Mojib Latif wünscht „frohen Tiefdruck“…(sh)


Am Sonntag den 19. August stellte der berühmte Klimaforscher und Meteorologe Mojib Latif sein Buch “Warum der Eisbär einen Kühlschrank braucht” vor.

Mojib Latif
Mojib Latif

Latif war am Vortag als Dozent im Rahmen der Föhrer „Kinderuni“ auf der Nachbarinsel gewesen und nutzte die Gelegenheit für einen anschließenden Abstecher nach Amrum. Trotz des herrlichen Strandwetters fanden sich um 12:30 Uhr gut 170 Besucher jeden Alters ein, um der informativen Lesung im Norddorfer Gemeindehaus zuzuhören.
Im Garten vor dem Gemeindehaus konnten sich die Gäste bereits ab 11:00 Uhr bei den Infoständen vom Naturzentrum des Öömrang Ferians zum Thema informieren.
Währenddessen sorgte das Kinderprogramm der AmrumTouristik für ein ansprechendes Kreativangebot.
Latifs einstündiger Vortrag stellte einen knappen Einstieg in das komplexe Thema dar, das der Dozent für seine großen und kleinen Zuhörer anschaulich aufbereitet hatte. Vordergründig kam sein Sachbuch mit den verspielt wirkenden Zeichnungen und der locker gehaltenen Sprache eher wie ein Kinderbuch daher, doch hauptsächlich richtet es sich an wissbegierige Jugendliche.

Zeichnung aus dem Buch...
Zeichnung aus dem Buch...

Mit „Warum der Eisbär einen Kühlschrank braucht“ versucht Latif, die Geheimnisse der Klima- und Wetterforschung einmal aus einer ganz anderen Perspektive darzustellen, darum brachte er die „Marsmenschen“ ins Spiel. Dieser Kunstgriff half Latif, eingefleischte Selbstverständlichkeiten in Bezug auf Wetter und Klima in Frage zu stellen, sie sozusagen mit fremden „Mars“-Augen zu sehen.
Latif ging in seiner Lesung zunächst auf die Entstehung der Jahreszeiten und das scheinbar chaotisch-wechselhafte Wetter auf der Erde ein. „Das Wetterchaos auf der Erde macht Sinn“, betonte Latif, für den es kein schlechtes Wetter gibt. Scherzhaft schlug er seinem Publikum vor, sich doch lieber gegenseitig „frohen Tiefdruck!“ zu wünschen und dem Regen einen Feiertag zu widmen, statt ständig darüber zu klagen.
Zu den ernsthafteren Kernthemen des Vortrags gehörte der Zusammenhang zwischen CO2-Ausstoß und Klimaerwärmung, auf den Latif ausführlich einging.
Er führte aus, dass das Wetter im Zuge der Klimaerwärmung mit hoher Wahrscheinlichkeit immer extremere Züge annehmen wird. Trockenperioden, starke Überschwemmungen und steigende Meeresspiegel seien nur verschiedene Gesichter dieser verhängnisvollen Entwicklung, so Latif.
Latif warnte, dass die Natur viel mehr Zeit bräuchte, um sich an veränderte klimatische Bedingungen anpassen zu können.
Da liegt es auf der Hand, dass die Zukunft der Spezies Eisbär wohl nicht annähernd so rosig aussieht, wie man es nach einem kurzen Blick auf das lustige Cover von Latifs Buch vermuten könnte.
Latif, der eine Instanz auf dem Gebiet der Klimaforschung ist, äußerte abschließend seine Fassungslosigkeit darüber, dass auch von politischer Seite her immer noch viel zu wenig getan wird, obwohl Klimaforscher bereits seit über 100 Jahren vor den Gefahren der drohenden Erderwärmung warnen.
„Wenn die Wahrscheinlichkeit eines Flugzeugabsturzes bei 20 % läge, so würde schließlich auch niemand einsteigen wollen und das Risiko eben in Kauf nehmen“ verdeutlichte Latif das Paradoxe an dieser Vogel-Strauß-Politik.
Im Anschluss an die Lesung fand noch eine Signierstunde statt, die viele der Zuhörer gern nutzten, um sich noch kurz mit Professor Latif über sein Fachgebiet zu unterhalten oder einen Abstecher zum Büchertisch zu machen.

Verantwortlich für diesen Artikel: Sveja Hogrefe

Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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