Der Spaß an der Bewegung soll einen Motivationsschub für die CF-Patienten mit sich bringen…


Sie zu fahren ist hipp und cool sehen sie auch noch aus. Die neuen Longboards, die seit Neuestem der Sporttherapieabteilung der Fachklinik Satteldüne, Rehabilitation für Kinder und Jugendliche, zur Verfügung stehen, sind ein echter Hingucker. Ermöglicht wurde die Anschaffung durch das erneut beeindruckende Spendenaufkommen anlässlich des Mukoviszidoselaufs zu Pfingsten. „Wir haben in Absprache mit der Fachklinik zehn handgefertigte Longboards beschafft“, erklärt Uwe Köller von der Regionalgruppe Amrum des Mukoviszidose e.V. zufrieden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und die Patienten sind sichtlich schon sehr interessiert. Annette Isemann, Präsidentin des Rotary Clubs Amrum, der alljährlich unter den großzügigen Spendern des Benefizevents zu finden ist, überzeugte sich zum Fototermin ebenfalls von dem Projekt.

Mitarbeiter und Patienten, Gabi Gauss unten mit Helm im Arm...
Mitarbeiter und Patienten, Gabi Gauss unten mit Helm im Arm…

„Bewegung und Aktivität sind in der Fachklinik Satteldüne feste Bestandteile der Therapie, denn sie sorgen für ein gutes Körpergefühl, fördern die soziale Interaktion und geben neue Impulse und stärken das Selbstbewusstsein“, erklärt der medizinische Leiter der Rehaeinrichtung, Dr. med. Christian Falkenberg. „Vor allem möchten wir den Kindern und Jugendlichen Freude und Spaß an Aktivität und Bewegung vermitteln, wie zum Beispiel mit den neuen Longboards, damit sie sie auch nach der vierwöchigen Maßnahme gerne in ihren Alltag integrieren“, erklärt der Chefarzt und Ideenschmied für die Erarbeitung einer Studie.

Gabriele Gauss, Sportwissenschaftlerin M. A. an der Satteldüne, wird die Longboard-Studie, die eines klugen Tages in einer Promotion münden soll, mit Mukoviszidose-Betroffenen erarbeiten. “Dr. Falkenberg hat mich motiviert, die Erkenntnisse und Erfahrungen wissenschaftlich zu betrachten und dazu eine Dissertation zu erarbeiten. Eine reizvolle Aufgabe, von deren Erkenntnissen unsere Patienten profitieren“, lächelt die Sportwissenschaftlerin charmant. Wie viel Spaß das Fahren auf den trendigen Longboards macht, hat sie natürlich schon ausgiebig getestet. Gemeinsam mit dem Erbauer der Unikate, Longboard-Schmied Christoph Schütze aus Felm nordwestlich von Kiel, wurden die fantasievoll gestalteten und in unterschiedlichster Formgebung gefertigten Longboards vor Ort justiert und einem Feintuning unterzogen. Die Technik unter den zehn Boards ist die Gleiche, Abig 7 Rollen sorgen für wenig Abrollverluste und als Markenzeichen prunkt eine 1-Euromünze auf der Spitze jeden Brettes.

Kurz gesagt echt stylish. „Hoffentlich schauen die Nutzer während der Fahrt nicht ständig, selbstverliebt in das jeweilige Board, nach unten“, geht mir beim Betrachten durch den Sinn. Denn schnell werden sie, wenn man sich traut. „Selber mal fahren, ich nicht, ich brauche meine heilen Knochen noch. Allerdings zählt der Hinweis, talentfrei und zu alt für diese Disziplin zu sein, nicht“. Christoph Schütze ist 64 Jahre alt und hat vor fünf Jahren mit dem Inlinerfahren und vor zwei Jahren mit dem Longboardfahren begonnen. „Es ist nie zu spät etwas Neues auszuprobieren“, wirbt er.

Christoph Schütze
Christoph Schütze

Der Spaß an der Bewegung wird einen Motivationsschub für die CF-Patienten, die hauptsächlich im Jugendalter sind, mit sich bringen. Darin sind sich sowohl Christian Falkenberg als auch Gabriele Gauss einig. Allzu oft hören sie bei ihren Patientengesprächen: „Ja, ich weiß, ich müsste mich zuhause mehr bewegen aber ich schaffe es einfach nicht, mich auf ein langweiliges Ergometer, in einem stickigen Raum zu setzen und allein zu schwitzen“. „So oder so ähnlich klingen die CF-Patienten und Patientinnen (englisch cystic fibrosis, CF), die in meiner Sport-Schulung während ihres vierwöchigen Rehabilitationsaufenthaltes sitzen“, erklärt die Sportwissenschaftlerin. „Ich verbringe so viel Zeit mit Therapie, ich bin auf der Suche nach etwas das mir Spaß macht“, beschreiben die Patienten.

Um dieses Bedürfnis zu erfüllen, findet nun eine Studie zum Thema „Bewegte Nachhaltigkeit eines Reha-Aufenthaltes“ statt. Die Patienten sollen in einem Workshop das Longboard fahren während der Reha erlernen und mit Spaß am Rollen und Gleiten sowie dem damit verbunden Lebensgefühl ein Bewegungselement ganz selbstverständlich in ihren Alltag integrieren. Es fördert zudem die konditionellen Fähigkeiten wie Ausdauer, Kraft und Koordination nebst den vielseitigen positiven Aspekten von Sport und Bewegung, belegen verschiedene Studien. Dazu zählen unter anderem eine erhöhte Lungenfunktion, eine verbesserte Lebensqualität und ein stärkeres Immunsystem, was gerade bei Menschen mit CF eine herausragende Bedeutung hat.

Der Theorieteil soll sowohl eine phänomenologische Analyse, wie die Faszination Longboard, eine sozial-psychologische Analyse, wie die Rollen als Jugendkultur und Gegenbewegung zur Urbanisierung, als auch eine gesundheitswissenschaftliche Analyse (physiologische Aspekte) beinhalten. Zu den Messinstrumenten werden Fragebögen und physiologische Tests eingesetzt.

Thomas Oelers, Gabriele Gauss

 

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Über Thomas Oelers

Thomas Oelers wurde 1966 in Wittdün auf Amrum geboren - ein echtes Inselkind. Nach seiner Schul- und Ausbildungszeit entschied er sich auf der Insel zu bleiben. Heute arbeitet der Vater von 2 Kindern in einem Wittdüner Betrieb als Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister. Seit 2003 recherchiert und fotografiert er als freier Journalist akribisch im Amrum-News Team.

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