Den eingefleischten Spaziergängern, die die Weite des Kniepsandes in Höhe des Wittdüner Badestrandes schätzen, sind die dort bereits seit 1990 eingegrabenen Pfähle in ihrer Funktion sicherlich vertraut.
Sie dienen als Sperrlinie zum Schutz des Rast- und Nahrungsgebiets für Wat- und Wasservögel in der Kniepbucht und dem dazugehörigen Nehrungshaken, dem sogenannten Kapitän.
In diesem Jahr hat es eine Neuausrichtung des Schutzbereiches, dessen Konzeption bereits 21 Jahre Bestand hatte, gegeben. Wie Armin Jeß, Leiter des Carl-Zeiss-Naturzentrums des Öömrang Ferians, erklärte, waren die aktuellen Anlässe für diese Maßnahmen sowohl Beschwerden über zunehmende Störungen durch Wassersportler als auch die nicht mehr dem Schutzzweck entsprechende Linienführung der Pfahlreihe. Der Kniepsand und die Kniepbucht direkt vor Wittdün haben sich in ihrer Gestalt und Ausdehnung stark verändert. War der Kniepsand vor 20 Jahren noch eine Sandplate, so ist er heute geprägt von Primärdünen, darüber hinaus ist eine Versandung und Verkleinerung der Kniepbucht zu beobachten. Der Schutz der Kniepbucht mit dem dazugehörigen Kniephaken ist ein besonderes Anliegen der Gemeinde Wittdün, allerdings gilt es zeitgleich die Strandnutzung, zu ermöglichen.
Die auf Amrum tätigen Naturschutzvereine haben bisher auf eine generelle Absperrung des Bereiches verzichtet und stattdessen auf Aufklärung und eine bedarfsabhängige Sperrung gesetzt. Ab diesem Jahr ist die Sperrung nun ganzjährig vereinbart. Die Sperrzone, die in ihren Ausmaßen angepasst wurde, umfasst nun zwar den gesamten Nehrungshaken, hat sich aber in seiner Gesamtfläche reduziert.
Dies bedeutet allerdings auch, dass die bei Niedrigwasser trocken fallenden Flächen entlang der Wasserlinie nicht betreten werden dürfen. Auch wenn die Pfahlreihe entlang der Hochwasserlinie verläuft“, erklärt Jeß stellvertretend. „Die konsequente Sperrung lässt sich dem Besucher besser vermitteln. Zusätzlich sind an verschiedenen Stellen Informationstafeln über die Sperrung des Kniephakens aufgestellt worden. Da es leider immer wieder Zeitgenossen gibt, die entsprechende Lücken für sich ausnutzen, kann nur eine konsequente Reglung gelten. Ansonsten haben wir dann vielleicht auch noch Hunde zwischen den Eiderentenkolonien freilaufen. Die Familienoberhäupter der watschelnden Eiderentenbrut würden vermehrt aufgeschreckt werden und die „Zwerge“ sind dann leichte Beute für die aufmerksamen Möwen“, beschreibt Armin Jeß.
„Von einer Bewanderung von der Südspitze aus bitten wir ebenfalls Abstand zu nehmen. In der Vergangenheit gab es schon mehrfach Feuerwehreinsätze, um in Schlicklöcher eingesackte Personen zu retten“, empfiehlt der Inhalt der Hinweistafeln.
Da die Bucht auch für die Wassersportler, speziell Kiter und Surfer, ein reizvolles Revier darstellt, gab es in den Monaten Mai bis Juli – in diesem Zeitraum verwandelt sich der Bereich in einen wahren Eiderenten-Kindergarten – regelmäßig Konkurrenzsituationen zwischen den Wassersportlern und den Eiderentenschulen. Gemeinsame Gespräche mit Naturschutzorganisatoren, der Gemeinde Wittdün und den Wassersportlern ergaben eine freiwillige Selbstverpflichtung der Wassersportler. Das Anliegen des Naturschutzes traf auf allseitiges Verständnis, sodass die Selbstverpflichtung bereits seit 2009 das Kiten und Surfen von Mitte Mai bis Mitte Juli untersagt.
In den letzten Jahren siedelten sich zudem im Strand- und Vordünenbereich regelmäßig, allerdings an unterschiedlichen Stellen, Seeschwalbenkolonien der Zwerg- oder Küstenseeschwalbe an. Um Störungen vorzubeugen und der sich ständig wandelnden Nutzung durch die Seeschwalbenkolonien Rechnung zu tragen, werden die Kolonien alljährlich vom Öömrang Ferian während der Brutzeit, mit flexiblen Schutzzonen eingezäunt.
Verantwortlich für diesen Artikel: Thomas Oelers