Gestern Schweiz, heute Amrum, morgen Norwegen, so erging es den Musikern des BERLINER CAMERATA-Sextetts bestehend aus Alexandra Marian (Violine), Marina Graumann (Violine), Lydmilla Kim (Violine), Jens Domeyer (Viola), Yann Merker (Cello) und Andrey Kalaschnikov (Bass) sowie Sebastian Studnitzky, die sich gerade zusammen auf ihrer Sommertour durch Europa befinden. Auf dem Weg von der Schweiz nach Norwegen, wo die Musiker zwei Wochen lang auf Konzerttournee sind, legten sie jedoch noch einen kurzen Zwischenstopp auf der Insel Amrum ein. Und so kamen die zahlreichen Zuschauer im Norddorfer Gemeindehaus an diesem Abend, der unter dem Titel „Classic meets Jazz“ stand, in den Genuss eines überaus erlebenswerten Crossover-Projekts der besonderen Art!
Der BERLINER CAMERATA gelingt, was nicht viele freie Orchester schaffen, nämlich ohne öffentliche Subventionen ein hohes künstlerisches Niveau zu erreichen und Jahr für Jahr neue Akzente zu setzen. Inzwischen darf sich das Ensemble zu den gefragtesten Klangkörpern der Hauptstadt zählen und steht seit der Gründung 2009 für hochkarätige Klangkunst. Geleitet wird das junge, international besetzte Orchester von der Ausnahmegeigerin Olga Pak, die nicht selten die Rolle der Solistin übernimmt. Anders als bei anderen Formationen wechseln alle Mitglieder fliegend aus dem Ensemble in die solistische Rolle und zurück. Dies fordert nicht nur die notwendige musikalische Exzellenz, sondern auch Teamfähigkeit, Spontaneität und eine stete Musizierfreude, fern jeder musikalischen Routine. Besonders stolz ist das Orchester auf die eigenen Konzertreihen in der Berliner Philharmonie, im Gewandhaus zu Leipzig und der Hamburger Laeiszhalle, bei denen in der Saison 2014/15 in Zusammenarbeit mit Yorck Kronenberg Werke Johann Sebastian Bachs Vordergrund stehen. Gastspiele im Gasteig München, in der Liederhalle Stuttgart, im Osloer Konzerthaus, dem Stadtcasino Basel und vielen anderen renommierten Konzerthäusern und Kirchen Deutschlands und Europas stehen regelmäßig auf dem Programm des Ensembles.
Im ersten Konzertteil stand mit Werken von Franz Joseph Haydn (Cellokonzert Nr. 1), Antonio Vivaldi (der Winter und der Sommer aus den Vier Jahreszeiten) und Max Bruch (Kol Nidrei) die Klassik auf dem Programm. Nach der Pause durften sich die Zuschauer über „Jazz meets Classic“ und den Echo-Jazz Preisträger 2015 Sebastian Studnitzky freuen. Klavier oder Trompete? Große Band oder kleines Ensemble? Elektro oder Klassik? Jazz oder Pop? E- oder U-Musik? Der in Berlin lebende Musiker Sebastian Studnitzky kann und will sich nicht entscheiden. Sein neues Album „Memento“ beweist einmal mehr, das muss er auch nicht. Seit je her war Studnitzky als Wanderer zwischen den Genres Jazz, Klassik und Elektro unterwegs. Mit Memento bringt er einmal mehr seine Vielseitigkeit und stilistische Aufgeschlossenheit eindrucksvoll auf den Punkt. Von den Streichern der Berliner Camerata begleitet, zelebrierte er sein faszinierend emotionales Spiel an Trompete und Klavier. Bei seiner ungewöhnlichen Musik erscheint kein Ton zu viel. Stattdessen ist sie detailliert, minimalistisch, transparent und dabei von großer emotionaler Tiefe und beeindruckend eigen.
Das Amrumer Publikum erlebte das perfekte Zusammenspiel des hochklassigen Kammerorchesters und dem Echo-Jazz Preisträger. Es wurde ein fantastischer Konzertabend, der mit viel Applaus stimmungsvoll zu Ende ging.