Der Journalist und Schriftsteller Hellmuth Karasek stellte bei einer Lesung im Nebeler Haus des Gastes sein aktuelles Buch „Vom Küssen der Kröten und andere Zwischenfälle“ vor. Mehr als einhundert interessierte Zuschauer hatten sich im Veranstaltungsraum im Haus des Gastes eingefunden um bei der Lesung des prominenten Gastes dabei zu sein. Der kleine Saal platze dabei allerdings beinahe aus allen Nähten. Aufgrund des hohen Andrangs, hatte leider nicht jeder das Glück für die Veranstaltung eine Karte zu bekommen. Bereits vor drei Jahren hatte Karasek bei einer Lesereise auf Amrum Station gemacht.
Hellmuth Karasek wurde 1934 in Brünn geboren. Er wuchs in Wien und Bemburg an der Saale auf und studierte in Tübingen Germanistik, Geschichte und Anglistik. Im Jahre 1958 wurde er zum Dr.phil. promovierte und arbeitete seit 1960 bei der „Stuttgarter Zeitung“. 1986 wechselte er zu „Die Zeit“. Außerdem leitete Karasek mehr als zwanzig Jahre das Kulturressort des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, war Mitherausgeber der Berliner Tageszeitung „Der Tagesspiegel“ und ist jetzt Autor von „Welt“ und „Welt am Sonntag“. Darüber hinaus veröffentlichte er u.a. Billy Wilder. Eine Nahaufnahme (1992), Go West, eine Biografie der 1950er Jahre (1996), Mein Kino, ein Buch über seine Lieblingsfilme (1996), den Essay Hand in Handy (1997), den Roman Das Magazin (1998), die sartierischen Glossen Mit Kanonen auf Spatzen (2000), den Roman Betrug (2001), Karambolagen. Begegnungen mit Zeitgenossen (2002), seine Erinnerungen Auf der Flucht (2004) und Süßer Vogel Jugend oder Der Abend wirft längere Schatten (2006).
Die in seinem Buch „Vom Küssen der Kröten“ versammelten Glossen erschienen erstmalig in der „Berliner Morgenpost“ und im „Hamburger Abendblatt“. „Kröten küsst man nicht – sondern schluckt sie als unangenehme Wahrheiten hinunter. Nur Frösche küsst man – im Märchen damit sie sich in Prinzen verwandeln.“. Doch die Glosse verhält sich dabei zur Wahrheit so, als müsse der Autor ständig irgendwelche Kröten schlucken. In diesem Sprachzoo existieren mitunter sehr seltsame Wesen wie z.B. lupenreine „Gasprom-Demokraten“ oder Problembären wie „Bruno“ oder „Stoiber“, Politiker als Kellner und Köche. In seinen Glossen sieht Hellmuth Karasek der Zeit beim vergehen zu und versucht, wenigstens die dabei entsehende Komik in seinen Texten festzuhalten. Während das Publikum gespannt an seinen Lippen hängt und seinen Worten lauscht, versucht Karasek unserer Gesellschaft mit seinen pointierten Selbstbeobachtungen den Spiegel vorzuhalten und den Zuhörer zum Wiedererkennen einzuladen. Und das Angebot wurde dankend angenommen und nicht selten mit selbstironischem Kopfnicken oder einen von Herzen kommendem Lachen quittiert. Als kleine Zugabe erzählte Karasek so manche Anekdote aus der gemeinsamen Zeit mit Marcel Reich-Ranicki bei der „ZDF-Kult-Sendung“ „Das literarische Quartett“. Wobei er besonders mit seinen sehr überzeugenden Raniki-Parodien für Heiterkeit sorgte. Nach Zwei Stunden ging ein sehr unterhaltsamer und heiterer Abend zu Ende und Veranstalter, Autor und Publikum waren hinterher gleichermaßen begeistert. Anschließend erklärte Karasek: „Es hat mir sehr großen Spaß gemacht, denn das Amrumer Publikum ist fantastisch“! „Ich würde mich daher sehr freuen im nächsten Jahr wiederzukommen“.