Das opulente Kuchenbüffet hätte noch einige Seelen mehr satt und glücklich machen können, aber der Saal im St.-Clemens-Hüs platzte auch so aus allen Nähten. Bei der Gemeindeversammlung präsentierte der Ratsvorsitzende Hans-Peter Traulsen für das vergangene Jahr mehr Ein- und weniger Austritte als noch 2016. Dass dennoch landesweit mehr Menschen das Schiff, dass sich Gemeinde nennt, verlassen als neu betreten, gilt auch für Amrum. „Da sind wir Bundesdurchschnitt“, erläutere Traulsen. „Seit dem Jahr 2000 ist die Zahl der Gemeindemitglieder um rund ein Drittel zurückgegangen.“ Aktuell sind es auf der Insel 1.126. Beim Rückblick aufs Kirchenjahr 2017 blieb Traulsen den Bildern der See treu. Er dankte allen, die dazu beitrugen, dass es durch den Weggang von Pastor Georg Hildebrandt im Frühjahr zu keiner Havarie gekommen war: den Gemeindemitgliedern, Pastor Henning Kiene aus Hannover, der spontan die Konfirmations-Gottesdienste übernahm, sowie Propst Kay-Ulrich Bronk. Ruhe im Hafen herrsche nun wieder durch Vakanz-Pastorin Thurid Pörksen, die – wie von Vielen zu hören war – die Gemeindearbeit mit ihrer Authentizität und großen Empathie enorm nach vorn und in eine gemeinsame Richtung gebracht habe.
Übergesetzt hatten auch Martje Brandt und ihre Hamburger Lebensgefährtin. Brandt, bisher in Pinneberg, wird ab März Amrums neue Pastorin, am 4. März ist ihr Einführungsgottesdienst. „Gedanklich bin ich auf dem Weg, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit“, sagte die 52-Jährige. Die Seelsorgerin wird noch bis ins Jahr 2019 eine bereits begonnene Fortbildung absolvieren, was zur schönen Folge hat, dass Thurid Pörksen der Insel noch ein wenig erhalten bleibt. „Ich hatte ihr all meine Weiterbildungszeiten geschickt mit der Frage, an welchen Terminen sie mich vertreten könne“, erzählte Brandt mit offener, klarer Stimme dem Gemeindepublikum. „Und ich habe ihr sofort geantwortet, dass ich mir alle einrichten werde“, sagte Pörksen lachend. „Ich bin ja zu gerne hier.“ Einem schönen Geschenk können Pörksen und ihr Mann Arend Bertzbach entgegensehen: Die Kirchengemeinde wird dem Ehepaar zum Abschied neue Hühner schenken. „Schließlich musstet ihr eure ja weggeben, als ihr für uns nach Amrum kamt“, sagte Traulsen und lobte augenzwinkernd die preußische Arbeitsauffassung Pörkens, die im Pfarrhaus selbst zum Pinsel gegriffen hatte, “um das Heim für unsere neue Pastorin und die nächsten Jahre in einen nachhaltig guten Zustand zu versetzen“. Bereits 2016 hatte das Pastorat eine neue Heizungsanlage erhalten. Mittlerweile sind auch Fenster ausgetauscht und das Kirchenbüro netzwerktechnisch auf modernen Stand. „Frau Brandt, wir freuen uns darauf, sie mit an Bord zu nehmen und uns zuversichtlich weiter auf den Weg zu machen“, sagte Traulsen.
Die eine kommt, die andere geht. Für ihre 22 Jahre lange bemerkenswerte Arbeit bei der Betreuung des Gemeindehauses fand Traulsen offene Dankesworte für Doris Burghardt, die zum 1. April in den Ruhestand geht. „Dass diese, auch für die Außendarstellung der Gemeinde sehr wichtige Aufgabe nicht immer gewürdigt wurde, tut mir Leid und dafür entschuldige ich mich stellvertretend auch für meine Vorgänger.“
Was wurde vollbracht? Was wird kommen? Allein durch Spenden und ehrenamtliches Engagement konnten die Außentür der Kirche sowie die Nordinnenwand saniert werden. Für das Baugerüst und die Fassadenarbeiten an den Außenwänden, die 2018 auf der Agenda stehen, kann die Gemeinde auf Zuschüsse durch den Kirchenkreis und die Landeskirche hoffen.
Die Empore wurde neu gepolstert, und in Wittdün die Orgel repariert. Die Sanierung des dortigen Kurseelsorgerhauses ist in Arbeit, eine Schadstoffprüfung beauftragt. „Da erwarten wir gespannt das Ergebnis, da es sich bei dem Gebäude um ein Fertighaus der ersten Generation handelt“, sagte Traulsen. Auf dem Plan für 2018 stehen Kooperationsgespräche mit der politischen Gemeinde über die Idee, Gebäude gemeinsam zu nutzen. „Bisher haben sie noch zu keinem greifbaren Ergebnis geführt“, sagte Traulsen. Mit dem Jugendzentrum wolle man Möglichkeiten gemeinsamer Jugendarbeit eruieren und mit der Amrum Touristik über eine Zusammenarbeit bei Veranstaltungen sprechen. Das St.-Clemens-Hüs soll renoviert und energetisch saniert werden, und der Friedhofsgärtner soll Unterstützung durch eine Saisonhilfe bekommen.
Die Amtshandlungen der kleinen Insel bleiben zahlenmäßig weiterhin in kleinem Rahmen. Weder bei Taufen (19), noch bei Trauungen (6), Bestattungen (18) und Konfirmationen (15) gab es große Abweichungen zum Auf und Ab der Vorjahre. Sechs Eintritten stehen dreizehn Austritte gegenüber, was aktuell zur Zahl von 1.126 Gemeindemitgliedern führt, das sind 52 mehr als 2016 und 89 weniger als 2015.
Für den Jahresabschluss 2017 liegen die Zuweisung aus Überschussmitteln und der Erlös der Üüs Skaap Stiftung noch nicht vor; in 2016 ergaben sich Defizite für Kirchenmusik (3.678 Euro) und Friedhofskasse (9.703 Euro) sowie ein Überschuss in der Kirchenkasse von 8.730 Euro. Die Gesamteinnahmen 2016 betrugen 118.284 Euro mit den dicksten Posten Kirchensteuerzuweisung in Höhe von 63.388 Euro und Einnahmen aus Erbpacht von 32.662 Euro.
Ein Sorgenkind seien und blieben die Friedhöfe, sagte Traulsen. Das Problem ist allerdings nicht inselspezifisch. Die Kirche darf laut Verwaltungsordnung keine Haushaltsmittel für den Friedhofsbetrieb einsetzen, diese müssen sich allein durch eigene Einnahmen finanzieren. „Was bei einer Zahl von 18 Bestattungen, darunter immer mehr Urnenbegräbnisse ja nicht möglich ist“, warf Traulsen ein. Hier gab es Gespräche mit dem Amt in Richtung einer Beteiligung durch die Gemeinden und als Ergebnis einen von beiden Seiten bisher nicht ratifizierten Vertragsentwurf. „Der Friedhofsausschuss wird bei der nächsten Gemeindeversammlung sicherlich ein Konzept für eine nachhaltige Lösung präsentieren können, zumal die Zeit hier drängt“, sagte Kirchengemeinderatsvorsitzender Traulsen.
Mit einem hoffnungsvollen Blick auf Amrums Inselchronisten Georg Quedens wurde das Thema Infotafel Ehrenfriedhof angesprochen. Bei der Grabstätte am Eingang des Neuen Friedhofs in Nebel, würde man gern die Schicksale der Soldaten, Frauen und Kindern dokumentieren und sucht die Zusammenarbeit mit Amrumern, die sich mit Wissen und Elan beteiligen möchten.
Beim Großprojekt St-Clemens-Orgel wird zur Zeit geprüft, ob eine deutliche Verbesserung der akustischen Verhältnisse einen teuren Orgelneubau rechtfertigt. Die Gemeinde wird hier professionell unterstützt vom Organisten der Hannoverschen Marktkirche Ulfert Smidt und von Hans-Martin Petersen, dem Orgelsachverständigen der Nordkirche. Anlass genug also, um sich mit dieser „Königin der Instrumente“ eingehender zu beschäftigen, was hervorragend gelingt bei der alle 14 Tage stattfindenden Orgelmette von Anne-Sophie Bunk. Dank der engagierten Kirchenmusikerin hat St.-Clemens in Sachen Konzert und Chor ein wirklich volles und schönes Programm. „Wir haben einen neuen Gospelchor, hatten einen wunderbaren Choraustausch mit dem Nieblumer Singkreis und den ersten Open-Air-Gottesdienst an der Vogelkoje.“ Bunk freute sich auch über die hohe Gästebeteiligung. „Wir haben fast jede Woche Gastbläser im Posaunenchor nach dem Gottesdienst.“ Zum Kirchenleben gehören auch die beliebten Friedhofsführungen von Karin und Ralf-Sigmar Simon, die ab Ostern wieder starten, und der Gesprächskreis in der DRK-Begegnungsstätte um Doris Müller und Marlies Tadsen. Lebensläufe von auf der Insel Gestrandeten, alte Pastorengeschichte und so aktuelle Themen wie der bedauernswerte Zustand der Amrumer Heide nimmt die Runde mit ins Programm. Das nächste Treffen ist am 26. Januar. Der friesische Gottesdienst zu Biike wird am 18. Februar sein.