Ein friesischer Nachmittag mit tollen Geschichten   …


Die „Feer Ladies”

Bis auf den letzten Platz war der Kurgartensaal in Wyk besetzt, als die „Feer Ladies”, der Chor der Föhrer Landfrauen, den diesjährigen friesischen Schreibwettbewerb „Ferteel iinjsen” stimmungsvoll mit friesischen Liedern einläuteten.

Moderatorin des Nachmittags war Elin Hinrichsen, die alle herzlich begrüßte, sich bei allen aktiven und bei allen Besuchen für das zahlreiche Erscheinen bedankte. Knapp 50 Geschichten wurden auch in diesem Jahr wieder eingereicht bei dem Wettbewerb, der vom Nordfriisk Instituut in Zusammenarbeit mit dem NDR 1 „Welle Nord“ ausgeschrieben, und von der Amrum Touristik AöR und der Föhr Tourismus GmbH gesponsert wird.
Moderatorin Elin Hinrichsen

Die Jurymitglieder haben daraus die fünf besten ausgewählt, die im Kurgartensaal von Lese-Paten dem Publikum vorgelesen wurden. Das diesjährige Thema des Wettbewerbs war „Teew” (Warte). Meike Ohlsen las die Geschichte mit dem deutschen Stichwort „Anruf” vor (Original:”As det ei an guden toocht?”).  Hierbei ging es um eine Dialysepatientin, deren Bekanntschaften, Erlebnisse und das dazugehörige Gedankenkarussel, während eine ganz bestimmte Telefonnummer sie anrief.

In der Geschichte „Tik Tok”(Original: „En nai laawen?”), ging es nicht um das Internet, sondern um die Geräusche der Sekundenzähler einer Wanduhr. Erlebnisreich, mit zwei Stimmen gesprochen, trug Dr.Claas Riecken die ganz normale Alltagskonversation eines Ehepaares am Frühstückstisch vor.
Das geschriebene Stück „Wachkoma” (Original: „Efterteenk”), vorgelesen von Ellin Nickelsen, beschäftigt sich nicht nur mit dem Leben und Tod, sondern geht mit den Beobachtungen in das Dorfleben, deren Bewohnern und einzelne Befindlichkeiten.
Föhrer Musiker Mattis Brodersen

In einer kleinen  „Vorlesepause” begeisterte der Föhrer Musiker Mattis Brodersen das Publikum. Mit Gitarre und dem selbst geschrieben Lied „Weder kem” auf Föhrer Friesisch, vermittelte er das Gefühl eines Inselmenschen, der vom Festland wieder nach Hause kommt. Mit seiner Musik zeigte der Insulaner, dass auch die friesische Sprache einen Platz in der heute modernen Musik hat.

Weiter ging es jedoch mit den Geschichten, denn die standen an diesem Nachmittag, der auch vom NDR Fernsehen begleitet wurde, natürlich im Mittelpunkt. Dr.Karin Haug nahm die Zuhörer auf die Gedankenreise „Wartezimmer” (Original: „Twasche eebe än flödj”) mit. Eine Lebenssituation in einer Arztpraxis, in der die Protagonistin der Geschichte hin- und hergerissen ist, stürmisch wie das Wetter draußen vor der Tür.
Die fünfte und somit letzte friesische Geschichte stellte Antje Arfsten den Zuhörern vor: „Busreise” (Original: „Huar wääl dü hen?”). Die Erzählerin nimmt Publikum und Lesende sozusagen mit auf ihre Lebensstationen, die sie während einer Busreise erlebt. Doch auch wenn ihr jede Station schön, toll und aufregend erscheint, fehlt ihr der Mut oder wächst die noch höhere Erwartung an die nächste Station, um auszusteigen.
Bevor es zur Preisverleihung der Jury kam, war das Publikum gefragt und durfte mit entscheiden und abstimmen, welche Geschichte sie am meisten berührt, begeistert und bewegt hat. Es war ja noch nicht bekannt, von wem die Geschichte geschrieben wurde und die Spannung auf die Preisvergabe stieg.
Extra von Tinnum/Sylt angereist Lehrerin Tineke Heck-Lemke mit ihren Schülerinnen und Schülern
Extra von Tinnum/Sylt angereist Lehrerin Tineke Heck-Lemke mit ihren Schülerinnen und Schülern

Ein bisschen Zeit zum Überlegen und Entscheiden gab es von Moderatorin Elin Hinrichsen, die einige von Sylt angereisten Grundschulkinder mit ihrer Lehrerin Tineke Heck-Lemke interviewte. Auch wenn sie nicht unter die ersten fünf Platzierungen gekommen waren, freute es Elin Hinrichsen, dass sie den weiten Weg nach Föhr auf sich genommen hatten, was denn in ihren Geschichten so passierte und wie sie darauf gekommen waren. Auf Deutsch, denn alle waren nicht von Haus aus Friesisch sprechend. Sie haben ihre Geschichten mit Hilfe ihrer Lehrerin und Wörterbüchern „gemeistert”, was einen großen Beifall bekam und eine finanzielle Unterstützung für ihre Arbeitsgruppe mit der friesischen Sprache.

Gewinnerin des Ferteel iinjsen Gesche Roeloffs bekommt das Preisgeld von Jochen Gemeinhardt, Föhr Touristik, überreicht

Der Applaus wurde gleich beibehalten, denn Elin Hinrichsen gab nun endlich die Preisträger bekannt. Platz 5 ging an Rike Jessen aus Waldkirch bei Freiburg mit ihrer Geschichte vom Wartezimmer. Die Föhrer Schülerin Fine Ganzel bekam den Platz 4. für ihre Geschichte der „Busreise”. Den dritten Platz für „Tik Tok” gewann Jan-Niklas Heinrich-Augenstein aus Elmshorn. Auf Platz zwei kam Gesa Hering von Föhr mit „Wachkoma” und auch der erste Platz ging auf die Insel an Gesche Roeloffs mit „Anruf”. Alle fünf Gewinnerinnen und Gewinner freuten sich über die Glückwünsche, einen Strauß Blumen und das Preisgeld, zwischen 200-500,-€.

Der Publikumspreis ein an die viert Platzierte Fine Ganzel

Während nun die Zuschauerstimmen ausgezählt wurden, begeisterte wieder Mattis Brodersen mit einem eigenen friesischen Lied „Letst glees” (das letzte Glas), was die Stimmung eines Abends im Rahmen von Freunden, die sich nach langer Zeit wieder treffen, widerspiegelt. „Das geht unter die Haut”, hörte man in den Zuschauerreihen. Die berührende Geschichte „Busreise” wurde sodann noch mit dem zusätzlichen Publikumspreis prämiert. Fine Ganzel freute sich sehr, und gab den Dank an ihren Lehrer Jens Roeloffs weiter, denn auch sie hatte mit seiner Hilfe und der eines Wörterbuches ihre Geschichte geschrieben, die ihr nun noch ein Preisgeld über 250€ einbrachte. Drei von den fünf Platzierungen gingen somit nach Föhr, was im Abschluss-Applaus deutlich wurde.

Die Gewinnerinnen und Gewinner des Ferteel iinjsen 2024 mit ihren Lesepaten und Gratulanten

Die sonst auf dem Festland stattfindende Preisverleihung des „Ferteel iinjsen” wurde in diesem Jahr erstmalig nach Föhr verlegt. So konnten viele der mitschreibenden Föhrer Schüler (rund die Hälfte der Einsendungen) an diesem Nachmittag anwesend sein. Die gelungene, kreative und schöne Veranstaltung stand wieder ganz im Zeichen der friesischen Sprache und zeigte, auch wenn die „Muttersprachler” im Friesischen weniger werden, wie aktiv die Sprache doch noch gelernt wird und weiterhin in jedem Alter begeistert. Hoffentlich im übernächsten Jahr wieder mit vielen Einsendungen, wenn das Nordfriisk Instituut und der NDR zum „Ferteel iinjsen” aufrufen. Föl toonk!

Über Kinka Tadsen

Kinka Tadsen erblickte 1972 in Hamburg das Licht der Welt. Aufgewachsen ist sie dann auf Amrum. Abitur hat sie auf Föhr gemacht und sich für eine Fotografenlehre in Bad Oldesloe entschieden. Fotografen- und Lebenserfahrung hat sie in der großen weiten Welt auf diversen Kreuzfahrtschiffen als Bordfotografin gesammelt. 2003 folgte dann die Rückkehr nach Amrum. Seit 2008 gehört sie als freie Journalistin zum Amrum-News Team.

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