Fasane – allgegenwärtig in der Insellandschaft


Der Fasanenhahn kräht sich im Frühjahr einen Harem von Hennen zusammen

Amrum ist eigentlich die Insel der Seevögel. Möwen, Austernfischer und Eiderenten sind die auffälligsten Erscheinungen in der insularen Vogelwelt. Aber es gibt auch einen Vertreter auf dem Lande, den jeder Inselbewohner kennt und der auch den allermeisten Inselgästen über den Weg läuft: den  Fasan, vielmehr dem Fasanenhahn. Denn die schlichtgefiederte Henne hält sich lieber in Deckung. Hähne aber spazieren unbekümmert über die belebte Autostraße, auf der sie dann allerdings gelegentlich auch einmal überfahren werden. Sie erscheinen in den dorfnahen Gärten und treiben sich mancherorts auch in Menschennähe herum, gerne auch neben den Bohlenwegen in den Dünen, wo sie offenbar darauf warten, gefüttert zu werden und dabei fast handzahm werden. Groß und mit auffälligem Gefieder sind sie nicht zu übersehen und im Frühjahr bis etwa Mittsommerzeit auch nicht zu überhören. Immer wieder ist das kurzen Krähen “Ö-ö-ö-ö”, begleitet von einem raschen Flügelschlag zu hören. Damit markiert der Hahn sein Revier,in dem er nur Hennen, aber keine anderen Hähne duldet. Nicht selten kommt es zu heftigen Hahnenkämpfen, die in seltenen Fällen auch mit dem Tod des einen oder anderen enden.
Die Natur hat es über die Evolution über Jahrzehnt- und Jahrhunderttausende entwickelt, dass die männlichen Vögel gegenüber den Weibchen in der Regel die “schöneren” sind, wenn es um die Farbenpracht des Gefieders geht. Die Absicht der Natur ist klar: die Männchen sollen durch ihr  Prachtgefieder Weibchen anlocken (so, wie sich heute noch auch bei menschlichen “Weibchen” ganz andere Gefühle bzw. Instinkte regen, ob dort ein bescheidener VW oder ein Porsche vorbeibraust). Aber die Evolution hat sicherlich auch lange daran gearbeitet, den Hennen ein “Schlichtkleid” zu verpassen. Denn den Weibchen ist die  Aufgabe der Lebenserhaltung und – Vermehrung zugedacht. Und weil die Hennen alleine brüten und alleine die Kücken führen, benötigen sie ein Tarngefieder!
Der Fasanenhahn beteiligt sich in keiner Weise an der Brut. Das wäre auch schwerlich möglich, weil er in der Regel bis zu einem halben Dutzend Hennen in seinem Revier versammelt. Aber auf Amrum ist die Menge der Hähne so groß, dass sich viele mit nur einer oder zwei Hennen begnügen müssen.

Fasanhennen legen in einem gut getarnten Bodennest bis zu 15 olivbraune Eier.Trotz des Versteckes werden aber etliche Gelege von Krähen und Elstern entdeckt, so dass die Henne zu einem Nachgelege bereit und der Hahn noch bis in den Hochsommer aktiv ist.

Über 50 ausgehakte Eier auf einem Sammelplatz einer Rabenkrähe
Fasanenküken sind Nestflüchter

Die große Eizahl im Fasanennest bedingt aber keine entsprechend hohe Vermehrungsrate. Fasanenküken sind Nestflüchter, die schon wenige Stunden nach dem Schlüpfen das Nest verlassen. Unter Führung der Henne laufen sie im Gelände herum und finden die Nahrung, Insekten und Pflanzensamen, selbstständig.

Keine zwei Wochen alt, können sie schon bei Gefahr kurze Strecken fliegen. Gegen anhaltendes Regenwetter, wie in diesem Sommer 2017, sind sie allerdings machtlos und die Todesrate ist sehr hoch. Wenn von einer Brut zwei, drei Jungvögel flügge werden, dann ist das schon ein Erfolg. Fasane werden aber schnell geschlechtsreif. Bereits im Herbst haben die Hähne ihr Prachtgefieder (bei Großmöwen dauert es 4-5 Jahre!). Dieses schnelle Erwachsenwerden deutet auf eine kurze,natürliche Lebenszeit hin, die zusätzlich noch durch die Jagd verkürzt wird. Der Fasan bietet ein vorzügliches Wildbret und auf Amrum werden jährlich in allen drei Revieren Wittdün, Nebel und Norddorf etwa 100 – 120 Hähne zur Strecke gebracht (Jagdpächter Andresen, Norddorf). Auch bundesweit ist der Fasan ein wichtiges Jagdwild. Geschossen werden aber nur die Hähne, während die Hennen ganzjährige Schonzeit genießen.
Dar Fasan ist nunmehr seit Jahrzehnten ein Mitglied der Amrumer Vogelwelt, aber ursprünglich gehörte er nicht dazu. Erst Anfang der 1950er Jahre wurden Fasane durch die Jagdpächter Richard Kopf (Wyk) und Albert Pütter (Norddorf) auf Amrum ausgesetzt. Fasane sind keine europäischen Vögel, sondern stammen aus Ostasien, wo sie in verschiedenen Rassen leben, einige Arten mit, andere ohne weißen Halsring.
Schon im Mittelalter wurden sie als “Ziergeflügel” in die Gärten und Gehege von Adelshöfen eingeführt. Und von dort sind etliche in die Wildbahn geflüchtet und verwildert, andere aber auch ganz gezielt als Jagdwild ausgesetzt worden. Und heute sind Fasane nahezu über ganz Europa als Standvögel verbreitet.
In den Jahrhunderten ihres europäischen Daseins blieb aber doch eine gewisse Abhängigkeit zum Menschen bestehen. Fasane müssen, um hohe Verluste zu vermeiden, bei langdauernder Schneelage mit Futterstellen versorgt werden und sind gegenüber dem Menschen auch relativ zutraulich. Sie kommen insbesondere im Herbst gerne in Gärten, vermutlich, weil sie dort Obst und Beeren finden.
Georg Quedens

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