wittdüner Seezeichenhafen stationierte Seenotrettungskreuzer „Eiswette“, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchigen außer Dienst gestellt. Am 14. November lief der Seenotrettungskreuzer nach seiner Überführungsfahrt im Emdener Außenhafen ein. Die offizielle Übergabe an die AG EMS Reederei fand Anfang Dezember statt. Nach Umbauarbeiten wird die „Eiswette“ zukünftig als Offshoreversorger für Windkraftanlagen als „Emsstrom“ eingesetzt werden. Das zur „Eiswette“ gehörende Tochterboot „Japsand“ wird im nächsten Jahr wieder nach Amrum zurückkehren. Hierfür müssen allerdings noch an dem Seenotrettungskreuzer „Vormann Leiss“, der die Nachfolge auf der Station Amrum angetreten ist, Umbauarbeiten erfolgen. Nur für den Kenner ersichtlich und das Namensschild verraten, dass es nicht die „Eiswette“ ist, die nun auf Position im Seezeichenhafen liegt. Bei der „Vormann Leiss“ handelt es sich um die gleiche Schiffbaureihe. Das Spezialschiff wurde zudem fünf Jahre später gebaut. Bis zum Wechsel nach Amrum verrichtete das Schiff seinen Dienst auf der Station Nordstrand.

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Der zu der 23 Meter Klasse unter den Seenotrettungskreuzern der DGzRS gehörende Kreuzer „Eiswette“ absolvierte unzählige Einsätze im nordfriesischen Wattenmeer und auf hoher See. Von der Besatzung wurden Menschen aus Seenot gerettet, havarierte Schiffe vor dem sicheren Verlust bewahrt, akut Erkrankte von der Insel ins Krankenhaus nach Föhr oder dem Festland verbracht. Ausserdem hatte die „Eiswette“ die höchste Geburtenrate an Bord in der Flotte der Gesellschaft. In den Jahren, wo es auch in Nordfriesland noch richtig kalte Winter gab, kam die „Eiswette“ in ihrer Vielseitigkeit sogar als „Eisbrecher“ zum Einsatz. Kleine schwach motorisierte Küstenfrachtschiffe, aber auch Fährschiffe der Wyker Dampfschiffs-Reederei, erfreuten sich der Hilfe der Seenotretter bei ihrem Kampf durch die durch den Tidenstrom zusammengeschobenen Eisschollen. In strengen Wintern leisteten die Seenotretter so einen großen Beitrag zur Inselversorgung.

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Am 12. Juli 1980 wurde die nun ausgemusterte „Eiswette“ auf der Schweers-Werft in Bardenfleth (heute Lürssen-Werft) Getauften und noch im gleichen Jahr in den Dienst der DGzRS gestellt. Dieser Neubau war damals der Vorreiter einer ganzen Typreihe von Rettungseinheiten der DGzRS. Insgesamt sieben Schiffe der sogenannten 23-Meter-Klasse wurden in den darauf folgenden Jahren gebaut. Benannt wurde der Seenotkreuzer nach einer Bremer Traditionsvereinigung. Seit 1829 wird in der Hansestadt stets am 6. Januar auf der sogenannten Eiswette durch einen Schneider geprüft, ob die Weser „steiht oder geiht“ – sprich: ob diese zugefroren ist oder nicht. Im Anschluss daran findet ein Stiftungsfest zugunsten der DGzRS statt, bei dem seit 1929 immer ein hoher Spendenbetrag für das Seenotrettungswerk zusammen kommt. Als Dank an die Eiswett-Genossen trug der Seenotkreuzer 28 Jahre seinen Namen.

Welchen Namen der nun auf der Station Nordstrand stationierte Werftneubau SK 30 nach seiner Taufe tragen wird, wird bei der Gesellschaft für die Öffentlichkeit noch als Geheimnis gehandelt. Klarheit soll es erst Anfang Januar geben. Erst kürzlich stattete „SK 30“ der Station Amrum einen Besuch ab. Dabei wurde die neue, schlankere und höhere gezogenen Form im direkten vergleich zur „Vormann Leiss“ deutlich. Stationiert war die „Eiswette“ unter ihrem ersten Vormann Artur Steffens bis zum 5. Mai 1985 in Wilhelmshaven. Es erfolgte die Umstationierung auf die Station der nordfriesischen Insel Amrum, von wo aus der Seenotkreuzer bis zum November diesen Jahre, seine Einsätze gefahren hat. Vormann Harry Tadsen übernahm die „Eiswette“. Berthold Petersen und Gerd Hogrefe folgten bis zum heutigen Tag als Vormänner.

Das Tochterboot trug zunächst den Namen „Mellum“. Es wurde 1990 durch den Neubau „Japsand“ ersetzt. Um eben diese neue Bauform auch in der Heckwanne der „Vormann Leiss“ unterbringen zu können, muss der Kreuzer im März nächsten Jahres in die Werft.

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Die Schiffsbauexperten hatten bereits auf Amrum die Heckwannenausstattung unter die Lupe genommen, doch waren zurzeit keine Werftkontingente verfügbar, um die Umbauten beim Schiffswechsel vorzunehmen.

„Wenn es nach den Wünschen der Geschäftsführung der DGzRS gegangen wäre, hätte ein Seenotrettungskreuzer der 27-Meter-Klasse auf Amrum die Nachfolge für die „Eiswette“ übernommen. Doch der Stationsleiter und erster Vormann Gerd Hogrefe, als auch die Besatzung, haben sich gegen diese Vergrößerung der Schiffseinheit vehement gewehrt. Schon mit der „Eiswette“ hat es mit bis zu 1,80 Meter Tiefgang schon Probleme bei Ostwindlagen gegeben. Doch die größere Schiffsklasse hätte mit bis zu 2,30 Metern Tiefgang, ein sicheres Anlaufen der Häfen Wyk und Dagebüll bei Niedrigwasser unmöglich gemacht. „Bei einem Krankentransport zum Festland oder zum Wyker Krankenhaus wäre das auf Kosten der medizinischen Inselversorgung gegangen“, so Hogrefe.

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Ausgestattet sind sowohl die „Vormann Leiss“ als auch die „Eiswette“ mit allen für einen Seenotkreuzer markanten Merkmalen. Dazu gehören die turmartigen Aufbauten in der Mitte des Schiffes mit dem oberen offenen und dem unteren geschlossenen Fahrstand, einem Bordhospital, der Ausrüstung zur Brand- und Leckbekämpfung sowie einer Schleppvorrichtung. Die exakte Länge des Seenotkreuzers beträgt 23,30 Meter, die Breite 5,64 Meter und der Tiefgang 1,65 Meter. Die Verdrängung ist mit 60 Tonnen angegeben. Die Besatzung besteht aus dem Vormann und drei Rettungsmännern, die rund um die Uhr sofort einsatzbereit sind und in einem vierzehntägigem Rhythmus tauschen. Konstruiert sind alle Einheiten der DGzRS – in der bewährten Netzspantenbauweise. Längs- und Querspanten liegen eng beieinander und verleihen dem Rumpf so eine hohe Festigkeit. Gebaut sind die Seenotrettungskreuzer komplett aus Aluminium. Dieser Werkstoff spart Gewicht und macht dadurch weniger Maschinenleistung erforderlich.

Die „Vormann Leiss“ wurde 1985 bei der Werft Abeking & Rasmussen in Lemwerder “auf Kiel gelegt”. Ihr Tochterboot trägt noch den Namen „Erika“. Stationiert war der Seenotkreuzer bei seiner Indienststellung im August 1985 auf der Station Bremerhaven und seit Juli 1996 auf der Station Nordstrand im Kommunalhafen Strucklahnungshörn. Benannt ist sie nach der Langeooger Familie Leiss, der seit vielen Generationen Rettungsmänner der DGzRS entstammen. Das Tochterboot erhielt seinen Namen auf Wunsch eines Förderers der Gesellschaft.

Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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