Seit 50 Jahren eine gemeinsame Schule auf Amrum – Wiedersehen mit nah und fern am 1. Dezember 2018


1968, vor 50 Jahren, wurde die heutige Öömrang Skuul als „Dörfergemeinschaftsschule“ auf Amrum gegründet, und das wird am ersten Dezembertag tüchtig gefeiert. Ein Treffen – ein Fest: Alle, die sich der Schule verbunden fühlen, ehemalige Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde und Förderer sind herzlich eingeladen, sich am 1. Dezember ab 13:00 Uhr in Süddorf in der Schule zu treffen und den Tag abends zusammen im „54° Grad“, der früheren „Kniepe“, ausklingen zu lassen.

Geplant sind ein „leichtes Rahmenprogramm“ und eine generationsübergreifende Party am Abend. Beides lässt viel Raum für’s Wiedersehen und den regen Austausch von Erinnerungen. At jaft dach so föl tu snaake…

Auf dem Programm steht auch ein kleines Theaterstück, das auf Deutsch gespielt wird, aber mehr vom Programm wird hier jetzt nicht verraten. Überraschung!!

50 Jahre Schule – das sind auch 50 Schulabgänger-Jahrgänge, verstreut in alle Himmelsrichtungen. Das Organisationsteam hofft in den nächsten Monaten möglichst viele Ehemalige zu erreichen, per Schneeball-System. Also am besten gleich schon mal weitersagen…

Hier einige der Möbel-Träger 1967 – Obere Reihe von links nach rechts: Jens Petersen, Olaf Diedrichsen, Wilhelm Oelers, Ralf Hoffmann, Sönke Jessen, Lehrer und Schulleiter Egon Brälye, Karen Petersen, Reinhard Jannen Uwe Martens. Untere Reihe: Elke Scheer, Silke Tadsen, Maren Quedens, Dörte Petersen, Renate Boyens, Cornelia Schau, Ute Gehrman, Wibke Schumacher.

Seit 1899 gab es auf Amrum drei Dorfschulen – in Nebel, Norddorf und Wittdün – mit wechselvoller Geschichte und wechselhaften Schülerzahlen. Die meisten der alten Schulgebäude stehen noch. In Nebel sind es das „Cottage“ und das alte Haus rechts daneben, in Norddorf das Haus der Amrum Touristik an der Hüttmann-Wiese. Nur das Wittdüner Schulgebäude existiert nicht mehr. Es diente nach 1968 als Kurverwaltung und stand, weiß verklinkert, bis 2014 neben der Nordseehalle, dort wo Ende 2016 das Wohnprojekt Üüs Aran fertiggestellt wurde.

Ralf Hoffmann aus der Amrum News Redaktion berichtet aus seiner Dorfschulzeit: „Meine Schwester ist 1964 als einzige in Wittdün eingeschult worden. Glücklicherweise war ein anderes Mädchen sitzengeblieben und so waren sie wenigstens zu zweit. In meiner ersten Klasse waren wir immerhin vier. Ich bin bis zur 6. Klasse in Wittdün zur Schule gegangen. Am Anfang waren noch alle Schüler von Klasse 1 bis 9 in einem Raum untergebracht, später nur noch von der ersten bis zur sechsten. Das muss schon eine ziemliche Herausforderung für die Lehrer gewesen sein.“

Ab 1950 war an der Schule in Nebel unter Rektor Egon Brälye ein Aufbauzug eingerichtet worden, der den Inselkindern die „Mittlere Reife“ und den Besuch einer weiterführenden Schule auf dem Festland ermöglichen sollte. Egon Brälye, der inzwischen verstorben ist, wurde später zum ersten Schulleiter der neuen Schule ernannt und blieb bis 1974 im Amt.

Mit der Eröffnung der Dörfer-Gemeinschaftsschule wurde 1968 vollzogen, was bereits Anfang der 1960er Jahre geplant worden war – Teil einer bildungspolitischen Offensive, um auch den Kindern und Jugendlichen im ländlichen Raum eine bessere Schulbildung zu ermöglichen und mehr Chancen für Zukunft. Dem vorausgegangen waren auch auf Amrum zwei „Kurzschuljahre“, um die Einschulungen von Ostern bundeseinheitlich auf den Schulbeginn nach den Sommerferien zu verlegen.

Einschulung 1968. In der hintersten Reihe: Klassenlehrerin Traute Jost und Schulleiter Egon Brälye.

„Der Schulbetrieb in der Dörfergemeinschaftsschule begann am 23. August 1968 für das 7. bis 10. Schuljahr mit dem Möbeltransport… Drei Tage später begann in allen Klassen der volle Unterricht“, heißt es in Georg Quedens’ „Schulen und Lehrer auf Amrum“ von 1993. „Ich kann dazu nur so viel sagen“, erinnert sich Ralf Hoffmann, der da schon Realschüler in Klasse 7 war, „die höheren Klassen haben immer zu zweit einen Tisch getragen und wir sind dann im Gänsemarsch von der alten Schule (in Nebel) zur neuen Schule (in Süddorf) gelaufen. Danach ging es zurück und jeder hat seinen eigenen Stuhl geholt.“ Und Jesse Jessen aus Steenodde, heute Chef vom Likedeeler, ergänzt: „Ich war ja noch kleiner und hab’ nur einen Stuhl getragen, keinen Tisch.“

„In der neuen Schule wurde von Anfang an untereinander Deutsch, nicht Friesisch gesprochen. Im Unterricht sowieso, aber auch in den Pausen“, erinnert sich Jesse, der als ausgebildeter Lehrer viele Jahre später (1986) den ersten offiziellen Friesisch-Unterricht an der neuen Schule gab. Den Namen Öömrang Skuul erhielt die Schule aber erst 2003, im Rahmen einer weiteren Schulreform. Eine gute Wahl, denn dieser Name dürfte auch allen künftigen Reformierungen standhalten.

„Die Gründung der Dörfer-Gemeinschaftsschule ist die erste inselweite Kooperation der Gemeinden und hat einen großen Beitrag zum Zusammenwachsen der Insel geleistet“, resümiert Jörn Tadsen, der Heiko Wehrlich (Schulleiter von 1974 – 2001) im Amt ablöste. Doch die Planer hatten die Rechnung ohne den Baby-Boom der Wirtschaftswunderjahre gemacht. Der Tourismus florierte, die Auswanderung nach Amerika war rückläufig, ausgewanderte Familien kehrten zurück. So war die neue Schule gleich zu klein. Ein Schulanbau musste her.

Die 1970er Jahre waren nicht nur auf Amrum von Lehrermangel, aber hier auch noch von fehlenden Dienstwohnungen geprägt. Als Jörn Tadsen 1969 eingeschult wurde, zählte seine Klasse 46 Schülerinnen und Schüler, unterrichtet von nur einer Lehrkraft. Das ging so nur zwei Wochen, dann musste ein zweiter Lehrer hinzugezogen werden.

1972 war der neue Grundschultrakt fertig, ein Presspappenbau geplant für zehn Jahre. Erst 2014 wurde das Provisorium durch einen Neubau ersetzt – nach über 40 Jahren.

Der Tourismus hatte sich zur dauerhaften Erwerbsquelle auf der Insel entwickelt und so blieb die Bevölkerungsentwicklung auf Amrum trotz Pillenknick in den 1970ern und Neuzuwanderung in den 1990ern seit Ende der 1960er Jahre relativ stabil. Von den ersten 31 „Skuuljöönkin“ (Schulküken) 1968 verließ nur jedes sechste Kind die Insel, alle anderen blieben hier oder kehrten irgendwann zurück.

Derzeit besuchen rund 170 Schülerinnen und Schüler die Öömrang Skuul, mittel- bis längerfristige Tendenz: leicht steigend. Die Insel hat eine hohe Attraktivität für junge Familien, und daran dürfte auch die integrative Gemeinschaftsschule von heute ihren Anteil haben. Sie genießt einen guten Ruf. „Wir möchten unseren Schülerinnen und Schülern hier Wurzeln geben, die einen Menschen ein Leben lang tragen können, aber auch den Blick für die Welt öffnen“, beschreibt Schulleiter Jörn Tadsen das Credo der Öömrang Skuul. Kann man sich ein schöneres Bild vorstellen, um am 1. Dezember zusammen das 50-jährige Bestehen seiner alten Schule zu feiern?

 

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Über Astrid Thomas-Niemann

Astrid Thomas-Niemann ist gelernte Schifffahrtskauffrau sowie studierte Sprach- und Erziehungswissenschaftlerin. Sie hat viele Jahre als Schifffahrtsanalystin gearbeitet und lebt seit 2015 in Wittdün. Als junge Frau kam Astrid 1981 das erste Mal auf die Insel und besuchte auf Zeltplatz II die Niemanns aus Hamburg, die Amrum seit 1962 urlaubsmäßig die Treue halten, inzwischen bereits in der 4. Generation.

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