Zur Lage der Krabbe im Amrumer und Föhrer Brötchen…


 

Der Krabbe geht es gut. Und wie viel der Mensch für sie zahlen muss, weiß das Tierchen ja nicht. Laut WWF ist es nicht bedroht und relativ unempfindlich für Fischereidruck. Krabben wachsen sehr schnell, können bereits mit 4 Monaten geschlechtsreif werden und die Weibchen laichen mehrfach im Jahr. Sie erreichen ein Höchstalter von drei bis vier Jahren.

Leider macht sich die Krabbe naturgemäß immer dann rar, wenn die Touristen zunehmen. „Die Bestände zwischen Mai und Juli sind immer niedriger als zum Beispiel ab September“, sagt der Fischverkäufer Michael Denker von Föhr. „Und durch ihre Größe stehen sie auch für viele Fischarten am Anfang der Nahrungskette.“ Amrums Krabbenfischer Andreas Thaden begreift den Moment als etwas Vorübergehendes, was nicht beunruhigen muss. “Der Einfluss der Natur auf die Krabbe ist derzeit nicht gut. Das wird sich wieder ändern.“

Amrums Krabbenkutter: Die Butjadingen von Andreas Thaden
Foto: © Thaden

Andreas Thaden fischt mittlerweile – wegen des geringen Bestandes – rund 500 Kilo in drei Tagen. Solange ist er draußen im Revier, küstennah. Seinen Fang verkauft er in Dagebüll an einen Husumer Großhändler, einen Teil bekommt seine Frau, die ihn an der Steenodder Mole verkauft, für 18 Euro das Kilo. Thaden bestätigt Preise von 13 bis 14 das Kilo, die Fischer beim Großhändler für ihre Ware derzeit erlösen. Nach seinen Informationen bekomme man derzeit Ware beim Händler für 48 Euro das Kilo. Dabei seien die Zeiten, wo es nur 22 bis 26 Euro kostete, noch nicht lange her. Der Markt würde auch durch die Macht der holländischen P & P-Gruppe (Parlevliet & Van der Plas) bestimmt, vor allem, seitdem das Familienunternehmen 2014 auch noch den größten europäischen Garnelenverarbeiter Heiploeg aufkaufte. „Aber den derzeitigen Krabbenbrötchenpreis rechtfertigt das allein nicht“, sagt Thaden. Es seien auch die Margen der Einzel- und Großhändler, sagt er. „Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis.“ Krabben seien immer schon mal knapp gewesen, aber noch nie derart teuer im Brötchen.“ Fünf, sechs Euro, meint der Fischer, das sei so der Durchschnitt.

„Für den Preis würden wir alle drauf zahlen“, entgegnet der Föhrer Michael Denker.

Der Mann, der den Fisch-Posten in der Hafenstraße betreibt, nimmt für ein Krabbenbrötchen neun Euro. „Eigentlich haben Krabben jetzt den Preis, den sie wert sind“, sagt er. Krabbenpreise im Einkauf könnten bis zu 80 Euro das Kilo erreichen, sagt Denker. „Neben unterschiedlicher Größe ist auch erheblich, wo sie gepuhlt werden. Es ist natürlich teurer, wenn das hier im Umland passiert und nicht in Afrika oder Polen. Und frischer sind sie auch.“

„Ich weiß nicht, woher die Preisvorstellung von 48 Euro Händlerpreis kommt“, fragt sich Sven Schubert vom “Fischbäcker“ in Norddorf. „Wir kaufen für derzeit knapp 59 Euro das Kilo ein, sagt der Amrumer, dessen Familie in der zweiten Generation ein Fischgeschäft nebst Restaurant betreibt. Dass er kürzlich im Wirtschaftsteil einer Tageszeitung als „Ausreißer“ tituliert wurde, weil seine Fischbrötchen seit einer Woche 9,90 kosten (vorher 8,90), hat ihn überhaupt nicht amüsiert. Also schickt er die Preistabelle des Flensburger Fischmarktes, woraus sich der hohe Einkaufspreis von 58,90 Euro für das frische Fleisch erkennen lässt. Und legt offen: „Kalkulatorisch liege ich schon bei einem Wareneinsatz von 6,58. Und da sind alle anderen Sachen wie Personal-, Betriebskosten und Mehrwertsteuer noch nicht drin“, sagt Schubert. Nebenan im Bistropavillon des Hotel Hüttmann kostet das Brötchen derzeit 11 Euro.

Ingo Oppermanns Krabbenbrötchen: Frisch und à la minute

Unterstützung bekommt Schubert von Ingo Oppermann, der in Nebel das Fischgeschäft und den Imbiss Fisch & Meer führt: „Wir bereiten frisch zu, à la minute, unsere Baguettebrötchen haben frischen Salat, Tomate, Gurke, ordentlich Butter und eine Sauce nach Wahl. Außerdem haben wir 100 Gramm Krabbenfleisch drin.“ Die Schlangen im und vor dem Laden sind lang. Nicht jeder kauft die Krabbe. „Die Nachfrage ist schon etwas zurück gegangen“, sagt Oppermann, der seine Ware in Tönning einkauft. Bis vor 14 Tagen habe auch er noch für 8,90 verkaufen können.

Michael Denker vom Wyker Fisch-Posten macht noch eine andere Rechnung auf. „Da es im letzten Jahr ja auch schon weniger Krabben gab, konnten die Händler auch keinen großen Frostbestand aufbauen für dieses Jahr“. Mit Frostbestand ist die Ware gemeint, die zu starken Zeiten gefischt und eingefroren wird. Denker sagt weiter: „Die Erzeugerpreise für frische Krabben sind von 13 bis 15 Euro auf mittlerweile 17 bis 18 Euro pro Kilo gestiegen. Das Gewichtsverhältnis von Krabbe mit und ohne Schale liegt bei 3:1. Nimmt man den Krabbenpreis mal drei, ist man bei den hohen Kilopreisen fürs geschälte Tier.

Der Fachjournalist Björn Marnau vom Fischmagazin in Hamburg bezeichnet den Einfluss der holländischen Global Player derzeit nicht als maßgebend. „Wenn die Marge machen wollen, wäre es ja besser, sie tun es bei den niedrigen Kilopreisen von ein bis zwei Euro, die es einst gab.“ Marnau ist gespannt, ob der Preis wieder fällt, wenn im September mehr Krabbe im Meer sein sollte.

Frank Scholz von Scholle’s Fisch-Buttze in Wittdün steigt irgendwann aus, wenn der Preisanstieg anhält. „Das haben wir im letzten Jahr auch schon gemacht, und die Kunden hatten Verständnis“, sagt er. Auch bei ihm werden weniger Krabbenbrötchen gekauft als sonst. 100 bis 120 Gramm Fleisch legt er rein. Scholz kauft seine Krabben beim Händler in Tönning. “Frischware“, wie er betont. Kilopreis 59 Euro.

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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