Vor Beginn des Grundschulbesuches ist für die angehenden Schulkinder eine schulärtzliche Untersuchung vorgesehen. Die Schuleingangsuntersuchung der Kinder- und Jugendärztlichen Dienste der Gesundheitsämter stellt fest, ob das Kind den Anforderungen des Schulalltags körperlich und seelisch gewachsen ist.
“ Es wird angestrebt, die Untersuchung in den jeweiligen kreisfreien Städten und Kreisen wohnortnah in der Kindertageseinrichtung, der zuständigen Grundschule oder dem zuständigen Gesundheitsamt anzubieten“, so die Schleswig – Holsteinischen Landesverordnung. Wohnortnah hat für Amrum immer bedeutet, dass die Ärzte des Gesundheitsamtes auf die Insel kamen und alle in Frage kommenden Kinder in der Schule untersucht wurden.
Für die jetzt anstehende Schulärztliche Untersuchung wird dieses für Amrum jedoch anders sein. In einem Brief des Gesundheitsamtes an die Eltern wurde mitgeteilt, dass die Untersuchung im Gesundheitsamt Niebüll durchgeführt werden soll. Als Grund wird auf die coronabedingten besonderen Hygienestandards und deren höheren Zeitaufwand hingewiesen.
Dies bedeutet für 25 Amrumer Familien, dass sie nun für diese Untersuchung mit dem Kind nach Niebüll fahren müssen, eine Tagesreise, inklusiv Kosten für Fähre und Bahn oder PKW. Bei Familien mit mehreren Kindern müssen beide Elternteile Urlaub nehmen, ein Elternteil fährt mit dem Kind nach Niebüll, der andere versorgt die anderen Kinder auf Amrum. „Das ist für uns völlig unakzeptabel,“ so die Mutter eines betroffenen Kindes, „ich kann nur vermuten, dass sich das Gesundheitsamtes nicht darüber im Klaren ist, wie groß der Aufwand für uns Amrumer ist. Wir sind auch der Meinung, dass das Ansteckungsrisiko für uns Amrumer viel größer ist, wenn wir alle mit der Fähre und der Bahn nach Niebüll fahren müssen, als wenn geimpfte/getestete Ärzte nach Amrum kommen. Viele betroffene Eltern überlegen ernsthaft, ob sie dieser Aufforderung überhaupt nachkommen wollen.“
Auf Nachfrage beim Gesundheitsamt bestätigte die Presseabteilung, dass coronabedingte Hygieneanforderungen der Grund für diese Entscheidung sind. „Wir können in der Öömrang Skuul nicht die notwendigen Hygienestandards wie im Gesundheitsamt einhalten und durch die notwendigen Lüftungszeiten nach jeder Untersuchung, ist dieses auch zu zeitintensiv. Für das Gesundheitsamt ist es zeitsparender, wenn die Amrumer Kinder zur Untersuchung nach Niebüll kommen,“ so Pressesprecher Hans Martin Slopianka. In diesem Zusammenhang wies Slopianka auf die große Arbeitsbelastung des Gesundheitsamtes hin und sicherte zu, dass es in diesem Jahr eine coronabedingte Ausnahme ist. In den kommenden Jahren werden die Ärzte des Gesundheitsamtes zur Einschulungsuntersuchung wieder auf die Insel kommen.
Auch Amrums Schuldirektor Jörn Tadsen hofft, dass es sich dieses Mal um eine Ausnahme handelt.
„Wir haben in einer Ausschusssitzung des Kreistages darüber gesprochen, dass coronabedingt die letzten Schuluntersuchungen nicht wie üblich durchgeführt werden konnten und dass dieses nun zügig nachgeholt werden soll. Es war jedoch nicht davon die Rede, dass jetzt die Inselkinder alle nach Niebüll fahren müssen. Ich werde die dafür zuständigen Stellen im Kreis zeitnah kontaktieren und versuchen, eine Lösung herbeizuführen, diese doch sehr aufwendige Fahrerei für die Amrumer zu vermeiden,“ so der Amrumer Kreistagsabgeordnete Martin Drews.