Das ungewöhnliche Wetter des Sommerhalbjahres 2018 hat seine Spuren auch in der Amrumer Vogelwelt hinterlassen. Während im vorigen Jahr eine anhaltende Periode mit kaltem Regen aus nördlichen Richtungen fast allen Jungvögeln das Leben kostete – darunter die erstmalige Brut eines Löffler-Paares auf der Odde und einer Kornweihenbrut in den Süddorfer Dünen, waren derartige Verluste in der diesjährigen Brutzeit nicht zu erwarten. Von Mai bis August schien die Sonne, aber auch dieses einseitige Sommerwetter war nicht ohne Probleme. Beispielsweise hatten die hiesigen Möwen-Kolonien nur geringen Nachwuchs. In der Sturmmöwen-Kolonie neben dem Norddorfer Minigolfplatz wurden Mitte Juli etwa 60 tote, fast flügge Junge entdeckt.
Und von der Amrumer Odde meldeten die Vogelwärter an die 400 tote Jungvögel! Ähnliche Verluste wurden auch aus anderen Naturschutzgebieten und Vogel-Kolonien an der Nordseeküste gemeldet und man las, dass das anhaltende heiße und trockene Wetter die Ursache dieses Vogelsterbens war.
Die Marschenwiesen waren aus Mangel an Regen gelb. Trotzdem gab es unter dem Nachwuchs der Graugänse keine Todesraten, auch nicht bei den jungen Gänsen in der Vogelkoje Meerum. Hier wanderten die Gänsefamilien hinein in den schattigen Inselwald, wo sie an Wegrändern und auf Lichtungen offenbar noch genug Äsung fanden.
Natürlich wurden auch einige Vogelarten von der Trockenheit und Sommerhitze begünstigt. Die Fasane dürften eine gute Brutzeit zu verzeichnen haben ebenso die Rauch- und die Mehlschwalben. Für beide Arten sind die Fassaden des Hotel Seeblick an der Strandstraße Norddorf der Hauptbrutplatz auf Amrum und bei beiden Bruten im Laufe der Sommermonate sah man zahlreiche, ausgeflogene Jungvögel.
Nichts beeinträchtigt den Bruterfolg so sehr wie tagelanges Regenwetter – sowohl bei Fasanen, wie auch bei Schwalben.
Auch der seltene Löffler, seit 2017 Brutvogel auf der Odde, hatte Bruterfolg. Aus dem Dreier-Gelege wurden alle Jungvögel flügge, so dass in zukünftigen Jahren mit der regelrechten Bildung von Kolonien dieses aus dem europäischen Süden zugewanderten Vogels gerechnet werden darf. Auf dem Vorland von Föhr, auf der Dithmarscher Wattinsel Trischen und auf Hallig Oland haben sich in den letzten Jahren Kolonien dieser Vogelart etabliert. Auf Oland werden die Jungen aber regelmäßig durch die über den Damm zum Festlande zur Hallig wechselnden Füchse vernichtet, so dass man sich wundert, dass die Löffler nicht schon längst – etwa nach Amrum – umgezogen sind.
Amsel fast ausgestorben !
In diesen Herbstwochen ziehen zahlreiche Amseln von Skandinavien in ihre Winterquartiere im südwestlichen Europa. Ein großer Teil dieser Vögel berührt dabei auch Amrum. Vor allem in den Dorfgärten, wo noch Obst in den Bäumen hängt oder ungenutzt im Grase liegt, sind in diesen Wochen Amseln zu sehen. Aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass diese Art auf Amrum seit den Hochsommermonaten faktisch ausgestorben ist. Und zwar infolge einer Viren-Erkrankung durch die aus Afrika, Südostasien und Südamerika stammenden “Usutu”-Viren, die erstmals im Jahre 2011 bei mehreren Vogelarten in Deutschland nachgewiesen wurden. Das Virus wird von Stechmücken übertragen. Die Amsel (auch Schwarzdrossel genannt) hat sich in den letzten Jahren zum häufigsten Singvogel auf Amrum entwickelt, sowohl in den Dörfern als auch im Inselwald, wo neuerdings ihre Stimme häufiger zu hören war, als die des Buchfinks.
Amseln fallen auf durch ihren melodischen Gesang, vorgetragen schon morgens vor Sonnenaufgang und abends zur Nachtruhe. Das Usutu-Virus ist übrigens auch schon im Jahre 2011 mit hohen Todesraten unter den Amseln aufgetreten. Aber der Bestand hat sich wieder erholt.
Letzte Nachricht: Die Nonnengänse sind wieder da, gegenwärtig in der Norddorfer Marsch mit fast looo Gänsen. Früher war diese Gänseart, die im hohlen Norden, auf Spitzbergen, Ostgrönland und sibirischen Eismeerinseln brütet, als Wintergast auf Amrum fast unbekannt. Aber seit einigen Jahren, genau seit 2011 hat diese schöne und ruffreudige Gans auch Amrum entdeckt – zur “Freude” der Landwirte !