Freitagnachmittag, allerbestes Sommerwetter und das Norddorfer Lichtblick Kino ausgebucht wie beim Start eines neuen James Bond. „Meine teuflisch gute Freundin“ hatte Amrum-Premiere und das Publikum war gespannt wie ein Flitzebogen, denn Janina Fautz, eine der beiden Hauptdarstellerinnen, kam zur Begrüßung und würde nach der Vorstellung Fragen beantworten und Autogramme geben.
„Meine teuflisch gute Freundin“ ist eine kurzweilige Teenie-Komödie für die ganze Familie: Der Teufel hält seine Tochter Lilith (Emma Bading) noch für zu jung um auf der Erde Unheil anzurichten. Nur „auf Probe“ darf sie die Hölle in einem Frankfurter Wolkenkratzer verlassen und soll im kleinen Ort Birkenbrunn binnen einer Woche die herzensgute Schülerin Greta Birnstein (Janina Fautz) zum Bösen verführen, um nicht wieder zurück in die langweilige Hölle zu müssen und die Buchhaltung ihres Vaters zu übernehmen. Doch Teufelstochter Lilith verliebt sich in einen Mitschüler und Greta scheint resistent gegen das Böse und irgendwie kommt alles anders als erwartet…
Janina Fautz, die im Film die gutherzige Greta spielt, macht derzeit in Wittdün Urlaub und war mit 15 das erste Mal auf Amrum. „Meine Eltern und mein jüngerer Bruder kommen jedes Jahr, aber ich konnte nicht so oft mit, weil die Hauptdrehzeiten meistens im Sommer liegen. Diesmal hab’ ich Glück und im Juli/August gerade frei“, erzählt die viel beschäftigte Schauspielerin, die schon als Zwölfjährige in Michael Hanekes preisgekröntem und für den Oskar nominierten Film „Das weiße Band“ mitspielte und zu den Feierlichkeiten nach Cannes und Hollywood reisen durfte.
„Ich komme sehr, sehr gern nach Amrum. Hier kommt man einfach gut zur Ruhe. Man hat ja das ganze Jahr Trubel und ist froh, dass man hier mal raus ist und entspannen kann. Ich fahre Fahrrad und gehe mit unseren Hunden spazieren. Es ist hier nicht so voll wie an anderen Stränden und nur selten 35 Grad. Ich mag, dass ein Wind geht und es nicht zu heiß ist, um sich zu bewegen. Ich bin gern abends am Strand und genieße die riesige Weite.“
Dem jugendlichen Publikum ist Janina Fautz vor allem durch ihre Rolle als Klette in den Wilden Kerlen (4+5) oder als Leo Largareta in der Echtzeit-Krimiserie „Allein gegen die Zeit“ bekannt, den Erwachsenen eher als Merle in der Serie „Wilsberg“, durch die Tatorte aus Münster („Fangschuss“) und Freiburg („Sonnenwende“) oder aus dem bewegenden Familiendrama „1000 Arten Regen zu beschreiben“, das im Frühjahr in den Kinos lief. Im Herbst kommt ein dritter Tatort mit Janina Fautz, diesmal aus München, und zu Weihnachten eine Neuverfilmung des Märchens von der Regentrude. Am 30. August läuft die Filmkomödie „Safari – Match me if you can“ an und ab September dreht sie in Prag einen historischen TV-Dreiteiler, aber darüber darf noch nicht mehr verraten werden.
Janina Fautz ist eine zierliche junge Frau Anfang zwanzig mit einer fröhlichen, sehr sympathischen Ausstrahlung – ganz ohne Starallüren. Sie stammt aus einem kleinen Dorf bei Speyer und lebt zusammen mit ihrem Freund in der Nähe ihrer Eltern. „Durch das Drehen bin ich viel auf Reisen. Ich bin gern unterwegs, komme aber auch immer wieder gern nach Hause. Es ist schön, eine Basis zu haben.“ Aber wie kommt man aus einem kleinen Dorf in der Pfalz zum Film?
Ein Teil ihrer Familie wohne in München, erzählt die Schauspielerin. Als sie vor 15 Jahren zusammen mit ihrer Oma die Bavaria Filmstudios besichtigte, habe sie sich zum achten Geburtstag gewünscht, dort an einem Kinderschauspielkurs teilzunehmen und ließ sich von einer Schauspielagentur registrieren. 2005 bekam Janina Fautz die Hauptrolle in Joseph Vilsmaiers Film „Der Weihnachtsbrei“. „Das Märchen spielt im Winter und wurde im Sommer im Studio gedreht“, erinnert sich Janina. „Ich fühlte mich wie in eine andere Welt versetzt, die Dekoration, die tollen Kostüme… Die Rolle hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich weitermachen wollte.“
Seitdem hat Janina Fautz in jedem Jahr einen oder mehrere Spielfilme gedreht und in TV-Serien mitgewirkt – eine ansehnliche Filmografie. Ihre Eltern hätten sich ein weniger kompliziertes Hobby für ihre Tochter gewünscht, haben sie aber immer unterstützt, genauso wie ihre Schuldirektorin, denn bis 2014 ging Janina neben der Schauspielerei noch in die Schule und machte erst einmal ihr Abitur. Statt Medizin zu studieren, hat sie sich danach aber doch für den Film entschieden. Eine Herzensangelegenheit.
„Meine Größe ist beruflich eher von Vorteil, würde ich sagen, denn ich kann im Film auch Kinder und Jugendliche spielen“, meint die 158 cm große Frau, die auf den ersten Blick jünger wirkt, als sie ist. Für Kinder und Jugendliche bestehen in Deutschland strenge Schutzbestimmungen und ihre Rollen würden um Drehzeit zu sparen gern mit Schauspielern besetzt, die schon volljährig sind, aber jünger aussehen, so wie in „Meine teuflische Freundin“.
Sie habe kein Problem damit, jung auszusehen, sagt Janina, aber im Privatleben passiere es schon manchmal, dass man dadurch anders behandelt werde und das findet Janina Fautz, die ehrenamtlich auch als UNICEF-Botschafterin unterwegs ist und sich seit vielen Jahren sozial für Kinder engagiert, grundsätzlich nicht gut, denn Kinder und Jugendliche sollten ernst genommen werden.
So nimmt es nicht wunder, dass die Darstellerin von „Greta“ in „Meine teuflische Freundin“ besonders gespannt darauf war, wie die Kinder im Publikum auf den Film reagieren würde, der bisher durchweg positive Kritiken bekommen hat. Eine halbe Stunde konnte sie sich deren klugen Fragen stellen. Dann ging es zur Autogrammstunde (im wahrsten Sinn des Wortes), denn über hundert Kinobesucher bildeten eine sehr, sehr lange Schlange zum Gemeindesaal und warteten auf ein Autogramm und ein Foto mit der charmanten Hauptdarstellerin. „Nö, ist nicht anstrengend. Ich freu’ mich total, dass so viele Leute hier sind“, sagte die mit freundlicher Engelsgeduld, ehrlich und mindestens so nett wie Greta.
Und hier kommt für alle, die den Film „Meine teuflische Freundin“ gesehen haben, aber am Freitag nicht dabei sein konnten, meine Zusammenfassung des Frage-Antwort-Teils mit Janina Fautz:
Wie macht man das mit dem Weinen?
Herzhaftes Lachen ist noch schwieriger, finde ich. Es darf nicht aufgesetzt klingen. Man hat aber am Set ausreichend Zeit, um sich in eine Szene einzufühlen. Es gibt auch künstlich Hilfen, zum Beispiel einen Menthol-Stift, aber den vertrage ich nicht.
Was war die schwierigste Szene für dich?
Die schwierigste Szene für mich war, als Greta „cool“ zu sein.
Wo war das auf Amrum?
Leider nicht auf Amrum. Die Szenen am Strand wurden auf Norderney gedreht, die Schulszenen in Ahaus, und das Haus der Birkenbrunns steht in Leer.
Wie hat das Papier geschmeckt?
Es war ziemlich dünnes Papier, aber ich musste es ja nicht schlucken. Es hat nach Papier geschmeckt.
Tat dir Greta in der Rolle auch mal leid?
Greta wirkt zwar ängstlich und schüchtern, ist aber stark, weil sie zu den Werten ihrer Familie steht.
Hast Du noch Kontakt zu allen, mit denen Du zusammen gedreht hast?
Man schafft es nicht, immer zu allen Kontakt zu halten. Mit Emilio Sakraya, Amina Merai und Emma Bading bin ich befreundet. Ich habe schon einmal mit ihnen gedreht. Ich telefoniere viel und bin auch oft in Berlin. Emma und Amina sind privat richtig gute Freundinnen von mir. Facebook und Instagram nutze ich nur für meine offizielle Kommunikation, nicht privat, sonst würde ich ja nur noch am Handy sein.
War das dein bester Film?
Das war jetzt schon ein besonderes Projekt, weil ich mit Emma zusammenarbeiten konnte. Und ich finde, der Film ist toll geworden. Das Drehbuch basiert ja auf dem Jugendroman „How to be really bad“ von Hortense Ullrich und hat mir von Anfang an gefallen. Einen Kinderfilm mit einer „bösen“ Heldin zu drehen, finde ich eine gute Idee.
Welcher Drehort hat dir am besten gefallen?
Das „Birnsteinhaus“ hat mir als Drehort besonders gut gefallen. Ich hatte es mir genauso gemütlich und verwinkelt vorgestellt. Ein tolles Motiv!
Welche Szene hat dir am meisten Spaß gemacht zu drehen?
Der Tanz in der Aula, den haben wir soooo viel geübt, auch noch nach dem Dreh. Da steckt richtig viel Arbeit drin, aber auch viel Spaß. Und natürlich alle Szenen mit Emma.
Wie lange habt Ihr gedreht?
Ich glaube, es waren gut 30 Drehtage – aber lange, lange Tage.
Reagierst Du darauf, wenn man Dich mit „Greta“ anspricht?
Am Set passiert es manchmal, dass man mit dem Rollennamen angesprochen wird, und dann reagiert man schon darauf, sonst aber nicht. Ich sehe in der Rolle ja auch etwas anders aus als im richtigen Leben. Meine Haare waren durch Papilotten lockiger und kürzer.
Waren die Wollkleider kratzig?
Die Wollkleider haben nicht gekratzt, aber es gab ein anderes Problem. Man konnte sie nicht waschen, weil sie dann aus der Form geraten wären – und wir haben ja im Sommer gedreht.
Hast Du selbst gesungen?
Amina kann singen, ich nicht so gut, aber die Aufnahmen wurden im Tonstudio gemacht und da kann man ein bisschen tricksen.
Willst Du einen zweiten Teil drehen?
Würde ich gerne, aber das hängt davon ab, wie erfolgreich Teil 1 ist, wie viele Zuschauer der Film hat.
Konntest Du Dich manchmal mit Greta identifizieren?
Das ist schwierig. Greta denkt immer an das Wohl der anderen, nie an sich selbst. Sie schummelt nicht. Sie lügt nie. So gut wie Greta kann man gar nicht sein. Andererseits ist sie unsicher, sie möchte gern Freunde haben – damit kann man sich identifizieren, das ging ja jedem schon mal so.
Welche Szene wolltest Du am liebsten gar nicht spielen?
Ich hatte echt Schiss vor den Gesangsszenen. Die hab’ ich aber dann doch ganz gut hingekriegt.
In welcher Szene gab es die meisten Miss Takes?
Das kann ich gar nicht sagen. Es werden eigentlich immer sechs bis sieben Einstellungen von jeder Szene gedreht und es ist ganz normal, dass nicht immer alles gleich klappt.
Fandst Du es nicht doof, dass Du wegen Deiner Freundin (in der Rolle) traurig sein musstest?
Es macht auch Spaß in unterschiedlichen Rollen zu spielen, mal gut zu sein oder böse… Es ist schön zusammen zu spielen, wenn man sich schon kennt und gut versteht.
Was war das für ein Gefühl, Carlo zu küssen?
Das ist alles wahnsinnig technisch und ganz anders, als man vielleicht denkt. Überhaupt nicht romantisch!
Hättest Du auch eine andere Rolle gespielt, wenn man sie dir angeboten hätte?
Ja, Lilith.
Warst Du im Film auch schon mal so böse wie Emma ?
Ich hab sogar schon mal mit Emma in umgekehrter Rollenverteilung gespielt. In „1000 Arten Regen zu beschreiben“ war ich die Böse.
Gab’s auch mal Streit am Set?
Zum Glück nicht. Wir haben uns alle richtig gut verstanden, eigentlich erstaunlich, wenn man mal überlegt, wie viele Leute da auf engem Raum einen Monat lang zusammen sind. Es war eine super Zusammenarbeit, ein tolles Team.