Friesischer Erzählwettbewerb startet …


Ferteel iinjsen: Vorstellungsrunde im Nordfriisk Instituut:
Dr. Christoph G. Schmidt, Peter Nissen, Antje Arfsten, Werner Junge und Frank Timpe (v. l.)

Ales ööders – alles anders! Das ist das Thema des diesjährigen Erzählwettbewerbs Ferteel iinjsen (Erzähl’ doch mal!), der von allen Friesischfans kleine Kurzgeschichten sucht. Dank der Unterstützung der Amrum Touristik gibt’s für den ersten bis fünften Platz sogar Preisgelder von insgesamt 1600 Euro. „Unsere Gäste nehmen so viel Anteil an der friesischen Kultur“, sagte Amrums Tourismuschef Frank Timpe, der nach Bredstedt zum Nordfriisk Instituut gereist war, wo das Thema bei einer kleinen Zeremonie verkündet wurde. Zum dritten Mal unterstützt die Amrum Touristik den Wettbewerb.

Tolle Preise beim Wettbewerb

„Alles anders – ales ööders – das passt zur Zeit.“ Fand nicht nur Frank Timpe. „Es ist in diesem Corona-Jahr doch wirklich alles anders – für alle“ sagte auch Mitinitiator Peter Nissen, der vor über 25 Jahren beim NDR schon mundartliche Nachrichten sprach.  So viele haben dieses Jahr über ihr Leben nachgedacht, und auch darüber, wie sie es vielleicht verbessern können.“ Schwierigkeiten bei der Themenwahl hatte die kleine Findungskommission, zu der auch der Amrumer Kai Quedens gehört, dieses Jahr gar nicht. „Wir sind überaus glücklich. Alle Voraussetzung sind idealtypisch erfüllt“, sagt Nissen und lacht. Denn längst nicht jedes Thema läuft: „Es soll möglichst viele Leute ansprechen, und zwar unabhängig von Alter, Geschlecht, Geldbeutel, Wissen und Wohnsitz.“

Wenn nicht gerade Corona ist, ist Mitmachen in der Ausstellung des Instituuts immer sehr erwünscht

Also bloß nicht nur Festland, sondern auch Inseln. Viel war in den letzten Jahren von Föhr gekommen, wo der Schul-Friesischkurs als kleine Geschichtenwerkstatt genutzt wurde. Für Amrum erhofft sich Timpe dieses Jahr auch eine möglichst große Teilnahme. „Ich werde alles dransetzen und nicht lockerlassen. Wir wollen die Sprache einfach noch mehr sichtbar machen.“ Neben den vielen friesischen Straßennamen auf Amrum gibt es in Norddorf mittlerweile ein schönes Projekt mit zehn Lass-dich-nieder-Bänken, auf denen friesische Sprichwörtern so ganz ohne Übersetzung stehen. Die machen Lust aufs Nachgrübeln.

Die „Friesenbänke“ in Norddorf

Die Geschichten können in allen friesischen Dialekten geschrieben werden. „Wenn ich die Einsendungen lese, merke ich immer, dass die Gemeinsamkeiten überwiegen.“ Institutsmitarbeiterin Antje Arfsten, die von Föhr stammt, freut sich auf die Durchsicht. „Es ist ein spannendes Thema dieses Jahr. Ich bin eh immer erstaunt über die verschiedenen Geschichtenansätze. Das macht den großen Reiz dieses Wettbewerbs aus. Und ich staune, was Menschen alles auf zwei DIN A4-Seiten bekommen.“

„Keine Prosa, bitte“, warf Werner Junge lachend ein. „Also keine Gedichte vom Blanken Hans.“ Der gebürtige Eiderstedter Junge, der seit über einem halben Leben beim NDR ist, leitet die Redaktion Heimat und Kultur bei NDR 1 Welle Nord, wo es „Friesisch für alle“ gibt – immer mittwochs im Rahmen der Sendung „Von Binnenland und Waterkant“. „Und ein kleines, kleines Sahnehäubchen obendrauf wäre es, wenn wir auch Geschichten auf Helgoländer Friesisch bekommen.“

Noch eine gute Nachricht für alle Wettbewerbsteilnehmer: Die Rechtschreibung spielt keine Rolle. „Das ist ja immer ein gewisses Hemmnis“, gibt Junge zu. „Dabei kommt die freie Orthografie der friesischen Grammatik entgegen, die viel besser als das Hochdeutsche umsetzt, dass man so schreibt, wie man spricht.“

Friesisch lernen im Instituut …

„Ein Aushängeschild der Spracharbeit“ sei der Wettbewerb, sagte Institutsleiter Dr. Christoph Schmidt, seit zwei Jahren im Amt und seitdem auch ein Friesischlerner. Was in den Räumen des Bredstedter Hauses ganz süß unterstützt wird. Neben den Büros, dem Wasserhahn oder der Steckdose kleben Schildchen mit den friesischen Begriffen; im Eingangsbereich vor den Ausstellungsräumen geht man der Frage nach: Was ist für Sie typisch friesisch? „Die Mengen an friesischem Text haben sehr zugenommen“, stellt Schmidt fest. Die Friesen haben Lust in ihrer Sprache zu schreiben, und wir sind gespannt, was uns erreicht.“

Seit 2001 gibt es den Erzählwettbewerb, der jetzt in die elfte Runde geht. Rund 45 bis 70 Geschichten sind jedes Jahr dabei. Insgesamt ist der Fundus bei weit über 400. Ein Plan sieht vor, sie irgendwann alle ins Internet zu stellen. Schon während des Corona-Log-downs waren auf der Seite des Nordfriisk Instituut regelmäßig friesische Geschichten der letztjährigen Wettbewerbe zu hören: Viel Freude und Bliiw’em sünj! – bleiben Sie gesund!, hieß es immer.

Noch ein Plan für dieses Jahr: Die eingereichten Geschichten nicht erst ein Jahr später, sondern spätestens zu Weihnachten, in einer wie auch immer gebunden Art parat zu haben. Noch schöner wäre es natürlich zum Wettbewerb direkt. „Wir arbeiten dran“, sagt Antje Arfsten und lacht.

So gehts:

Zwei Seiten Text DIN A4 (keine Prosa!)

Einsendeschluss ist der 19. Oktober.

Prämiert und vorgelesen werden die Siegergeschichten am 21. November 2020 ab 12 Uhr in der (großen) Nordsee-Akademie in Leck.

Einsendeadresse:

NDR 1 Welle Nord

Stichwirt Ferteel iinjsen!

Postfach 3452

24033 Kiel

Weitere Infos unter ndr.de/sh

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Über Undine Bischoff

Journalistin und Texterin. Fuhr mit drei Jahren zum ersten Mal über den Kniep – in einer Schubkarre. Weil ihr Vater da draußen eine Holzhütte baute, zwanzig Feriensommerjahre lang. Betextet Webseiten und Kataloge, schreibt für verschiedene Medien und natürlich für Amrum News.

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