Wo wir es an dieser Stelle ja schon ein paar Mal mit der friesischen Sprache hatten, sei jetzt darauf hingewiesen, dass es ein Amrumer war, der sich als Pionier in Sachen nordfriesischer Sprachforschung hervortat. Sein Name: Mechlenburg! Lorenz Friedrich M. Mechlenburg. Geboren 1799 auf Amrum, gestorben ebenda 76 Jahre später. Fast 50 Jahre lang war er Pastor an St.-Clemens. An der Kirche, die wir alle kennen und lieben; nur hatte sie damals noch keinen Turm (siehe Buchtitel).
Sprachforschungsmäßig hat Mechlenburg von dieser abgelegenen Insel aus tatsächlich versucht, die nordfriesische Mundarten orthografisch zu einen. „Ein Himmelfahrtskommando“ sagt Reinhard Jannen. „So etwas gibt es bis heute nicht.“ Jannen, selbst Amrumer und einer der kundigsten Friesischexperten, hat jetzt über Amrums sprachforschenden Pastor ein Buch geschrieben, was sich auf genau dieses himmelfahrtsmäßige Unterfangen bezieht.
Dabei muss man im Kopf behalten, dass Mechlenburgs Spracharbeit nur Nebenjob war, dass er von einem kalten, funzelig beleuchteten Arbeitszimmer aus arbeitete und monatelang auf Antwort auf seine Briefe warten musste. Ein zähes Unterfangen … Von den Hoffnungen und Entbehrungen erzählt Jannen auch. Und auch davon, dass Mechlenburg zig seiner Kinder – er hatte zehn – selbst beerdigen musste.
Während uns im vorderen Teil des 364 Seiten starken Buches sehr plastisch Mechlenburgs Spracharbeit erzählt wird, finden sich in der zweiten Hälfte zig seiner Abschriften und Gedichte. Was für Fans Unsere Empfehlung für heute!
Reinhard Jannen: Lorenz Friedrich M. Mechlenburg (1799-1875) Pionier der nordfriesischen Sprachforschung. Insel Amrum: Verlag Jens Quedens 2020, 364 Seiten, 29,90 Euro.