Vor Beginn testete Uli Masuth sein Publikum erst mal auf „die Höhe seiner Gürtellinie“. Dabei wurde nicht nur die aktuelle Regierung durchgesprochen, die derzeit dem Kabarett goldene Zeiten bereitet – die Besucherzahlen auf Amrum seien kein Einzelfall – sondern auch der aktuelle Trend des Rücktritts, dem sich Uli Masuth Ende des Jahres anschließen würde, um seiner Frau Platz auf der Bühne zu machen. Damit kam er zum zweiten großen Trend: der „Ex-Mannzipation“. Uli Masuth, selber Vater von zwei Söhnen, weiß über die Probleme der Männer in Bildung, Gesundheitswesen und in der eigenen Familie viel zu erzählen. Somit hält er die Frage an die neue Freundin seines Sohnes „Können Sie meinen Sohn denn auch ernähren?“ als vollkommen berechtigt. Frauen setzen sich schließlich durch, doch für den vom Aussterben bedrohten Macho gibt es seiner Meinung nach zwei Lichtblicke: den argentinischen Tango und die Tatsache, dass Männer spätestens im hohen Alter zur Minderheit gehören, was den Marktwert erheblich erhöht.
Auch für andere Gesellschaftsbereiche hatte er elegante Lösungsansätze: Das Problem der Bevölkerungsrückgänge in Deutschland würde in seinen Augen wenigstens das Problem der Arbeitslosigkeit lösen, also endlich Vollbeschäftigung. Und bei den Deutschen sollte man keine Freiwilligkeit erwarten, sondern klare Ansagen machen. In seinen Augen sei die Tonart der Deutschen D-Moll, so wurde dann auch mal schnell die Nationalhymne am Klavier entsprechend angepasst.
Auch Veranstalter, die katholische Kirche, die Bahn, das Schulsystem und die eigene Ehefrau wurden von ihm in dieser Art und Weise aufs Korn genommen. Dabei ist außer dem Sprachwitz vor allem bewundernswert, dass man als Zuschauer schwer unterscheiden kann zwischen Einstudiertem und Improvisation. Uli Masuth hat ein großes Talent seine Texte und Pointen so darzubieten, als wären sie ihm gerade erst in dieser Sekunde in den Sinn gekommen. Dies liegt nicht nur an dem flüssigen Erzählstil sondern auch an der Aktualität seiner Themen und an der spontanen und mehrfachen Einbindung des Publikums in sein Programm. So wurde dann auch in der Zugabe zum Mitsummen von „Stille Nacht, heilige Nacht“ gebeten und nach der „Flusspferdkomposition“ durfte Uli Masuth, nach zwei höchst unterhaltsamen Stunden, „endlich einpacken“.
Man kann nur hoffen, dass ihm das Leben ohne Bühne und Applaus fehlen wird und der angekündigte Rücktritt nur ein angeblicher Rücktritt ist. Nichts gegen Frau Masuth, aber Uli Masuth sollte der Kabarettwelt gerne noch eine Weile erhalten bleiben.