Pressemitteilung der DGzRS


Zwischenbilanz der Seenotretter: Bei 1.937 Einsätzen 701 Menschen aus Seenot gerettet und Gefahr befreit.

 

"Bootschafter" Yared Dibaba, Pressekonferenz zur 3/4-Jahresbilanz in der Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen am 6. November 2013 auf dem oberen Fahrstand des Museumskreuzers H.-J. KRATSCHKE
"Bootschafter" Yared Dibaba, Pressekonferenz zur 3/4-Jahresbilanz in der Zentrale der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) in Bremen am 6. November 2013 auf dem oberen Fahrstand des Museumskreuzers H.-J. KRATSCHKE

In den ersten zehn Monaten des Jahres 2013 ist die Rettungsflotte der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) 1.937 Mal im Einsatz gewesen (Januar bis Oktober 2012: 1.990 Einsätze). Dabei haben die DGzRS-Besatzungen 701 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit (Januar bis Oktober 2012: 1.126). Nach einigen Jahren mit auffallend vielen Geretteten haben sich die Werte damit bei einer vergleichs­weise kurzen Wassersportsaison auf dem Niveau der Jahre 2009 und zuvor stabilisiert.

Von Januar bis Oktober 2013 haben die Besatzungen der 60 Seenotkreuzer und Seenot­rettungsboote in Nord- und Ostsee
• 60 Menschen aus Seenot gerettet,

• 641 Menschen aus drohender Gefahr befreit,
• 363 Mal erkrankte oder verletzte Menschen von Seeschiffen, Inseln oder Halligen
zum Festland transportiert,
• 34 Schiffe und Boote vor dem Totalverlust bewahrt,
• 936 Hilfeleistungen für Wasserfahrzeuge aller Art erbracht sowie
• 476 Einsatzanläufe und Sicherungsfahrten absolviert.

 

In vielen Fällen griffen die Seenotretter frühzeitig ein und begrenzten so Schäden bereits im Vorfeld. Zudem sind sie 2.583 Mal in ihren Revieren zwischen Borkum im Westen und Ueckermünde im Osten auf Kontrollfahrt gegangen. Seit ihrer Gründung am 29. Mai 1865 hat die DGzRS bis Ende Oktober 2013 insgesamt 80.899 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahrensituationen auf See befreit.

Die Einsatzzahlen verteilen sich auf die einzelnen Küsten wie folgt:

Niedersächsische Nordseeküste

Die Besatzungen der an der niedersächsischen Küste stationierten Seenotkreuzer und Seenot­rettungsboote haben bei 543 Einsätzen zwei Menschen aus Seenot gerettet und 94 weitere aus Gefahrensituationen befreit.

 

Schleswig-Holsteinische Nordseeküste
Die Stationen an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste registrierten 251 Einsätze. Die dortigen Mannschaften retteten elf Menschen aus Seenot und befreiten weitere 68 aus Gefahrensituationen.

Schleswig-Holsteinische Ostseeküste
An der Ostseeküste Schleswig-Holsteins waren die Seenotretter 667 Mal im Einsatz. Sie retteten 27 Menschen aus Seenot und befreiten weitere 216 aus Gefahrensituationen.

 

Mecklenburg-Vorpommersche Ostseeküste
In Mecklenburg-Vorpommern waren die DGzRS-Rettungseinheiten zu 476 Einsatzfahrten unterwegs. Ihre Besatzungen retteten 20 Menschen aus Seenot und befreiten weitere 263 aus Gefahrensituationen.

In den Bordtagebüchern geblättert

Zu den herausragenden Einsätzen der ersten zehn Monate des Jahres 2013 gehört die Rettung zweier Fischer von ihrem sinkenden 13-Meter-Kutter durch den Seenotkreuzer VORMANN JANTZEN vor Fehmarn am 20. April.

Ein Feuer an Bord zerstörte am 10. Juni eine Segelyacht in der Hohwachter Bucht. Die Freiwilligen-Besatzung des Seenotrettungsbootes HEILIGENHAFEN brachte den allein segelnden Skipper sicher an Land, sein Boot sank.

Dramatisch war auch die Situation am 14. Juni in stürmischen Böen an Rügens Nordküste: Das Tochterboot des Seenotkreuzers HARRO KOEBKE/Station Sassnitz rettete zwei unterkühlte Segler, deren acht Meter langes Boot gekentert war.

Die freiwilligen Seenotretter aus Travemünde wiederum waren am 30. Juli zur rechten Zeit am rechten Ort. Sie nahmen drei Mädchen und zwei Jungen an Bord, die mit ihren Tretbooten 700 Meter vom Strand entfernt in einen Großschifffahrtsweg auf die offene Ostsee abgetrieben waren.

Die einsetzende Flut überraschte am 3. August drei Biologen, die bei Ebbe auf dem Meeres­grund mit der Seegraskartierung begonnen hatten. Beim Eintreffen des Seenotkreuzers ALFRIED KRUPP/Station Borkum stand einer der Männer bereits bis zur Hüfte im Wasser.

Noch gefährlicher war die Situation für zwei Wattwanderer am 24. August vor Büsum: Ein vollgelaufener Priel schnitt dem Paar samt Hund den Rückweg zum Festland ab. In Unkenntnis der Gefahr versuchten die Wattwanderer, den Priel schwimmend zu durchqueren, und trieben dabei innerhalb kürzester Zeit weit auseinander. Der Seenotkreuzer THEODOR STORM rettete Menschen und Tier.

Einen ebenfalls „tierischen“ Einsatz fuhren die Seenotretter am 10. August vor Warnemünde: In den Rostocker Seekanal hatte sich ein ausgewachsenes Reh verirrt. Mit see- und waidmännischem Sachverstand nahmen die Seenotretter das Tier an Bord und setzten es unversehrt an Land.

Für einen Fischer endete seine Fangfahrt nach dem Sinken seines kleinen Krabbenkutters auf der Nordsee am 27. August an Bord des Seenotrettungsbootes HERMANN ONKEN/Station Fedderwardersiel.

An einer der umfangreichsten SAR-Maßnahmen (SAR = Search and Rescue, Suche und Rettung) der ersten zehn Monate des Jahres 2013 war die DGzRS schließlich am 28. September beteiligt. Der reibungslosen internationalen Zusammenarbeit bei einer groß an­gelegten Suche zwischen Rügen, Bornholm und Südschweden mit Seenotkreuzern, Behörden- und Frachtschiffen verschiedener Nationen verdankt ein von einer Ostseefähre über Bord gegangener Mann sein Leben.

 

Neuer ehrenamtlicher „Bootschafter“ 2014

Wesentliche Unterstützung erfuhren die Seenotretter durch ihren diesjährigen ehrenamtlichen „Bootschafter“, den bekannten Hörfunk- und Fernsehmoderator Yared Dibaba. Er hat mit großem Engagement die Arbeit der DGzRS begleitet. Unter anderem führt er gemeinsam mit einem waschechten Vormann durch einen neuen Kurzfilm der Seenotretter über die Menschen hinter der DGzRS und den Bau eines neuen Seenotkreuzers. Dibabas Nachfolger für 2014 wird der Musiker Klaus Lage („1000 und 1 Nacht“), der seit drei Jahrzehnten zu den erfolgreichsten und umtriebigsten Protagonisten der deutschen Rockmusikszene gehört.

Aus der Rettungsflotte

Zu den Höhepunkten aus Sicht der Seenotretter im zu Ende gehenden Jahr zählt der Bau eines neuen 20-Meter-Seenotkreuzers für die Station List. Die Taufe des vierten Spezialschiffes dieser Klasse ist für den 14. Dezember 2013 in List vorgesehen. Den Namen bestimmt erstmals in der Geschichte der DGzRS ein Spendenwettbewerb. Unter dem Motto „Reetdach gegen Reeperbahn! Wer spendet mehr: Sylt oder Hamburg?“ haben Freunde der Insel wie der Hanse­stadt seit März 2013 bereits mehr als eine Million Euro für den Neubau gespendet. Der Spen­den-Endstand Anfang Dezember wird entscheiden, ob der neue Seenotkreuzer einen Namen mit Bezug zu Sylt oder Hamburg erhält.

Vor wenigen Wochen hat die DGzRS den Auftrag zum Bau des Typschiffs für eine völlig neue 28-Meter-Klasse an die Werft Fr. Fassmer in Berne an der Unterweser vergeben. Der erste dieser Seenotkreuzer soll 2015 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 150-jährigen Jubiläum der DGzRS getauft und in Dienst gestellt werden. Die neuen Schiffe sind als leistungsfähige Nach­folger der 27,5-Meter-Klasse vorgesehen. Das Typschiff ist nach derzeitigen Planungen für die Station Amrum bestimmt. Wie alle Rettungseinheiten der DGzRS werden Seenotkreuzer und Tochterboot im bewährten Netzspantensystem vollständig aus Aluminium gebaut, als Selbstaufrichter konstruiert und ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanziert.

 

150 Jahre DGzRS

Schon heute bereiten sich die Seenotretter auf das 150-jährige Bestehen der DGzRS 2015 vor. Höhepunkte der Feierlichkeiten im Jubiläumsjahr werden ein Festakt im Bremer Rathaus am 29. Mai, dem Gründungstag der DGzRS, sowie eine sich anschließende Festwoche in Bremerhaven sein. Dort finden zeitgleich Konferenz und Kongress der International Maritime Rescue Federation (IMRF) statt. Zuvor war die DGzRS erst ein Mal (1959) Gastgeber dieses Forums des internationalen Zusammenschlusses der Seenotrettungsdienste weltweit.

Seenotretter hoffen zum Jahresende auf Spendenbereitschaft der Bevölkerung

Hinsichtlich des Sammlungserlöses hofft die DGzRS zum Jahreswechsel auf die Spenden­bereitschaft der Bevölkerung, um ein ähnliches Ergebnis zu erzielen wie im Jahr 2012 (19,16 Mio. Euro). Seit Mitte Oktober wendet sich das Seenotrettungswerk wieder verstärkt an die Öffentlichkeit, um über seine Arbeit zu informieren, die Menschen im ganzen Land um Unter­stützung zu bitten und weitere Förderer für die DGzRS zu gewinnen, deren Arbeit ausschließ­lich durch freiwillige Zuwendungen getragen wird und die deshalb auf die Unterstützung der breiten Bevölkerung angewiesen ist.

 

Bis in den Dezember hinein sind rund 5.000 Plakate an publikumsintensiven Plätzen in etwa 170 Städten ausgehängt – mietfrei für die Seenotretter. Die Flächen für das großformatige Bild mit dem Titel „Bei uns geht Ihre Spende garantiert nicht unter“ hat die awk Außenwerbung GmbH der DGzRS kostenlos zur Verfügung gestellt.

Tag der Seenotretter 2014

Spendern, Freunden und allen Interessierten bietet die DGzRS auch 2014 wieder die Gelegen­heit, sich vor Ort ein Bild von der Einsatzbereitschaft ihrer Besatzungen und der Leistungsfähig­keit ihrer Rettungseinheiten zu machen. Erneut findet am letzten Sonntag im Juli, somit am 27. Juli 2014, der „Tag der Seenotretter“ statt.

 

 

—————————————————————————————————————–

Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS)
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Werderstraße 2        Tel.   0421 / 53 707 611
28199 Bremen        Fax.  0421 / 53 707 690

www.seenotretter.de      info@seenotretter.de

 

 

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

schon gelesen?

Regelmäßige Unterhaltungsbaggerungen am Fähranleger Wittdün …

Damit die regelmäßigen Schiffsverbindungen zwischen Dagebüll, Wyk und Wittdün aufrecht erhalten werden können, müssen in …

Schreibe einen Kommentar

WP2Social Auto Publish Powered By : XYZScripts.com