Der Amrum-News Adventskalender – 2. Türchen


Backen mit meiner Mutter: ein Abenteuer der Generationen!

Backen mit meiner Mutter ist immer ein Abenteuer. Meine Mutter ist 91 Jahre alt. Früher hat sie alle Weihnachtskekse komplett selber gebacken. Sechs oder sieben verschiedene Sorten. Mindestens. Das geht heute natürlich nicht mehr, und so unterstütze ich Sie jetzt gerne.

Das ist allerdings nicht immer ganz einfach, weil ihre Vorgehensweise sich von meiner doch recht unterscheidet. Ich habe früher immer behauptet, meine Mutter würde jeden einzelnen Keks mit Vornamen kennen, weil sie solange braucht und alles so akkurat macht. Ich glaube, ich mache es auch ordentlich, versuche aber einzelne Arbeitsschritte zu rationalisieren oder ganz weg zu lassen. Konfliktpotenzial.

Ach ja … heute backen wir Husarenkrapfen – meine Lieblingskekse.

Für etwa 60 Stück braucht man:

250 g Mehl

150 g weiche Butter

80 g Zucker

2 Eigelbe

Mark von einer Vanilleschote

3-4 Tropfen Bittermandelöl

Kirschmarmelade

Puderzucker

Das muss genau werden … 🙂

Bei der Vorbereitung fängt es schon an. Meine Mutter möchte ihre alte Küchenwaage nehmen. Ich nehme aber meine Elektronische – die ist genauer. Die alte Dame murmelt einen leisen Kommentar vor sich hin. Als erstes geben wir die weiche Butter, den Zucker und die Eigelbe in eine Rührschüssel. Dazu kommt das Mark der ausgekratzten Vanilleschote. Aus den Augenwinkeln sehe ich, wie meine Mutter die Vanilleschote nochmal auskratzt. „Da ist ja noch die Hälfte drin.“ Ja, Mama. Jetzt kommen 3-4 Tropfen Bittermandelöl hinzu. „Tust du zu wenig rein, schmecken die Kekse nicht. Tust du zu viel rein, schmecken sie wie billige Marzipankartoffeln.“ Ah ja. Ich habe die Entscheidungsfreiheit zwischen drei oder vier Tropfen. Ich nehme vier.

Die Masse mit dem Mixer und dem Schneebesen gut verrühren. Wenn ich nach einer Minute aufhöre zu rühren, gibt es einen missbilligen Blick – kenne ich schon. Deswegen rühre ich gleich drei Minuten. Meine Mutter nickt zufrieden.

 

Fehlt nur noch das Mehl. Auch hier zeigen sich Differenzen. „Das Mehl muss gesiebt werden.“ Mehlwürmer gibt es doch nicht mehr, denke ich, werde aber gleich belehrt: „Da muss Luft unter das Mehl!“ Ok Mama, machen wir. Jetzt kommen die Knethaken an den Mixer. Und wenn Sie jetzt denken, das gesiebte Mehl käme mit einem Schwung in den Teig – weit gefehlt. Während ich mixe, löffelt meine Mutter mit einem Esslöffel den Teig bedächtig in die Rührschüssel. Das dauert. Zum Glück hat sie keinen Teelöffel genommen.  „Zum Backen braucht man Zeit, Junge.“ Ja … J.

Der fertige Teig wandert jetzt (nach einer kleinen Geschmacksprobe) in Frischhaltefolie eingewickelt für eine Stunde in den Kühlschrank. Pause.

 

Nicht zu viel, nicht zu wenig …

Mit frischem Mut geht es an das Formen der Husarenkrapfen. Ich habe aus dem Teig lange Würste geformt und schneide etwa kirschgroße Stücke ab, die meine Mutter zu Kugeln formt. „Zu ungleichmäßig“, erfahre ich. Okay … ich hole meine Küchenwaage, um exakte Ergebnisse zu gewährleisten. Wir einigen uns auf neun Gramm. Jetzt läufts!

Wenn das Blech voll ist, wird eine etwa 1cm tiefe Mulde mit dem Stil eines Holzkochlöffels in die Kugeln gedrückt. Nicht zu tief, nicht zu flach. Das Loch muss groß genug für ein etwa erbsengroßes Stück Kirschmarmelade sein. Die wird nun mit 2 kleinen Löffeln vorsichtig eingefüllt. Dann werden die Kekse für ca. 10 Minuten bei 180 °C goldbraun gebacken.

Friede nach getaner Arbeit … der Keks in der Mitte heißt übrigens Uschi … 🙂

„Sind zu wenig Kekse geworden, wie kann das sein“ fragt sich meine Mutter und schaut mich schon mal vorwurfsvoll an. „Trifft ja wohl nicht den Falschen … .“

Wenn die Kekse kalt sind, den Puderzucker mit Hilfe eines Siebes über die Husarenkrapfen streuen.

Ergebnis: Wunderbar leckere Kekse. Viel Spaß beim Nachbacken.

 

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Über Peter Lückel

Peter Lückel wurde 1961 in Duisburg geboren und ist in Mülheim an der Ruhr und Essen-Kettwig aufgewachsen. Seine Affinität zum Wasser hat ihn schon immer an das Meer gezogen. 1983 konnte er dem Sog nicht mehr widerstehen und ist sozusagen nach Amrum ausgewandert. Heute arbeitet er als freier Grafiker auf der Insel, ist verheiratet und hat 2 Kinder. Im Jahr 2000 hat er Amrum-News mit gegründet und ist dort Chefredakteur.

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5 comments

  1. Hans-Peter Traulsen

    Liebe Lückels, eine sehr schöne (Back-) Geschichte!!!! Ich werde das Rezept am Wochenende ausprobieren und versuchen, ebenso akurat vorzugehen ;-). Eine besinnliche, gesunde und fröhliche Adventszeit wünsche ich Euch aus Nebel

  2. christian wegner

    Hallo Zusammen. Auch wenn beide den gleichen Teig machen, schmeckt es bei Mutter immer anders -und besser! Welches Back/Kochgeheimniss haben Mütter?
    Christian Wegner

  3. Ich war bis letzten Mittwoch zur Mutter-Kind-Kur auf Amrum und habe mich total verliebt in die Insel. Ich werde am Wochenende die Husarenkrapfen nachbacken, um noch ein bisschen von der Insel zu träumen.
    Frau Antje

  4. Moin, ich habe heute Vormittag die Husarenkrapfen gebacken… Original nach Vorlage, sogar mit gesiebten Mehl !! Die Kekse sind so was von lecker; da fällt mein altes Rezept wirklich hinten runter. Lieben Dank. Auch die drollige Geschichte um das Backen herum…’wachsames Auge’… sag ich nur; wie meine Oma 🙂
    Jutta

  5. Hallo Peter, ein zauberhafter Bericht und ein gutes Rezept für leckere Kekse! Da kommen Erinnerungen hoch aus unserer gemeinsamen “Alten Heimat.” Herzlichen Dank dafür, aber auch für 20 Jahre “Amrum-News” – Eure von vielen Anhängern geschätzte informative Einrichtung wie ich finde.
    Eine besinnliche Adventszeit, Frohe Weihnachten und alles Gute weiterhin für Euch alle.
    Einen besonders lieben Gruß an Deine Mutter!
    Katharina

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