Viele waren extra angereist und verbanden das abendliche Dinner in Norddorf mit einem Kurzurlaub auf der Insel: Gäste und Amrumer, Familien, Freunde, Kolleginnen und Kollegen der Azubis genossen den schönen Abend im Seeblick und spendeten dem Team nach dem Essen großen Applaus.
Bei der Azubi-Gala hielten die Auszubildenden das Chef-Zepter in der Hand: „Heute sagen wir den Gesellen, was sie machen sollen.“ Sie hatten das ganze Event selbstständig organisiert: Konzeption, Einladungen, Menü und Getränkeauswahl, Sponsoren, Rahmenprogramm, Sitzordnung, Speisekarte, Dekoration, Service und Abrechnung – alles, was man im Hotelfach lernt. „Aber wir konnten immer zur Chefin oder den Gesellen gehen und fragen oder um Hilfe bitten,“ erzählt Leonie Boyacos aus dem 2. Lehrjahr. Bei ihr liefen die Fäden zusammen und sie führte mit Vincent Carolus aus dem 1. Lehrjahr und Kai Piasecki aus dem 2. Lehrjahr charmant durch den Abend.
Die dreijährige Ausbildung zur Hotelfachkraft (kurz Hofa) ist abwechslungsreich und vielseitig. Was die Auszubildenden individuell daraus machen, ganz unterschiedlich, sagt Nicole Hesse. „Das Seeblick bietet beste Voraussetzungen“, weiß Heiner Seehausen, der im Sommer nach 32 Jahren als Berufsschullehrer und Prüfer in den Ruhestand geht. Zum Dank hatten die Auszubildenden den Mann, der einst schon Gunnar und Nicole Hesse unterrichtete und „alle Kniffe kennt“ zu ihrer Gala eingeladen.
„Wir sind im Moment genügend Auszubildende und Frau Hesse hat es uns ermöglicht, in der Praxis einmal die Verantwortung zu übernehmen und zu zeigen, was wir gelernt haben“, sagte Leonie. Die ersten Ideen seien schon vor einem Jahr entstanden, aber so richtig losgelegt habe man mit der Vorbereitung erst im Oktober/November während der sechs Wochen Blockunterricht in der Berufsschule. Auf Sylt und in Niebüll hätte Leonie wochenlang kleine blaue Papierschiffchen für die Tischdeko gefaltet, erzählen ihre Kollegen.
Chef Gunnar Hesse konnte seinen Azubis bei der Gala diesmal leider nicht mit Rat und Tat zur Seite stehen, denn er lag erkältet mit 40° Fieber im Bett. „Ganz schön ungewöhnlich, dass so viele was von einem wollen“, antwortete Brandon auf die Frage, wie es denn so sei als Chef. „Sonst bin ich es ja immer, der was will.“
Brandon Wiedemann, angehender Koch im 2. Lehrjahr, hatte am Abend in der Seeblick-Küche den Hut auf und war verantwortlich für das Menü. Wie bist Du an das Menü herangegangen, Brandon? „Also ich hab’ mir erstmal überlegt: Was mag ich? Und dann wollte ich auch die Region mit einbeziehen und bin natürlich ganz schnell auf Lamm gekommen,“ erklärt der junge Mann, der auf Amrum aufgewachsen ist.
Diesmal gab es kein Büffet wie bei der ersten Azubi-Gala im Sommer 2015, sondern ein 4-Gänge Menü. Es galt also, am Sonnabend 85 Gäste „auf den Punkt“ mit Speisen und Getränken zu verwöhnen – eine echte Herausforderung für Küche und Service!
Die Zeit zwischen den einzelnen Gängen überbrückten die jungen Leute mit einem Rahmenprogramm: Kinderfotos waren zu erraten und boten einen unterhaltsamen Einblick in persönlichen Werdegang, Motivation, Hobbies, Spitznamen, „Bruch“-Raten, Vorlieben und „Alltags-Beichten“ der Azubis aus Küche, Restaurant, Bar, House-Keeping oder Rezeption. Selbstbewusst und charmant, mit einer guten Portion Ironie stellten sie sich vor und blieben selbst bei kniffeligen Nachfragen diplomatisch. Star des Abends war das Team, aus dem auch die Stärken der Einzelnen glänzten.
Auf den vorsichtig maritim dekorierten Tischen standen Petersilien-Rucola-Pesto und Minibrötchen bereit und bald kamen auch schon als Gruß aus der Küche dreierlei Variationen mit Apfel, es folgten gebackene Avocado im Orangen-Chili-Mantel als Vorspeise, Zanderfilet auf Polenta mit Fenchel-Grillgemüse als Zwischengang und schließlich die filetierte Lammkeule an Spinat in Blätterteig mit Jus und Risotto. Dazu gab es einen Badischen Weißburgunder und zum Lamm einen Côte du Rhone, beide Jahrgang 2016. Als Dessert wurden Schoko Malheur mit Vanilleeis und Himbeerragout serviert und Kaffee gereicht. Wer mochte, nahm zum Abschluss einen friesischen Digestif.
Amrum News hat ein paar Gästestimmen eingefangen: „Dass man Avocados gebacken essen kann, konnte ich mir nicht vorstellen.“ „Das Essen war super lecker, und die Weine passten.“ „Uns hat auch das ungezwungene Rahmenprogramm gut gefallen. Das Auftreten der Auszubildenden ist beeindruckend. Sie sind selbstbewusst, aber nicht eingebildet.“ „Die Atmosphäre gefällt uns gut. Wir hatten spontan noch zwei Plätze bekommen und feiern gerade unseren 30. Hochzeittag.“ „Wir freuen uns über die Auszubildenden, dass es gelungen ist, aus so heterogenen jungen Leuten ein Team zu formieren.“
Pünktlich um 22:00 Uhr wurden die Gesellen Finn und Karin, „die heute unsere Azubis sind“ nach Hause geschickt. „Heute braucht Ihr keine Abrechnung zu machen und kein Feierabendgetränke mehr mit der Chefin zu trinken“ und auch Barkeeper Maik, der wie die anderen Gesellen für die Auszubildenden ein großes Vorbild ist, hatte Feierabend, als keine Gäste mehr im „Wohnzimmer“ saßen.
Nachdem ihr Kinderbild erraten war, verabschiedete Kai Piasecki in seiner Rolle als Conférencier im Namen aller Kollegen auch Nicole Hesse, „heute Abend Auszubildende im 27. Lehrjahr“, mit einem riesen Dankeschön in den Feierabend.
„Ich war gespannt, wie es heute laufen würde. Ihr wart den ganzen Abend so voll Energie und habt das prima hinbekommen“, sagte Nicole Hesse am Ende des langen Abends. „Es war ganz anders als vor zwei Jahren, aber genauso schön. Mir hat es viel Spaß gemacht, heute Eure Auszubildende zu sein, aber jetzt bin ich auch froh, aus diesen Klamotten rauszukommen“, zupfte sich am Ärmel und fügte leise schmunzelnd hinzu „bald gibt es ja neue“.
„Unsere drei Chefs, Nicole, Gunnar und Angelika Hesse, haben’s drauf und Freude an ihrer Arbeit. Das strahlen sie aus und machen die Auszubildenden zu glücklichen Köchen und Hofas“, sagte Kai zum Schluss der Moderation.
Ein größeres Kompliment kann man als Ausbilder eigentlich nicht bekommen, aber die Azubis hatten noch einen Schlemmerkorb mit Produkten aus ihren Herkunftsregionen vorbereitet und so kam die Chefin nicht ohne ein Ratespiel davon und es seien auch hier alle Auszubildenden einmal namentlich erwähnt:
Hofas: *Leonie Boyacos aus Tübingen/Griechenland *Vincent Carolus aus Hamburg *Samuel Heilmann aus Frankfurt/Main *Alexander Shchetinskiy aus dem 7000 km entfernten Krasnojarsk in Sibirien *Kai Piasecki aus dem Münsterland *Laura-Sophie Körtge aus Magedeburg *Sina Dünzer aus Bochum *Lisa Capin und *Sebastian-Konstantin Frensel aus Frankfurt/Main *Marianne Sannmann aus Hamburg (steht kurz vor der Prüfung und konnte nicht mitmachen ) Köche: *Brandon Wiedemann, Amrum *Silas Hammer aus Ratzeburg *Jonas Ahlheim aus Heide
Fotos: Peter Lückel