Die Seiteneinstiege in den Fährhäfen sind integrale Bestandteile der Inselversorgung …


Die Technik des Fußgängerportals im Hafen Dagebüll konnte sich eigentlich keinen ungünstigeren Zeitpunkt als das Osterfest ausgesucht haben, um den Dienst zu quittieren. Wie der Geschäftsführer der Wyker Dampfschiffs-Reederei (WDR), Axel Meynköhn und der Hafenmeister des Hafen Dagebülls, Timo Kiekow auf Anfrage bestätigten, funktionierte seit Ostersonntag der Seiteneinstieg an Brücke 3 in Dagebüll nicht mehr. „Wir hatten speziell Sonntag und Montag Großkampftage, bei denen wir jede Schiffskapazität auf dem Autodeck brauchten“, erklärte Axel Meynköhn. Die Schiffsbesatzungen der Fährschiffe „Uthlande“ und „Schleswig-Holstein“ mussten den Ausfall der Fußgängerportale kompensieren und standen zugleich der Kritik und dem Ärger der Reisenden gegenüber, die über das Autodeck geleitet werden mussten, anstatt über die Fußgängerbrücke die Fährschiffe der neuen Generation zu verlassen. „Zudem war das Gepäckaufkommen enorm“, beschreibt Meynköhn die Misere.

Seiteneinstieg
Der Seiteneinstieg gehört zur Inselversorgung

„Die Verantwortlichen der Hafengesellschaft Dagebüll haben sich sichtlich bemüht, den Schaden umgehend zu beheben, doch dann hieß es, dass vor Dienstag keine Reparatur möglich wäre“, lobt der Geschäftsführer und offenbart im gleichen Atemzug sein Unverständnis über solche Verzögerung bei der Beseitigung der Störung. „Wie könnte man für solch ein Geschäftsgebaren des Herstellers, bei der eine solch gravierende Störung nicht in einer angemessenen Zeit beseitigt wird, Verständnis aufbringen“, hinterfragt der Reederei-Chef kritisch.

„Wir reden hier nicht über ein privates Spielzeug der Reederei, sondern über eine Einrichtung, die mittlerweile einen integralen Bestandteil der Inselversorgung darstellt“, verdeutlicht Meynköhn weiter. „Nur durch den Einsatz der beiden Großfähren, die eine um zwanzig Pkws höhere Ladekapazität haben, können wir zu den Hauptabfahrtszeiten die benötigten Beförderungszahlen realisieren“. Es sei ein Wahnsinn, Tag ein Tag aus die Treppenhäuser auf den Fähren „Rungholt“ und „Nordfriesland“ spazieren zu fahren und dadurch weniger Fahrzeuge transportieren zu können. Wenn man die Entwicklung der Fährgenerationen betrachtet, hat die Kapazität von der 1980 gebauten „Uthlande“ 4, die mit einem 45 PKW fassenden Autodeck (ohne Mindestabstand zum Ein und Aussteigen) vom Stapel lief, über die 53 PKW fassende „Rungholt“ bis hin zur 75 Fahrzeuge aufnehmenden „Uthlande“ 5 geführt „Wir sind attraktiver geworden und das ist auch den Seiteneinstiegen und der dadurch möglichen Trennung des fußläufigen Verkehrs vom Fahrzeugverkehr zu verdanken“.

Hafenmeister Timo Kiekow sieht ebenfalls den hohen Stellenwert der Seiteneinstiege und weiß, dass besonders der Ausfall des Portals in Dagebüll, auch in den Häfen Wyk und Wittdün zu Problemen und Unannehmlichkeiten führt. „Die Störung am Sonntag wurde durch den Ausfall des Wegemesssystems, das den Synchronbetrieb der vier Hydraulikzylinder des Portals überwacht, verursacht“, erklärt Kiekow. In einem Telefonat mit der Herstellerfirma, die einen Wartungsvertrag für den Seiteneinstieg hat, konnte ein mechanisches Problem in Eigenleistung behoben werden. Leider war auch in der Elektronik der Wurm drin, der nicht behoben werden konnte.

„Wir haben zwar ein Sortiment an Ersatzteilen vorrätig, doch leider nicht der nun noch defekte Geber“, so der Hafenmeister. Dieser stellt sich in Anbetracht der langen Reaktionszeit, der Monteur ist erst Mittwoch eintreffen und hat das Ersatzteil verbaut, die Frage, ob von der Herstellerfirma Rohlfing wirklich die Ernsthaftigkeit der Lage erkannt wird. „Bei diesem Teil handelt es sich um ein im März letzten Jahres bereits als sozusagen neu entwickeltes System verbautes Steuerbauteil, dass die bis dahin immer wieder aufgetretenen Störungen dauerhaft ausschließen sollte. Normalerweise wir dieser Geber im Offshore eingesetzt und sollte störungsfrei sein, so das Versprechen.

Die Ohnmacht und auf fremde Hilfe angewiesen zu sein ärgert Kiekow. Das Vorhalten von weiteren Ersatzteilen, weitere Schulungen oder aber ein Servicevertragspartner im Norden kann nur die Schlussfolgerung sein, um solch ein Chaos zukünftig zu vermeiden. Die „Schleswig-Holstein“ konnte gestern Mittag um 13.00 Uhr wieder über den Seiteneinstieg die Passagiere aufnehmen.

Thomas Oelers

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Über Thomas Oelers

Thomas Oelers wurde 1966 in Wittdün auf Amrum geboren - ein echtes Inselkind. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit entschied er sich auf der Insel zu bleiben. Heute arbeitet der Vater von 2 Kindern in einem Wittdüner Betrieb als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister. Seit 2003 recherchiert und fotografiert er als freier Journalist akribisch im Amrum-News Team.

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9 comments

  1. Es ist wohl an der Zeit zu hinterfragen, wer verantwortlich ist für die Installation der Seiteneinstiege, die nur deshalb zu hohen Kosten errichtet wurden, weil die neuen Fährschiffe angeschafft wurden. Sowohl Seiteneinstiege als auch die neuen Fähren sind bei den Nutzern gleichermaßen unbeliebt. Die Kommentare der Gäste sind in der Regel sehr deutlich, jedenfalls ist die Situation nicht geeignet, den Gast zur erneuten Buchung anzuregen.
    Dirk Gereke

  2. SK.Bender@t-online.de

    Aus unserer Sicht sind die beiden neuen Fähren ein Glücksgriff für die WDR. Wir freuen uns jedenfalls immer, wenn wir auf dem Weg nach/von Amrum das leider viel zu seltene Glück haben, mit einer von ihnen fahren zu können. Ebenso halten wir die Seiteneinstiege für sehr sinnvoll. Es ist sicherlich ärgerlich, wenn Störungen auftreten, die nicht sofort behoben werden können. Aber wenn der Seiteneinstieg funktioniert – und das tut er doch immer häufiger 😉 – dann ist dieser doch eine große Erleichterung sowohl für die Fußgänger als auch für die Autofahrer und vor allen Dingen für die Mitarbeiter. Deshalb verstehe ich nicht, dass man gegen die Anschaffung der “Neuen” ist. Und ein Großteil der Passagiere sieht das evtl. genauso?!

  3. Ich kann die Ausführungen von “advo” unterstützen. Wir hatten im letzten Jahr erstmals das “Vergnügen”, Hin-Und Rückfahrt mit einem der neuen Fährschiffe zu bewältigen. Die Seiteneinstiege will ich hier nicht weiter bewerten, aber den Sitzkomfort im Aufenthaltsbereich halte ich für unausgegoren. Kein Mensch würde zwei Stunden mit der Bahn in Waggons mit solcher Sitzqualität verbringen wollen. Und die so tollen Sitzschalen an der Fensterfront, die mir einen schönen Blick in Fahrtrichtung ermöglichen sollen, kann ich eigentlich nur dazu nutzen, bei Ankunft in Dagebüll vielleicht eine orthopädische Praxis auszumachen, falls ich aus dem Sitz überhaupt ohne Verrenkungen wieder hochkomme. Sitzen kann man darauf eigentlich nicht, da man immer nach unten wegrutscht. Wer es bis dato noch kein Rücken hat, hat gute Aussicht auf Erfolg. In diesem Sinne bleibt mir nur die Hoffnung, im November wieder eines der “alten Schätzchen” zu erwischen.

  4. Sicherlich ist es auch in der heutigen Zeit moeglich das mal etwas nicht funktioniert.
    Wenn man jedoch das kontinuierliche Versagen der Seiteneinstiege in Betracht zieht,
    muss man doch von Fehlern im Design ausgehen.
    Andererorts sind derartige Vorrichtungen problemlos im Einsatz.
    Selbst in unterentwickelten Laendern.

    Was das optische Erscheinungsbild angeht,Geschmaecker sind verschieden.
    Man kann aber keinesfalls behaupten das die Seiteneistiege eine Bereicherung der Hafenanlage darstellen.
    Und was die Faehren angeht,ist es nicht von der Hand zu weisen das Geld gespart wurde.
    Vom Konzept her nachvollziehbar,doch wohl voellig unpassend fuer die Traditionsroute.
    Billig,billig billig,…

    Schliesse mich Herrn Hackmann an,”alte Schaetzchen” sind besser

    Vielleicht bin ich ja auch nur Altmodisch…..

  5. Ich hatte schon früher nachgefragt ,wer für diesen totalen Irrsinn die Verantwortung trägt und auch bezahlt, nebst
    enormen ständigen Unterhalts -und Prüfkosten, ganz abgesehen , dass inzwischen schon die ersten Rostspuren zu sehen sind und die grossartigen Glasscheiben versifft und dauernd schmutzig aussehen. Was für eine toller Anblick für den ankommenden Gast …….der 1.Eindruck bleibt prägend und damit negativ im Gedächtnis. GLÜCKWUNSCH ,so kann man eine Insel auch vermarkten. Die “schwunghaft steigenden Gästezahlen “zeigen
    das sinnfällig.
    Die Kommentare von advo und G.Hackmann für das Innere sind da noch viel zu schön und die sturzsteile
    Treppe findet noch nicht einmal Erwähnung. Den Katastrophenfall möchte ich auf diesen Dampfern höchstens
    im Fernsehen erleben.
    Freuen wir uns auf die nahende Konkurrenz und hoffen das die jetzigen Verursacher dann die Rechnung ihres handelns direkt von den Passagieren bekommen.

  6. Auf Amrum bin ich über den Seiteneinstieg an Bord der MS Schleswig-Holstein gekommen.Bei der Ankunft Föhr blockierte MS Uthlande den Seiteneinstieg am Fähranleger 3,so dass die Passagiere über das Fahrzeugdeck die Fähre über den Fähranleger 1 verlassen mußten und die Neuen über das Fahrzeugdeck auf das Schiff gelangten und ihr Gepäck entweder über das Treppenhaus bis in die Bordrestauration schleppen oder lange vor dem Fahrstuhl stehen mußten bis sie in die Bordrestauration gelangten.In Dagebüll fiel der Seiteneinstieg aus,so dass alle Passagiere die MS Schleswig-Holstein über das Fahrzeugdeck verlassen mußten.Es bildete sich eine Schlange vor dem Fahrstuhl,da viele,besonders ältere Passagiere nicht ihr gesamtes Gepäck durch das Treppenhaus bis hinunter zum Fahrzeugdeck tragen wollten oder konnten.Die Passagiere,die sich nicht hinter der Fahrstuhlschlange einreihen wollten,haben ihr Gepäck unter Geschimpfe über das Treppenhaus bis zum Fahrzeugdeck geschleppt.Wenn ich mir vorstelle,dass wäre mit der von innen verbauten Uthlande mit ihren steilen Treppen passiert,wo man Angst haben muß bei jedem Treppenabsatz dem Vordermann in den Rücken zu fallen,kein schöner Gedanke.Warum hat man bei der Konstruktion der MS Uthlande und Schleswig-Holstein nicht bedacht,dass man bei Nichtbenutzung der Seiteneinstiege das Gepäck auf der Fahrzeugebene abstellen kann,wie es bei der MS Rungholt und Nordfriesland der Fall ist.Warum sind MS Rungholt und Nordfriesland für die Seiteneinstiege umgebaut worden,obwohl sie diese nicht benutzen dürfen,oder nur dann,wenn vom Fahrplan abzusehen ist,dass MS Uthlande und Schleswig-Holstein die Seiteneinstiege nicht blockieren?Und aus diesem Grund,warum hat man Geld ausgegeben und den Seiteneinstieg Dagebüll für die Mitbenutzung der MS Rungholt und Nordfriesland so gestaltet,obwohl diese ihn kaum nutzen können?

  7. Dieses scheint ein unendliches Thema zu sein. Sicherlich ist der Sitzkomfort der “neuen” Fähren nicht so toll und es gibt vielleicht noch einige andere Unzulänglichkeiten. Aber grundsätzlich halte ich die Seiteneinstiege schon für sinnvoll, denn das Fehlen derselben ist bei den “alten” Fähren schon ein Manko. Denn bei gut ausgebuchten Fahrten, wie zum Beispiel jüngst am Ostermontag auf der 12:00 Uhr Fähre von Wittdün nach Dagebüll kommt es immer wieder vor, dass durch den Vorrang der Fußgänger beim Eintritt in die Schiffe die Autoinsassen zuletzt auf die Fähren gelangen und somit kaum noch eine Chance haben, einen Platz im Salon zu ergattern, weil bis dahin alles durch die Fußgänger und deren Gepäck belegt ist. Der Engpass ist dann besonders schlimm. wenn aufgrund der Wetterlage das Sonnendeck keine Alternative bietet. Es kann immer wieder beobachtet werden, dass Autoinsassen frustriert zwei Stunden in ihren Fahrzeugen verharren – auch nicht sonderlich bequem. Die gleichzeitige Nutzung der Seiteneinstiege und Fahrzeugzufahrten bietet zumindest auch den Autoinsassen die Möglichkeit, frühzeitig Salonplätze zu ergattern.
    Die Seiteneinstiege sind doch kein Hexenwerk, so dass man sie auch permanent funktionstüchtig hinbekommen sollte. Das es immer Nörgler gibt, die gerne an allem rummeckern, kann man ohnehin nicht verhindern. Da fällt mir ein Spruch von Georg Quedens ein (war zwar zu einem anderem Thema): “Das ist die Sehnsucht nach dem Negativen!”

  8. Kann mich Herrn Freese absolut NICHT anschliessen.

    Fruehzeitig Salonplaetze ergattern,……..allein der Gedanke mir im voraus darueber
    Sorgen zu machen,hat mit Urlaub nichts zu tun.

    Man sollte bei diesem Thema doch ein wenig weiter als den persoenlichen Vorteil denken.

  9. “Die Seiteneinstiege in den Fährhäfen sind integrale Bestandteile der Inselversorgung”, so die wiedergegebene Aussage des Geschäftsführers der WDR…. nur, im Rahmen einer gelungenen Synchronisierung (Integration?) beider Elemente (Hafen und Schiff) ist das verfolgte ökonomische Ziel mit den Seiteneinstiegen verfehlt worden. Mit der geschickt gewählten Überschrift durch den Autor des Artikels wird von den eigentlich Verantwortlichen der Miserie abgelenkt: nämlich vom Auftraggeber auf den Hersteller und den Dienstleister als Schuldige und honorig die WDR als Dienstleister im Rahmen der Daseinsvorsorge für die Inseln betont. Aber hier stellt sich grundsätzlich zunächst einmal die Frage der richtigen Vertragsgestaltung einschließlich der Gewährleistungsbedingungen für den dauerhaft stressfreien Betrieb der Zustiege in den Häfen. Und wer will es dem Monopolisten WDR verdenken so zu argumentieren, wo er doch alles versucht, um den Konkurrenten Vattenfähren von “seinem Markt” fernzuhalten.
    Dass die neuen Fährzustiege und die beiden Großraumfähren in einem ursächlichen Zusammenhang stehen,also das Konzept zuvor aufeinander abgestimmt worden ist, dürfte unbestritten sein. Nach der bisherigen Pannenhäufigkeit der Brücken müssen sich die Auftraggegber doch die Frage gefallen lassen ob sie nicht auf ein marktunreifes Produkt, zudem wohl auch noch mit EU-Miteln unterstützt, gesetzt haben. Wurde etwa nicht genügend auf die Funktionstüchtigkeit im laufenden Betrieb anderer Fährhäfen mit einer vergleichbaren geografischen Lage geachtet? Wenn nun noch weitere Systeme, wie die diskutierte Amrum-Card, mit dem Zugangssytem zur Fähre verknüpft werden sollten, so könnte die Problematik durch die Sperren an den Zustiegen zur Brücke noch kumulieren.
    Zu vermuten ist wegen der angesprochenen möglichen höheren Kapazitätsauslastung der Großraumfähren, dass die WDR zumindiest mittelfristig und außerhalb der Sasionzeiten auf die Runghoflt und die Nordfriesland verzichten wird. Darauf deutet auch die gewollte Trennung von Personen- und Güterverkehr hin, was auch strategisch zu einer kürzeren Taktung der Großraumfähren im Pendelverkehr zu den Inseln führen könnte.

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