Praktizierter Küstenschutz…(to)


Mandatsträger der Nord- und Ostfriesischen Inseln diskutieren in Berlin mit ihren Bundestagsabgeordneten (Artikel vom 26.02.2008)
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Keine andere Region in Deutschland ist vom Klimawandel so stark betroffen wie die Inseln und Halligen an der Nordseeküste. Daher betrachten die Vertreter der Nordseeinseln und Halligen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein mit Sorge den stärker werdenden Druck auf ihre Deiche, das Wattenmeer und die sandigen Küsten. Immer wieder reißt die Nordsee von Stürmen aufgepeitscht große Massen der Inselsubstanzen fort und sorgt so für so starke Veränderungen an den Küsten, dass die bisher eingestellten Mittel für den biotechnischen Küstenschutz nicht auskömmlich erscheinen. Es kann zudem nicht sein, dass die in ihren Haushalten ohnehin völlig ausgereizten Gemeinden mit der Sicherung der Küstenlinie allein dastehen, bloß, weil keine geschlossene Bebauung angrenzt, beziehungsweise Menschen nicht akut gefährdet sind.
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Um nun diese Problematik der erforderlichen Vorsorge auch für die nachfolgenden Generationen aktuell und langfristig bestreiten zu können, ist es erforderlich, zusätzlich zu den planerischen und wissenschaftlichen Anstrengungen auch die finanzielle Ausstattung für den Küstenschutz zu stärken, sind sich die zahlreichen Mandatsträger der Nord- und Ostfriesischen Inseln und Halligen sowie der Hochseeinsel Helgoland einig und nahmen diese Sorgen zum Anlass, Bundestagsabgeordnete, Vertreter der Landesministerien von Schleswig-Holstein und Niedersachsen und das Klimabüro der GKSS nach Berlin einzuladen um gemeinsam über Möglichkeiten der Vorsorge zu diskutieren.
“Wenn wir nicht selbst die Initiative ergreifen, dann werden wir auch nicht erwarten können, dass sich “andere” um uns bemühen” (Helge Jansen, Vorsitzender der Insel- und Halligkonferenz)
“Die Ostfriesischen Inseln sind als Bollwerk vor der niedersächsischen Küste besonderen Belastungen unterworfen, die durch die offensichtlich stattfindenden klimatischen Veränderungen verstärkt werden” (Holger Kohls, Sprecher der Ostfriesischen Inseln)
Die fünf norddeutschen Küstenländer haben noch nicht einmal einheitliche Berechnungsgrundlagen im Bereich der Deichsicherheit. Die Küstenschutzpläne sind nicht miteinander vernetzt.
Die norddeutschen Küstenländer müssen gemeinsam die Belange von Küstenschutz und Klimawandel in den Entscheidungsgremien vertreten, um den Binnenlandbundesländern damit zu verdeutlichen, dass hier eine akute Betroffenheit besteht.
Für die Küstenländer gilt, dass sie aufgrund ihrer aktuellen Erkenntnisse zusätzliche GAK Mittel auf Bundesebene anmelden und dabei die eigene Kofinanzierung sicherstellen. In Anbetracht der stetigen und zum Teil auch erheblichen Veränderungen der Küsten wird die Sinnhaftigkeit, des auf zehn Jahre festgelegten Aktualisierungszeitraums der “Generalpläne Küstenschutz” bezweifelt.
Zudem, so die formulierten Forderungen, müssen die Forschungen auf regionaler Ebene verstärkt werden, um anhand von “Szenarien” nachweisbare Daten zu erhalten. Die Mitglieder des Bundestages stellten dafür Finanzmittel in Aussicht. Voraussetzung hierfür sei die Vorlage von schlüssigen Konzepten. Das gelte auch für ein “Klimaschutzprogramm Küste”.
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Die komplexen Themen wurden durch verschiedene Redebeiträge und Darstellungen vertieft. So zeigte Dr. Insa Meinke vom Norddeutschen Klimabüro im GKSS Forschungszentrum die Auswirkungen des Klimawandels auf den Inseln und Halligen auf, Hans-Heinrich Sander, der Umweltminister des Landes Niedersachsen verdeutlichte den engen Zusammenhang von Küstenschutz und Klimawandel und der Ministerialdirigent in der Abteilung Wasserwirtschaft, Meeres- und Küstenschutz MLUR Schleswig-Holstein, Dietmar Wienholdt trug aus seinem Tätigkeitsfeld vor.
Es ist aktuell erforderlich, die mögliche Nutzung europäischer Fördermittel für den Küstenschutz zu prüfen. Die EU hat ihre Hochwasserschutzrichtlinie verabschiedet, in der Küsten- und Hochwasserschutz gemeinsam enthalten sind. Die MdBs und die Landesministerien sind aufgefordert zu prüfen und zu beurteilen ob und wenn ja, in welcher Form dies auf die Bundesrepublik übertragen werden muss um Synergieeffekte zu nutzen aber auch vor “Verwässerung” zu schützen.
Die Vertreter der Nordseeinseln und Halligen haben zu diesem Themenabend eingeladen, um ihre Sorge um die Sicherung ihres Lebensraumes vorzutragen und auch um zu erfahren, ob unsere Vertreter auf der Bundesebene “im Thema” sind und an Handlungsvorschlägen arbeiten. Wir konnten feststellen, dass unser Anliegen präsent ist, dass vonseiten der MdBs die erste Handlungsoption jedoch bei den fünf Küstenländern, in Form von gemeinsamen Auftritten und Konzepten gesehen wird.
Die Einladenden stellen fest, dass die “Zusammenführung” der Küstenländer in der Verantwortung der Länder, aber auch der MdBs liegt, die diese Länder zu vertreten haben. Sie erwarten ferner, dass hier zeitnah gehandelt wird. Von uns “kleinen Kommunen” wird auf allen Ebenen mit Nachdruck gefordert, dass wir uns mit unseren Nachbarn und Regionen vernetzen, da müssen die Länder mit gutem Beispiel vorangehen.
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Einvernehmlich in der Diskussion wurde die Notwendigkeit nach mehr regionalen Forschungsergebnissen gesehen. Auch hier sieht man die Länder in der Pflicht zusammen mit der Wissenschaft schnell schlüssige Konzepte vorzulegen um die vorhandenen Finanzierungsmöglichkeiten zu nutzen
Speziell für die, während der vergangenen Stürme immer wieder stark gegängelten Küsten der Insel Amrum bleibt zu hoffen, dass die anstehende Vorstellung des Küstenfachplan Amrum eine Basis liefert, um immer wieder bereits in Aussicht gestellte Hilfe zum Erhalt der Insel einzufordern. Mehrfache, gemeinsam verfasste, Schreiben der Amrumer Gemeinden an die zuständigen Politiker des Landes, in denen sie auf die eklatante Lage an Amrums Küsten hinwiesen, blieben bisher ohne den gewünschten ganzheitlichen Erfolg. Lediglich Lippenbekenntnisse wurden abgegeben und maximal kleinere Fördermaßnahmen zum biotechnischen Küstenschutz wurden realisiert..
Infos zum parlamentarischen Abend vom Regionalbüro Uthlande.

Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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