Der graue November ist im Kirchenjahr der Monat der Erinnerung, des Abschieds und der Besinnung. Am heutigen Volkstrauertag legten die Bürgermeister der Insel nach dem Gottesdienst in der St.Clemens-Kirche einen Kranz am Denkmal der Kriegsopfer nieder und gedachten ihrer.
In ihrer heutigen Predigt zum heutigen Volkstrauertag betonte Pastorin Thurid Pörksen “Den Kranz, den wir niederlegen, soll unser Versprechen sein, das wir die Toten nicht vergessen, und auch nicht, was sie uns sagen wollten. Wir denken auch an die toten Frauen, Kinder und Männer, die einmal hierher geflüchtet sind, deren Kraft zum Überleben aber nicht reichte. Auch sie werden wir nicht vergessen”.
Sie zitierte weiter ein Gedicht von Wolfgang Borchert, der selbst in den Krieg ziehen musste, inhaftiert war wegen Wehrkraftzersetzung und an diesem Krieg 1947 im Alter von 26 Jahren gestorben ist. “Sag NEIN”, hatte er gedichtet. “Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst keine Wasserohre und Kochtöpfe mehr machen, sondern Stahlhelme und Maschinengewehre; wenn sie dich in Kriege kommandieren, wenn du rechtfertigen sollst, was du als Unrecht erkennst, wenn die Zukunft eng wird und die Orte unbehaust: Sag Nein, sag rechtzeitig nein”.
Nach dem Gottesdienst versammelte sich die Gemeinde mit den Bürgermeistern am Denkmal der Kriegsopfer auf dem Friedhof. Bürgermeister Dell-Missier betonte in seine Rede an die Mitbürger, das Frieden, Freiheit und Demokratie die Grundpfeiler sind, auf die sich unsere Gesellschaft stützt. “Gerade wir in Deutschland wissen aus unserer Geschichte sehr genau, dass Frieden, Freiheit und Demokratie nicht von allein entstehen und erhalten bleiben kann. Sie brauchen vielmehr Menschen, die sie erkämpfen, bewahren, die sie schützen und stärken”.
“Überall auf der Welt schwelen unzählige bewaffnete Konflikte”, fuhr Dell-Missier fort. Unser heutiger Bundespräsident stellte dazu die richtige Frage: ” Tun wir genug und tun wir vor allem das Richtige, um Krieg, Gewalt und Terror heute und künftig zu vermeiden”?
“Ich meine: Den Kampf für die Freiheit aufzunehmen, Aggressoren die die Menschheit mit Terror überziehen entschlossen entgegenzutreten ist richtig. Doch das Mittel der Wahl soll Diplomatie sein: Vermeidung des Konflikts; des Krieges und Sicherung des Friedens”, so Dell-Missier.
Ein Zitat von Philosoph Karl Jaspers sagt: “Die Vergangenheit beleuchtet das Gegenwärtige”. “Schreckliche Vergangenheit sind zwei Weltkriege mit unzähligen Opfern, die wir uns und vor allen denen die es nicht hören wollen in der Gegenwart immer wieder ins Bewusstsein rufen müssen. Lasst uns trauern um die Opfer durch Krieg, Verfolgung und Vertreibung als Mahnung für eine friedliche Zukunft. In Ehrfurcht vor den Toten der beiden Weltkriege und der Opfer der Gewaltherrschaft weltweit legen wir als Zeichen des Gedenkens diesen Kranz nieder”, so der Bürgermeister abschließend.
Eine Delegation der Amrumer Blaskapelle spielte dazu das Lied vom guten Kameraden und in der Stille brachten alle Anwesenden ihre Friedenswünsche dar.
Erinnerung, Abschied, Besinnung, Frieden und Miteinander sind auch die Themen, die in den nächsten Wochen den November in der St.Clemens-Kirchengemeinde prägen.
Pastorin Thurid Pörksen lud die Gemeinde herzlich zu weiteren Andachten und Veranstaltungen in der nächsten Zeit ein. Am kommenden Mittwoch, dem Buß-und Bettag wird ein Gottesdienst mit anschließendem Abendmahl stattfinden.
Mit dem letzten Sonntag im Kirchenjahr, dem Toten- oder Ewigkeitssonntag am 26.November, werden in der Gemeinschaft die Namen aller in diesem Jahr Verstorbenen verlesen.
“Totengedenken ist auch immer ein Nachdenken über das Leben; persönliche wie kollektive Erinnerungen schärfen den Blick für ein verantwortliches Miteinander”, so Pastorin Thurid Pörksen, “die letzte Novemberwoche ist darum Friedenswoche auf Amrum”.
Am Montag dem 27.November geht es ab 20.00 im St.Clemens-Hüs in Nebel um Erinnerungen aus der Nazizeit. Mit Geschichten und Bildern der damals lebenden Marret Dethlefsen (bzw. Lewy/Lange) und einer Lesung aus dem Buch von Heidemarie Kugler-Weiemann aus Lübeck, welche sie über die Juden schrieb, die nach dem Krieg für lange Jahre im Wittdüner Kurhaus untergebracht waren.
Ein Film von Wim Wenders wird am Mittwoch dem 29. November im Norddorfer Kino Lichtblick angeboten. “Salz der Erde”, so der Filmtitel. Hier geht es um den brasilianische Fotografen Salgado, der mit Liebe und Scharfblick in die Gesichter der Menschen schaut, die arbeiten, kämpfen, leiden und untergehen. Eine Spurensuche nach Menschenwürde. Eintritt hier 8,00 €, Beginn 20.00 Uhr.
Zu Gast auf Amrum-zu Hause auf Amrum. So die Überschrift für Freitag, den 1.Dezember. Ab 17.00 Uhr steht hier im St.Clemens-Hüs die Gastfreundschaft und das Miteinander im Focus. Denn neben den Touristen gibt es auf der Insel auch Schutz- und Asylsuchende. Ein gemütliches Miteinander bei Musik und Gesprächen, und dem Genuss fremder Speisen, gekocht von Inge Sarsfield.
Am Sonnabend, dem 2. Dezember klingt die Friedenswoche mit adventlicher Stimmung in der Wittdüner Kapelle aus. Gedichte von Rose Ausländer und Musik vom Amrumer Flötenkreisnachwuchs unter Leitung von Anne-Sophie umrahmen diese feierliche Stunde.