Erneut konnte Politprominenz aus dem Kabinett der Landesregierung Schleswig-Holsteins auf Amrum begrüßt werden.
Reinhard Meyer (SPD), Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein sah in dem Besuch eine gute Möglichkeit, sich vor Ort über die Belange der Insel zu informieren. „Wir freuen uns, dass Wirtschaftsminister Reinhard Meyer unserer Einladung gefolgt ist und die Insel Amrum besucht“, begrüßte am Abend der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Carl Hermann Klüßendorf . Die zu einem Gedankenaustausch mit dem Minister geladenen Parteigenossen und Funktionsträger aus Politik und Tourismus hatten so die Möglichkeit einen Ausschnitt der laufenden und anstehenden Projekte und Strategien des Ministers zu hören.
Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie laute zwar der Titel, doch gehöre das Ressort Tourismus ebenfalls zum Fachgebiet des Ministers und liege ihm nach eigenem Bekunden sehr am Herzen. Zumal er seit 2007 ehrenamtlich Präsident des Deutschen Tourismusverband (DTV) ist. „Wir möchten, dass auch Menschen hinter Kassel wissen, das man im Bundesland zwischen Nord und Ostsee hervorragend Urlaub machen kann“. Leider sei der positive Deutschlandtrend im Tourismus nicht in Schleswig-Holstein und speziell nicht an der Nordsee zu verbuchen. Amrums Tourismuschef Frank Timpe bestätigte die stagnierende Entwicklung, aus der sich auch für Amrum nach noch zwei antizyklischen Jahren ein kleines Minus abzeichnet. Die Ansiedelung des Tourismus bei Meyer hieß er gut, habe sich doch ansonsten der Bereich unglücklicherweise beim Landwirtschaftsministerium befunden.
Mit der neuen Dachmarke für Schleswig-Holstein stößt Meyer bisweilen bei den Touristikern im Land allerdings eher auf Widerstand. Der Slogan “Schleswig-Holstein – der echte Norden” solle für die Zukunft nach außen Geschlossenheit und Nachhaltigkeit symbolisieren. „Wo stehen wir überhaupt im Tourismus in Schleswig-Holstein“, hinterfragte Minister Meyer sodann auch. Sei doch diese Frage vor dem Hintergrund des Handelns im Lande, wozu auch Mittelkürzungen für die Tourismusagentur S-H zählten und eine große Kleinteiligkeit bestehe, erlaubt. In seinem vorherigen Wirkkreis in der Landesregierung Mecklenburg-Vorpommerns habe es zudem durch alle Parteien hindurch eine hohe Gewichtung des Tourismus gegeben. Dort wurde eine wichtige Einigkeit gelebt, die er noch in Schleswig-Holstein vermisse.
Qualität sei eine der Voraussetzungen um den erreichten Stellenwert bei den Gästen zu halten. Diesem Anspruch will man auf Amrum gerecht werden und hat schon vor Jahren Infrastrukturentwicklungskonzepte auf den Weg gebracht. Zudem gehöre die Bindung von Fachkräften an die Insel, die hier möglichst eine dauerhafte Heimat für sich und ihre Familien finden mögen, zu den Bestrebungen der Kommunalpolitiker. Bei seinem kurzen Besuch verschiedener touristischer Einrichtungen verschaffte sich Minister Reinhard Meyer, der zum ersten Mal auf Amrum war, einen Überblick. Dieser sei durchweg positiv ausgefallen. Es wurde dabei nicht versäumt, die in den drei Kommunen auf Amrum noch anzugehenden Projekte zu erklären. Jede stelle dabei eine besondere finanzielle Herausforderung für die jeweilige Gemeinde dar. Dass dies zudem ein fortlaufender Prozess sein werde, sehe man auch an dem 1997 in Betrieb genommenen „Amrum Badeland“. Entwicklungen auf dem Energiebeschaffungsmarkt werden die Gemeinde Wittdün zwingen, Konzepte zur Energieeinsparung und Betriebskostensenkung umzusetzen“, zeigte sich der Wirtschaftsminister überzeugt. Zumal er in dem Badeland eine wichtige Einrichtung sehe, die speziell bei schlechteren Wetterlagen den Gästen eine Alternative biete.
Wittdüns Bürgermeister Jürgen Jungclaus zeigte große Besorgnis über die anstehende Gesetzesänderung der Landesregierung zur Reglung des kommunalen Finanzausgleichs. Nach den derzeitigen Erkenntnissen und Rechenmodellen werden die Kommunen auf Amrum ein deutliches Minus erfahren. „Die Gelder fehlen dann wiederum für wichtige Investitionen, klagte Jungclaus. Den richtigen Weg, diese Schieflage an die entsprechenden Entscheidungsträger heranzutragen, sah Meyer in der Struktur der Verbände im Land.
Einen Zusammenschluss beziehungsweise überhaupt eine ernst gemeinte Prüfung möglicher Synergien für die drei Gemeinden stellt ein erklärtes Ziel der SPD Amrum dar, stellte Klüßendorf fest. Dem Wirtschaftsminister ginge es allerdings derweil nicht um eine Gemeindestrukturreform, sondern viel mehr um die Bündelung der Kompetenzen und dem Betreiben von lokalen Tourismusorganisationen. „Hier auf Amrum funktioniert das in Form der Amrum Touristik A.ö.R. hervorragend. Außendarstellung, gemeinsames Marketing und die gemeinsame Durchführung der Veranstaltungen zeichneten die Organisation auf Amrum aus“, so Meyer. Am Beispiel der Insel Föhr, wo diese Gemeinsamkeit gerade vorm Auseinanderbrechen stand, machte der Touristikminister fest, dass die Landesregierung solche Vorgaben bei Förderanträgen in das Vergabeverfahren einbeziehe. Ein ablehnender Bescheid sei dabei durchaus denkbar.
Bürgermeister Jungclaus berichtetet von Gästen, die sich zwar nicht zwingend über die lange Anreise beschwert haben, doch aufgrund unverlässlicher Verkehrsverknüpfungen ihre Anreise auf die Insel nicht an dem geplanten Tag geschafft haben. „Ich kann die Verärgerung gut verstehen“, so Jungclaus. „Wir müssen unseren Gästen entsprechende Planungssicherheit bieten“. Meyer sah in der Bahnanbindung des Landes einen wichtigen Punkt bei seinen Gesprächen mit der DB. Positiv sei die Tatsache, dass die durchgängigen IC-Kurswagen bis nach Dagebüll-Mole in Deutschland einmalig sind und einen besonderen Komfort darstellen.
Bezüglich der Erreichbarkeit per Fahrzeug konnte Minister Meyer keine konkreten Aussagen machen. Lediglich die Aufstockung des Budgets für den Straßenausbau und dessen Erhaltung könne Hoffnung machen.
Thomas Oelers