Der Wald gehört wieder den Spaziergängern und Fahrradfahrern…


Seit den Stürmen „Christian“ und „Xaver“ im Herbst letzten Jahres hat sich im Amrumer Wald viel verändert. Nun konnten die Aufarbeitungsmaßnahmen des Windbruchs abgeschlossen werden und noch vor Ostern viele Wege für die vielen Erholungssuchenden aufgearbeitet werden. „Wir haben jetzt noch einmal Geld angefasst, um unseren Gästen die meisten Bereiche des Amrumer Waldes wieder begehbar zu machen“, erklärt Nebels Bürgermeister Bernd Dell-Missier stellvertretend für die Amrumer Gemeinden und den Forstverband. Dank der guten Zusammenarbeit der drei Unternehmer, die mit drei Großgeräten entlang der wichtigsten Wege gehäckselt, gemulcht und entsprechend die Wege aufgearbeitet haben, sind die meisten Wanderwege und viele der per Fahrrad zu befahrenden Tangenten noch vor dem Osterfest in einem guten Zustand. „Wir müssen froh sein, dass wir nach gleich zwei so außergewöhnlichen Naturereignissen so weit sind, dass im Herbst die Aufforstungsmaßnahmen in Angriff genommen werden können“, so Dell-Missier. Das wird für den Forstverband Amrum eine in diesem Ausmaß noch nicht da gewesene Anpflanzmaßnahme bedeuten.

Abnahme der Arbeiten... v.l. Josef Pichmoser, Walter Rathkens, Bernd Dell-Missier, Holger Peters
Abnahme der Arbeiten…
v.l. Josef Pichmoser, Walter Rathkens, Bernd Dell-Missier, Holger Peters

„Unser Ziel ist es, dieses einmalige Stück Natur, dass für die Insel Amrum ein eigenes Kleinklima darstellt, auch für die nächsten Generationen zu erhalten“, verdeutlichte der Vorsitzendes des Forstverbandes Holger Peters bereits nach den Stürmen Ende letzten Jahres. Für diese Herausforderung, die in diesem Ausmaß erst nach der Aufarbeitung des Sturmschadens im vollen Ausmaß deutlich wurde, benötigt der Forstverband, der den Zusammenschluss der einzelnen Waldbesitzer auf Amrum darstellt, jede erdenkliche finanzielle Unterstützung. Die Aufforstungsmaßnahmen der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass die Pflege der Jungtriebe bis zum herangewachsenen Baum langwierig und überaus arbeitsintensiv und somit auch kostenintensiv sind. Erfreulicherweise haben schon verschiedene Aktionen von Privatpersonen, Geschäftsleuten, Vereinen und Organisationen erste Spendengelder eingebracht und stehen als gutes Beispiel zur Nachahmung. „Mit der Aufstellung von Spendendosen auf Amrum erhoffen wir uns weitere finanzielle Unterstützung“, zeigt sich Holger Peters optimistisch, diese nach der Anlegung des Inselwaldes in den 1950er Jahren größte Pflanzmaßnahme zu stemmen.

Der Häcksler arbeitet hier im Bereich Steenodde
Der Häcksler arbeitet hier im Bereich Steenodde

Die Abnahme der Aufarbeitungsarbeiten des Windbruchs hat vor Ostern stattgefunden, und wie der Revierförster Walter Rathkens zusammenfasste, sei man zu Beginn der Maßnahme von einem Fünftel der jetzt aus dem Wald gefahrenen Holzmenge von rund 13.000 Raummeter ausgegangen. Nach dem Orkan „Christian“ sah es schon verheerend aus und die Flächen waren überhaupt nicht durchgängig erreichbar um einen Überblick zu bekommen, als dann „Xaver“ nicht minder vernichtend im Amrumer Wald zuschlug“, so der Förster. Der schon beeindruckende Orkan „Anatol“, der 1999 die Maßstäbe des Windbruchs auf Amrum festlegte, warf mit 3100 Raummetern rund ein Viertel des Holzes um. „Ich konnte das Ausmaß nur über den Daumen schätzen und habe aufgrund der vielen betroffenen Einzelflächen, die dann im Laufe der Aufarbeitung erst nach und nach zum Vorschein kamen, die Gesamtholzmenge unterschätzt“, resümiert der Revierförster.

Nicht nur im Wald, sondern auch auf der Steenodder Mole wird das Ausmaß des Sturmschadens deutlich...
Nicht nur im Wald, sondern auch auf der Steenodder Mole wird das Ausmaß des Sturmschadens deutlich…

Der beauftragten Pirchmoser Holz GmbH, die sich auf die Aufarbeitung von Sturmschäden in Wäldern spezialisiert hat, ist es gelungen trotz der besonderen Verhältnisse auf einer Insel, die enormen Holzmengen aufzuarbeiten und über den Seeweg abzutransportieren. Dabei konnte er für den Forstverband sogar noch einen Ertrag erwirtschaften. Was zu Beginn der Maßnahme sich so mancher Insulaner nicht vorstellen konnte, klappte nahezu reibungslos. Der Föhrer Schiffer Jan Christiansen, der mit seinen Schiffen „CatJan“ und „Sandshörn“ die Nadelhölzer von der Mole in Steenodde zu den vor Anker liegenden Seeschiffen oder aber nach Dagebüll zur Verladung auf Eisenbahnwaggons transportierte, hat sicher schon von Holzstämmen geträumt. „Leider mussten wir wegen Eisgangs einen bereits vor Anker liegenden Frachter wieder fortschicken“, bedauert Josef Pirchmoser. Der europaweit agierende Unternehmer musste sich schon sehr ins Zeug legen, um die vielfache Menge der eigentlich auf Amrum vertraglich vereinbarten Holzmenge bei der holzverarbeitenden Industrie zu platzieren. Wie zu erwarten war, unterlag der Holzmarkt durch Überangebote auch in diesem Frühjahr starken Schwankungen tendenziell im Preis nach unten. Was dazu führte, dass die Annahme in Belgien mit der Lieferung der Schiffsladung Anfang April gestoppt wurde. „Wir brauchen ein wenig Geduld, bis sich die Situation wieder entspannt“, beschrieb Pirchmoser die missliche Situation.

DervMulcher bereitet den Untergrund vor und zerschlägt Wurzeln und Stumpen...
DervMulcher bereitet den Untergrund vor und zerschlägt Wurzeln und Stumpen…

„Auf dem Festland gibt es Regionen, wo das Holz erst aus dem Wald geholt wurde und erst dann der Industrie zugeführt wurde, beziehungsweise werden sollte“, beschreibt Walter Rathkens die verschiedenen Vorgehensweisen. Allerdings seien solche großen Holzmengen auch ein großes Risiko, wenn sie dann nicht mehr für den Preis verkauft werden können, wie sie vorher vom Waldbesitzer aufgekauft wurden. Da der Forstverband und damit auch die Gemeinden den Wald geräumt haben wollten, um die Wege für die Saison aufarbeiten zu können, hat sich der Holzfachmann die Mole in Steenodde notgedrungen als Zwischenlager eingerichtet. „Das Schiff muss nun so groß sein, dass es die gesamte Menge Holz auf einmal fassen kann“, beschreibt Josef Pirchmoser die Planung. In dieser Woche soll ein entsprechender Frachter vor Anker gehen.

Was sich für den Betrachter als imposante Menge Holz darstellt, sorgt bei den Verantwortlichen der “Versorgungsbetriebe Amrum” für Sorgenfalten und angespannte Stimmung. „Wir haben für die Mole die Verantwortung und vor der Lagerung hat es keine Anfrage bezüglich dieser Zwischenlagerung gegeben“, bemängelt Vorstandsmitglied Norbert Gades und sieht die besondere Verkehrssicherungspflicht beim Holzeigentümer. Es gibt Pachtverträge auf der Mole, die nun nicht eingehalten werden können und für den Pächter finanzielle Einbußen bedeuten.“Die verärgerten Anrufe habe ich entgegen zu nehmen“, erklärt Gades und wünscht sich eine zügige Abfuhr der gewaltigen Holzmenge.

„Die Förderprogramme für Aufforstungen wurden verabschiedet und entsprechende Anträge sind für die Maßnahme auf Amrum gestellt worden“, erklärt Revierförster Walter Rathkens und lobt nochmals die gute Arbeit der Pirchmoser Holz GmbH abschließend.

Die Konto-Nr. des Forstbetriebsverbandes:

Föhr-Amrumer Bank Nr. 117 404 (BLZ 21791906)

BIC: GENODEF1WYK

IBAN: DE75217919060000117404

Verwendungszweck: Orkan Christian 

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Über Thomas Oelers

Thomas Oelers wurde 1966 in Wittdün auf Amrum geboren - ein echtes Inselkind. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit entschied er sich auf der Insel zu bleiben. Heute arbeitet der Vater von 2 Kindern in einem Wittdüner Betrieb als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister. Seit 2003 recherchiert und fotografiert er als freier Journalist akribisch im Amrum-News Team.

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