Die milden Winter ebnen den Baumschädlingen im Amrumer Wald den zerstörerischen Weg und machten jetzt größere Forstmaßnahmen nötig (Artikel vom 03.03.2009)
Wer dieser Tage einen Spaziergang durch den Amrumer Wald gemacht hat, dem wird sicherlich aufgefallen sein, dass auch in diesem Frühjahr wieder Großgeräte im Wald zum Einsatz kommen, um Forstarbeiten durchzuführen. Wer speziell den Waldabschnitt, der an den Nebeler Ortsteil Steenodde grenzt durchwandert hat, der erlebte ein um gut 10.000 Bäume ausgedünntes Waldgefüge. Große Haufen von aufgepolterten Baumstämmen säumen den Wegesrand und zeugen von dem Einsatz eines Holzvollernters (Harvester). Ein Süddorfer bemerkte gar: „Wir haben schon fast wieder Meeresblick“.
Wie der Revierförster Walter Rahtkens auf Anfrage erklärte, sei die derzeitige Maßnahme auf der gut 10 ha großen Fläche nicht ganz freiwillig geschehen. Aufgrund der milden Winter in den vergangenen Jahren konnten sich die Schädlinge uneingeschränkt vermehren. Dabei galt dessen Interesse, die der Sitkalaus und des Riesenbastkäfers, speziell der auf Amrum verbreiteten Sitkafichte. Dies führte dazu, dass die meisten Bäume abstarben oder im Begriff sind abzusterben. So entschied man sich seitens der Kreisförsterei und des Forstbetriebsverbandes zu der Großmaßnahme. Im Bereich Steenodde blieb dabei auf der bearbeiteten Fläche lediglich das Gerüst des Waldes stehen. „Die Entscheidung alle Fichten zu fällen, haben wir getroffen, um im Rahmen eines Landesförderprogramms, das noch bis 2013 läuft, der Monokultur des Waldes zu begegnen. Eine Frostperiode hatte in diesem Winter Hoffnung aufkommen lassen, dass die Schädlinge in ihrer ungezügelten Verbreitung eingedämmt würden. Doch die speziell auf den Inseln eher gemäßigten Temperaturen machen den Lichtblick schon wieder zu Nichte.
Wie der Vorsitzende des Forstverband Amrum Holger Peters erklärte, werden auf dem gerodeten Waldstück hauptsächlich Laubbäume, wie Buchen, Eichen und Ahorn zur Neuanpflanzung eingesetzt. Für die Neuanpflanzungen werden die Helfer des Bergwaldprojektes, die zweimal im Jahr auf die Insel reisen und im Amrumer Wald Pflegemaßnahmen durchführen, ab dieser Woche die Neuanpflanzungen vornehmen. Die gewaltige Anzahl von 15.000 Setzlingen gilt es in den von einem Mulcher vorbereiteten Boden und in die, durch ein sogenanntes Kulla-Gerät, angelegten Pflanzplätze einzubringen.
In den Waldflächen entlang des Tanenwai werden ebenfalls die Fichten mit Hilfe des Vollernters geschlagen. Dieser verarbeitet die Bäume von der Fällung über die Entastung bis hin zum Zuschnitt der Stämme auf die gewünschte Länge in einem Durchgang. Wie der Revierförster erklärt, muss natürlich auch das Budget des Forstverbandes berücksichtigt werden. Mit den bisher geschlagenen 1000-1500 Raummetern liegen wir schon weit über der eigentlichen Planung. Leider sind die Stämme aufgrund ihres Durchmessers nur bedingt für Schnittholz verwendbar. So werden ein Großteil zu Palettenholz und OSB Platten verarbeitet. Die enormen Kosten, die bis zum Verkauf auf dem Festland anfallen, werden nicht durch den Verkaufserlös gedeckt. Gäbe es hier auf Amrum einen ausreichenden Absatzmarkt, würden die Kosten erheblich geringer ausfallen. In den Zeiten extrem hoher Kosten für fossile Brennstoffe seien auch Hackschnetzelheizungen durchaus eine Überlegung wert. Hierbei würden auch die von dem Mulcher zerschlagenen Äste und Kronen verarbeitet werden können.
„Wir werden im Amrumer Wald jedes Jahr einen Nachwuchs von gut 1000 Raummetern Holz haben und dabei sind die nun ausgeführten Maßnahmen nicht einmal berücksichtigt. Ein weiterer Aspekt für die Verwertung auf Amrum“, gibt der Förster zu bedenken. Wie Holger Peters erklärt, werden die noch zu erstellenden Bohlenwege im Bereich der Gemeinde Norddorf nicht mehr mit Brettern aus dem Zuschnitt Amrumer Bäume, sondern aufgrund der höheren Haltbarkeit mit polnischer Lärche gebaut. „Dadurch entfällt ein bisher genutzter Absatzmarkt“, so Peters.
Vielleicht ist es eine Überlegung wert, sich mit Heizungsgroßanlagen von der Förderung fossiler Brennstoffe unabhängig zu machen und auf mit Hackschnetzel befeuerte Anlagen umzurüsten.
Nur eine kontinuierliche Pflege und Aufforstung kann die entstehenden Lücken wieder schließen. Denn speziell auf Amrum stellt der durchgängige Wald eine wichtige touristische Rolle dar und beeinflusst in seiner Art das Kleinklima der Insel.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers