Das letzte hölzerne Amrumer Rettungsboot der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) ist mit drin und der uralte blinde Böle Bonken, der mitten in den Dünen seinen Gottesdienst hält – umringt von zig Dutzend Kindern. Der Stummfilm „Ferientage auf Amrum“ ist vielleicht wirklich einer der schönsten Inselfilme, die je gedreht wurden. Weil alles Pittoreske aus ihm raus ist, weil die Begeisterung der Badegäste überschäumt und weil er Situationen zeigt, die schon lange nicht mehr sind. Kühe vor der Kirche, Schweine auf dem Dampfer, Kaffeekränzchen in den Dünen und Frauen in schwarzer Friesentracht.
Regelmäßig präsentieren Chris Johannsen und Rüdiger Sokollek den stummen Film, der durch Sokollek am Flügel den passenden Ton bekommt. Alle Weisen des Meeres begleiten den 45-Minüter. Johannsen führt ein in seinen – wie er sagt – Lieblingsfilm, den er schon über 400 Mal gesehen hat und mindestens nochmal so oft gucken will. „Und jedes Mal entdecke ich etwas Neues.“ Ans Ende hängt der Amrumer einen kleinen Friesischkurs für sein Publikum. „Ich wünsche mir, dass wir öfter in unseren Mundarten reden.“ Schwer, sagt er, sei es nicht: „Je weniger Sie denken und je mehr Sie mit dem Herzen dabei sind, desto schneller sind Sie im Friesischen drin.“
Der Film, der von Pastor Friedrich von Bodelschwingh persönlich, dem Erfinder der „züchtigen“ Norddorfer Badekultur irgendwann in den 1920-Jahren gedreht und nur durch Zufall vor knapp 25 Jahren im Nachlass einer alten Bielefelder Dame wiederentdeckt wurde, läuft am nächsten Freitag erneut – um 20 Uhr im Norddorfer Gemeindehaus.